Deutschland steht endlich Putins Russland gegenüber

Die Rede von Olaf Scholz im Bundestag markiert eine neue Ära in der deutschen Politik gegenüber Moskau und der Abwehrfrage. Es ist an der Zeit, dass Berlin klar Stellung bezieht, sagt DW-Chefredakteurin Manuela Kasper-Claridge. Es war eine beeindruckende Leistung von Bundeskanzler Olaf Scholz, seiner Rede zur Ukraine vor dem Deutschen Bundestag. Die Politik der zögernden Schritte liegt hinter uns. Deutschland wird die Ukraine nun auch mit Waffen beliefern und kräftig in die Bundeswehr investieren. Dies markiert den Beginn einer Wende. Das hat die Kanzlerin sehr deutlich gemacht. Die Bundesregierung tritt entschieden gegen den Aggressor Russland auf. Schließlich sehen die NATO-Verbündeten, insbesondere in den baltischen Staaten, ein Zeichen der Entschlossenheit aus Deutschland. Denn in dieser Region wird befürchtet, Putin wolle nicht nur die Ukraine einnehmen, sondern auch ihre Länder wieder in den Einflussbereich bringen. Scholz hat deutlich gemacht, dass Deutschland dies nicht duldet und an seinem Bekenntnis zur Nato festhält. Lassen Sie uns schließlich erkennen. Weil zu viel Zeit mit Argumenten und Herumreden verbracht wurde. Ein Signal für das russische Volk Aber – und das ist auch wichtig – die Aussöhnung zwischen Deutschland und Russland bleibt historisch eine wichtige Säule deutscher Politik, wie Scholz betonte. Ein wichtiges Signal an die russische Bevölkerung, die Putins Krieg gegen die Ukraine keineswegs geschlossen unterstützt, wie zahlreiche Demonstrationen im Land zeigen. Aber machen Sie keinen Fehler. Diese Wende in Deutschland wird teuer und wahrscheinlich auch schmerzhaft. Allein in diesem Jahr soll die Bundeswehr 100 Milliarden Euro zusätzlich erhalten. Im Gegenzug muss an anderer Stelle gespart werden. Russland muss von der Weltwirtschaft isoliert werden. Hohe Energiepreise, Lieferengpässe und der teilweise Zusammenbruch des Rohstoffhandels könnten die unmittelbaren Folgen sein. Darauf müssen sich die Deutschen einstellen. Hier muss die Regierung sehr schnell aufzeigen, wie das Land damit umgeht, welche Maßnahmen zu ergreifen sind – auch in enger Zusammenarbeit mit der Opposition. Union ist jetzt gefragt. Ohne die kritische Diskussion aufzugeben. Gasversorgung Zwar unterstützt Deutschland endlich den Ausschluss russischer Banken aus dem internationalen SWIFT-Zahlungssystem. Die Konsequenzen müssen jedoch allen klar sein und auch kommuniziert werden: Es wird voraussichtlich zu einer Unterbrechung der Versorgung mit russischem Gas kommen, weil Gas ohne Swift nicht mehr bezahlt werden kann. Vergeltungsmaßnahmen, so populär und korrekt sie auch sein mögen, werden teuer sein. Und Sanktionen wirken oft nur langfristig. Für die Menschen in der Ukraine, die gegen den russischen Aggressor kämpfen, ist dieser Wendepunkt in der deutschen Politik bedeutsam. Sie weiß endlich, dass Deutschland bereit ist, mehr zu tun, als nur ein paar tausend Helme zu schicken. Es ist ein wichtiges Signal des Bundeskanzlers und seiner Regierung aus Sozialdemokraten, Grünen und Liberalen. Diese klare Positionierung Deutschlands fehlte lange, lange. Jetzt ist er da. Gut so sei es. Manuela Kasper-Claridge ist Chefredakteurin der DW. Der Text gibt die persönliche Meinung des Autors und nicht unbedingt die der DW wieder. Autorin: Manuela Kasper-Claridge

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