Das Ende der Volksautos? Der VW-Konzern wird sein Angebot um 60 % reduzieren. Er will weniger Autos produzieren, dafür aber mehr Gewinn

Quelle: Volkswagen Pressedienst
  • Der Volkswagen Konzern wird sein Angebot an Verbrennungsmotor-Modellen bis zum Ende des Jahrzehnts um 60 Prozent reduzieren

  • Neu sollen Premium-Marken bevorzugt werden, weil ihre Modelle mehr Gewinn bringen

  • Volkswagen will sich nicht länger auf die Maximierung von Absatz und Marktanteil konzentrieren

Der Volkswagen Konzern, zu dem zahlreiche Marken gehören, darunter auch Škoda, wird seine Geschäftsstrategie ändern. Während es in der Vergangenheit vor allem darum ging, so viele Autos wie möglich zu verkaufen und möglichst viele Marktanteile zu besetzen, damit der gesamte Konzern schließlich zum weltgrößten Hersteller werden könnte, werden in naher Zukunft große Veränderungen erwartet. Verkaufszahlen werden nicht mehr das Wichtigste sein. Der deutsche Konzern will weniger Autos verkaufen, die qualitativ besser, aber auch teurer sein sollen, und damit mehr Gewinn erwirtschaften.

Änderungen in der Geschäftsstrategie schlug Arno Antlitz, Finanzvorstand von VW, in einem Interview vor pro Financial Times. Das zentrale Ziel sei nicht mehr Wachstum, sondern Marge und Qualität. Die neue Strategie besteht darin, das Angebot stark zu reduzieren. Die Gruppe vertreibt derzeit mehr als hundert verschiedene Modelle mit Benzin- und Dieselmotoren über mehrere Marken. Bis zum Ende dieses Jahrzehnts wird ihre Zahl um etwa 60 % zurückgehen. Auch der Umstieg auf die Elektromobilität spielt bei dieser Entscheidung eine Rolle, auch wenn es nach aktuellen Informationen den Anschein hat, dass nicht jedes Verbrenner-Modell sein elektrisches Äquivalent bekommt.

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Der Konzern geht laut Arno Antlitz weiterhin davon aus, dass der Preis von Elektroautos auf das Niveau von Autos mit Verbrennungsmotor sinken wird. Allerdings verteuerte der Krieg in der Ukraine auch die für die Batterieproduktion benötigten Rohstoffe. Der Konzern hofft jedoch weiterhin, dass sich die Situation in naher Zukunft auflöst und sich die Preise zumindest teilweise wieder normalisieren.

Produktionsprobleme, Rekordgewinne

Der Strategiewechsel des Volkswagen Konzerns weist auf tiefgreifende Veränderungen in der Automobilindustrie als solcher hin. Obwohl im vergangenen Jahr von Halbleiterknappheit und Problemen in der Produktion die Rede war, machten viele Autobauer auch 2021 Rekordgewinne.

Der VW-Konzern bevorzugte die Premiummarken Audi oder Porsche, und das Geschäftsergebnis entsprach dem. Auch Mercedes-Benz und BMW verzeichneten im vergangenen Jahr Rekordgewinne. Nach Angaben der Financial Times Das Management aller drei Autobauer verhehlt nicht, dass die Praxis, weniger Autos zu höheren Preisen zu verkaufen, auch nach der Lösung der Probleme in der Lieferkette anhalten wird. Für Kunden bedeutet dies im Grunde, dass die Rabattfrist abgelaufen ist.

Auch finanziell steht der Volkswagen Konzern dank Sparmaßnahmen gut da. Laut Finanzvorstand Arno Antlitz hat der deutsche Hersteller bereits 2019 seine Fixkosten um zehn Prozent gesenkt und gleichzeitig in die Entwicklung neuer Software und neuer Technologien investiert. Rund 52 Milliarden Euro wurden in die Elektromobilität investiert. Allerdings soll diese Investition nicht dazu dienen, die Produktionskapazitäten zu erhöhen, sondern die bestehenden auf die Produktion von Elektroautos umzustellen.

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Aldrich Sachs

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