Google und andere Suchmaschinen sollen in Deutschland für Nachrichten im Internet bezahlen

Berlin – Internetsuchmaschinen und Aggregatoren sollen künftig deutschen Verlagen Gebühren für die Veröffentlichung ihrer Nachrichten zahlen. Dem trägt der Regierungsentwurf Rechnung, den das Kabinett von Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwoch als Beitrag zum besseren Schutz des Online-Journalismus verabschiedet hat. Allerdings sorgte der Standard nicht nur bei der Nummer eins in diesem Bereich, Google, für erhebliche Kritik. Einige Gegner weisen darauf hin, dass es den Internetgiganten überhaupt nicht berühren muss und sich im Gegenteil gegen die Verlage wenden kann, die davon profitieren sollen.

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Die Regierung will ihnen mit dem neuen Gesetz ein Instrument an die Hand geben, mit dem sie von den Betreibern von Suchmaschinen und News-Aggregatoren eine Lizenzgebühr für die Anzeige eines Auszugs des Artikels zusätzlich zum Link zum Artikel verlangen können.

„Die Verlage werden damit angemessen an den Gewinnen beteiligt, die Suchmaschinenbetreiber und ihnen ähnliche Dienstleister durch die Nutzung der Arbeit der Verlage erzielen“, begründete Justizministerin Sabine Leutheusserová-Schnarrenberger den Vorschlag.

Das Honorar soll sich hauptsächlich auf die Veröffentlichung des Textes beziehen. Für die bloße Bereitstellung eines Links, der den Nutzer auf die Website des Mediums mit der Originalbotschaft weiterleitet, fallen keine Kosten an, ebenso die Nutzung des Inhalts innerhalb des Zitats. Die neue Maßnahme, die noch von den Abgeordneten genehmigt werden muss, gilt nicht für Blogger, Unternehmen, Gewerkschaften, Anwaltskanzleien oder private Nutzer des globalen Netzwerks.

„Es ist ein wichtiges Signal für den Schutz des geistigen Eigentums im Internet“, betonte Kulturminister Bernd Neumann den Gesetzentwurf. Begrüßt wurde dies auch von deutschen Verlagen, die eine solche Maßnahme schon seit längerem fordern.

Schwarzer Tag

Google hingegen sprach von einem „schwarzen Tag für das Internet in Deutschland“. „Das Suchen und Finden im deutschen Netz wird massiv gestört. Dieser Eingriff in das Internet ist weltweit beispiellos“, kritisierte Google-Sprecher Kay Oberbeck die Norm. Der deutsche IT-Branchenverband Bitkom sieht darin ein negatives Signal für Unternehmer und Investoren der Branche und befürchtet, dass es sie aus Deutschland ablockt.

„Wir sind der festen Überzeugung, dass die neue gesetzliche Regelung den Verlagen nichts bringt und nur zur Rechtsunsicherheit beiträgt. Sie ist nicht notwendig, sie ist strukturell fehlerhaft und wird keine größere Pressefreiheit bringen“, kritisierte auch der Bundesverband Digitale Gesellschaft. Kritik an dem Vorschlag gab es auch von den oppositionellen Sozialdemokraten und Grünen oder von der Piratenpartei.

Laut Kommentatoren weist „Lex Google“, wie die deutschen Medien es umgehend umtauften, mehrere Schwachstellen auf. Obwohl es in erster Linie auf den stärksten Anbieter unter den Internet-Suchmaschinen abzielt, trifft der Wortlaut des Vorschlags möglicherweise nicht auf ihn zu. Demnach nur diejenigen, deren „Geschäftsmodell maßgeblich auf die Veröffentlichung von Inhalten ausgerichtet ist“. Im Fall von Google betrifft dies jedoch nur einen Bruchteil seiner Seiten, allen voran den Google News-Aggregator.

„Die Frage, ob Google davon überhaupt betroffen ist, ist völlig berechtigt“, bestätigte der Sprecher. Er verwies auf eine Studie des Beratungsunternehmens TRG, auf die sich auch die Regierung stützte, wonach nur acht Prozent der Suchergebnisse auf Google-Seiten inhaltlich deutschen Verlagen gehören.

Darüber hinaus können Betreiber von Suchmaschinen und Aggregatoren laut Kommentatoren die Nutzung der Verlagstexte einfach einstellen. Dadurch wird die Reichweite ihrer Nachrichten verringert und der Verkehr auf ihren Websites verringert, was einer der Schlüsselfaktoren für das Anbieten von Internetwerbung ist.

Der Wochenzeitung „Die Zeit“ zufolge geht es in dem ganzen Fall neben Geld auch um eine Machtdemonstration deutscher Verleger, angeführt vom einflussreichen Axel-Springer-Konzern. „Es geht auch darum, dem Giganten Google zu zeigen, dass er nicht machen kann, was er will. Vor allem, dass er sich kein Gesetz schaffen lassen kann“, bemerkte Die Zeit.

Katrin Taube

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