Für die deutsche Linke ist dies das erste Mal seit fünfzehn Jahren. Einen Monat vor der Bundestagswahl übernimmt die SPD um Finanzminister Olaf Scholz die Führung im Rennen um die Nachfolge von Angela Merkel. Laut einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage des Forsa-Instituts erreichte er 23 Prozent der Stimmen und liegt damit einen Punkt vor der CDU-CSU-Union. Die Grünen sammeln nur 18% der Wahlabsichten.
Auf ein solches Szenario hätte niemand gewettet: Vor dem Sommer stagnierte die SPD in den Umfragen bei 15 %. Fast auf den Fersen der Liberalen lag er weit hinter CDU und Umweltschützern, die sich sicher schienen, gemeinsam die künftige Regierung zu bilden. Ganz zu schweigen von den Fehltritten der Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock und des Christdemokraten Armin Laschet.
Fieber bei der CDU
Die Vorwürfe des Plagiats und der Ausschmückung seines Lebenslaufs setzten der „Analenamania“ des Frühjahrs ein Ende. Der 40-jährigen Umweltschützerin gelang es im Übrigen trotz der sintflutartigen Regenfälle, die im Juli im Westen des Landes fielen, nicht, das Klima zu ihrem Vorteil wiederzubeleben. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet wird wegen seines Kicherns während einer Hochwasserfahrt stark kritisiert. Die Bilder machten in den sozialen Medien die Runde und ruinierten das Image des zuverlässigen Managers, den er zu installieren hoffte.
Auch innerhalb seiner Partei ist das Fieber spürbar: Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Civey-Instituts wünschen sich 70 Prozent der CDU-Anhänger, dass er seine Kandidatur zugunsten seines ehemaligen Rivalen, des Sozialministerpräsidenten, aufgibt. Bayern Christian, Markus Söder. Letztere lehnte dieses Szenario ab, aber es kommen sogar innerhalb der deutschen Bevölkerung auf 52 % der Befragten.
Olaf Scholz gibt sich als Merkels Erbe aus
Als er Mitte Juli mit Stiefeln bewaffnet durch die vom Hochwasser verwüstete Region spazierte und den geschockten Einwohnern schnelle finanzielle Hilfe versprach, schien Olaf Scholz der richtige Mann für den Job zu sein. Während Angela Merkel sich nach vier Amtszeiten darauf vorbereitet, die politische Szene zu verlassen, scheint ihre Vizekanzlerin für vier Jahre und Arbeitsministerin während der Krise von 2008 das Erbe des Lieblingspolitikers der Deutschen am ehesten fortzusetzen.
Bei einem Direktwahlrecht würde Olaf Scholz laut einer Dimap-Studie seine Konkurrenten mit 41 % der Stimmen abhängen, gegenüber 16 % für Armin Laschet und 12 % für Annalena Baerbock. Wird es dem Vizekanzler als erster Wahlkampfpartei gelingen, die 16-jährige CDU-Herrschaft zu beenden, wie es 1998 Gerhard Schröder getan hatte? Leider entspricht seine Positionierung nicht den Bestrebungen seiner Wählerschaft.
Die SPD ist nicht Olaf Scholz
„Olaf Scholz verkörpert die ‚pragmatische‘ SPD der Ära Schröder“, erinnert sich Etienne Dubslaff in einer aktuellen Mitteilung des Studienausschusses deutsch-französische Beziehungen. Diese zentristische Positionierung, die am Anfang der Anfang der 2000er Jahre verfolgten Strategie zur Sanierung und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands stand, wurde jedoch „als Verrat an der traditionellen Wählerschaft erlebt“, schreibt der Forscher.
Auch Olaf Scholz erlitt im Herbst 2019 eine regelrechte Brüskierung, als er sah, dass er das Duo aus Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans, unterstützt von Kevin Kühnert, dem Vizepräsidenten der SPD und ehemaligen für ihre Forderungen bekannten Jungsozialisten, vorziehen wollte . Sozial.
Das Wahlkampfprogramm „Respekt“ der SPD trägt die Handschrift dieses Anspruchs. Er fordert einen Mindestlohn von 12 Euro brutto pro Stunde gegenüber derzeit 9,50 Euro, ein nach dem Einkommen der Eltern berechnetes Mindesteinkommen für jedes Kind, eine Vermögenssteuer und einen Rahmen für die Mieten. Es besteht kein Zweifel, dass Armin Laschet in den kommenden Tagen versuchen wird, diese spaltenden Themen wieder in den Vordergrund zu rücken.
„Web pioneer. Typical pop culture geek. Certified communicator. Professional internet fanatic.“