Putins Freund wie ein Zaunpfahl. Mitarbeiter verließen Schröder

Als ehemaliger Bundeskanzler hat Gerhard Schröder Anspruch auf ein staatlich bezahltes Sekretariat mit mehreren Assistenten und einem Fahrer. Doch jetzt muss er sich nur noch mit einem leeren Büro zufrieden geben. Alle vier Mitarbeiter verließen Schröder.

Der Grund sind höchstwahrscheinlich seine anhaltenden Verbindungen zu russischen Energieunternehmen in der Nähe des Kremls. Schröder ist nach wie vor Aufsichtsratsvorsitzender des Ölkonzerns Rosneft und hält leitende Positionen in den Unternehmen, die die Gaspipelines Nord Stream und Nord Stream 2 abdecken.

Mehrere andere pensionierte europäische Politiker verließen russische Unternehmen. Kurz nach Beginn der Invasion reagierten die ehemaligen Ministerpräsidenten von Finnland und Italien, Esko Aho und Matteo Renzi, auf diese Weise. Der frühere französische Ministerpräsident Francois Fillon ist am Freitag von seinen Ämtern in zwei russischen Unternehmen zurückgetreten.

„Ich kann bestätigen, dass sich vier Mitarbeiter der Geschäftsstelle auf andere Stellen beworben haben“, bestätigte der langjährige Leiter der Schröder-Geschäftsstelle und Autor seiner Reden, Albrecht Funk. Laut The Pioneer soll er wollen, dass sich der Ex-Kanzler schnell und deutlich von Russlands Präsident Wladimir Putin distanziert und russische Unternehmen verlässt. Als er scheiterte, baten er und andere Mitarbeiter um Versetzung auf andere Stellen im Bundeskanzleramt.

Schröder, der sich bisher nicht zum Abgang seiner Kollegen geäußert hat, ist ein langjähriger Freund Putins. Nach dem Angriff auf die Ukraine forderte er Moskau auf, die Kämpfe einzustellen, gab aber Positionen in dem Kreml unterstellten Unternehmen nicht auf.

Schon vor der russischen Invasion geriet Schröder in die Kritik der deutschen Medien, weil er die russische Politik verteidigte und der Ukraine die Schuld an den zunehmenden Spannungen gab. Kritiker haben seine Rolle bei der Förderung der von Gazprom kontrollierten Pipeline Nord Stream 2 hervorgehoben. Die aktuelle Bundesregierung, Bundeskanzler Olaf Scholz, der wie Schröder SPD-Mitglied ist, hat die Pipeline nach dem russischen Angriff eingefroren.

Schröder ist in den vergangenen Tagen zunehmend politisch unter Druck geraten. Der neue Vorsitzende der SPD, Lars Klingbeil, distanzierte sich am Samstag öffentlich von ihm.

„Als ehemaliger Bundeskanzler agiert man nie ganz privat. Schon gar nicht in einer Situation wie der jetzigen. Das Ende der Handelsbeziehungen mit Putin ist daher längst überfällig. Damit rechne ich auf jeden Fall“, sagte Klingbeil.

Doch selbst das reicht nach Meinung einiger Politiker der größten Oppositionsfraktion, der CDU/CSU, nicht aus. Sie fordern, dass Schröder das Privileg eines staatlich bezahlten Amtes entzieht. Sie begründen dies damit, dass sie nicht deutsche, sondern russische Interessen verteidigen.

Die Schweizer Verlagsgruppe Ringier hat am Dienstag ihre Zusammenarbeit mit Schröder beendet. Laut Kurz Benachrichtigung Unternehmen geschah dies im gegenseitigen Einvernehmen. Der Altkanzler arbeitete beim Verlag als Referent für Außenbeziehungen.

Update 18.50 Uhr: Informationen zum Ende der Zusammenarbeit von Schröder mit dem Ringier-Verlag hinzugefügt.

Aldrich Sachs

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