Deutschland ist mit Windmühlen überschwemmt. Der Bau übertraf alle Erwartungen

Im letzten Jahr wurden viele deutsche Dörfer von Türmen mit Propellern umgeben. Das Land hat so viele Windparks wie nie zuvor, und neue kommen viel schneller hinzu, als es der Regierung in Berlin lieb ist. Schuld sind der lange Schatten von Fukushima und die bayerische Politik.

Eine seit Mai dieses Jahres gültige Novelle des deutschen Energiegesetzes legt „Korridore“, also Unter- und Obergrenzen für die Leistung neu errichteter Erneuerbarer Energien fest. Berlin will das erforderliche Bauniveau durch eine Erhöhung oder Verringerung der staatlichen Förderung erreichen.

Allerdings hat dieses Jahr bereits gezeigt, dass der Weg nicht über eine Änderung der Förderhöhe führt. Nach Angaben des Tagebuchs Die Welt nämlich der Bau von Windparks übertraf das angestrebte Ziel um mehr als ein Drittel. Und auch nächstes Jahr soll sich laut Prognosen nicht viel ändern.

Deutscher Rekord

Laut Gesetz sollten in diesem Jahr in Deutschland Windkraftanlagen mit einer Leistung von 2400 bis 2600 Megawatt gebaut werden. Doch wie die Betreiber der deutschen Übertragungsnetze mitteilten, sollen noch in diesem Jahr Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 2700 Megawatt ans Netz gehen. Weitere 900 Megawatt müssen dem Haus hinzugefügt werden, die durch die Modernisierung bestehender Kraftwerke oder deren Ersatz durch neue ans Netz kommen.

Auch nach Abzug der entschädigungslos stillgelegten Kraftwerke gingen 3350 Megawatt ans Netz – 35 Prozent über der gesetzlichen Obergrenze. Es ist auch ein neuer deutscher Rekord.

Fusion des deutschen Windparks Baltic 1Autor: EnBW

Bau des deutschen Windparks Baltic 1

Die Überschreitung des Ziels ist nach Angaben der Windenergieanlagenbetreiber kein Problem. Windparks kompensierten nur den schwachen Bau anderer Erneuerbarer.

Das Wachstum wird fortgesetzt

Die Gewerkschaft BWE behauptet, dass vor allem die Bundesländer im Südwesten Deutschlands den Bau von Windparks nach dem Ausstieg Berlins aus dem Kernkraftwerk stark unterstützt haben. „Diesen Fukushima-Effekt werden wir noch drei bis fünf Jahre spüren“, sagte BWE-Sprecher Wolfram Axthelm.

Zur weiteren Entwicklung trugen auch neue Windparks bei, die für windschwächere Gebiete konzipiert wurden. Damit sei Bauen „auch in Gebieten möglich, die bisher als nicht geeignet galten“, ergänzte Axthelm.

Unerwartete Unterstützung aus Bayern

Bayern hat den Bau von Windparks wohl am meisten unterstützt, und sicherlich ungewollt durch die Einführung strenger Regeln zum Mindestabstand von Windparks zu bewohnten Gebäuden. Im größten Bundesland seien deshalb „Bedenken vor einem kompletten Verbot aufgekommen“, erklärte Axthelm. In Panik begannen einige Kommunen, deutlich mehr Baugenehmigungen zu erteilen, und allein im ersten Halbjahr verdoppelte sich die Zahl der Windpark-Neubauten in Bayern.

Weil der Bau die empfohlene Grenze überschritten hat, werden Windparkbetreiber ab 2016 1,2 Prozent der staatlichen Beihilfen verlieren. „Es wird die Branche nicht töten“, antwortete ein namentlich nicht genannter Experte in einer deutschen Zeitung.

Katrin Taube

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