Bayerischer Ministerpräsident: Merkel hat Migranten eingeladen, jetzt werden wir mit ihnen überhäuft

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer hat Bundeskanzlerin Angela Merkel für ihren Umgang mit der Flüchtlingskrise scharf kritisiert. Ihm zufolge habe sie mit ihren Aussagen Flüchtlinge im Grunde eingeladen, von Ungarn nach Deutschland zu ziehen. Seehofer erklärte auch, dass die gerechte Verteilung von Flüchtlingen in der Europäischen Union nicht funktioniere, aber auch nicht in Deutschland, und dass Bayern mit dem Zuzug von Migranten überfordert sei.

Merkel habe laut Seehofer einen grundlegenden Fehler begangen, als sie klarstellte, dass Flüchtlinge aus Syrien gute Chancen auf Asyl in Deutschland haben, obwohl sie die EU-Grenzen in einem anderen Land überquert haben. „Deutschland hat damit die (europäischen Asyl-)Regeln außer Kraft gesetzt“, sagte Seehofer vor dem Parteitag seiner regierenden Christlich Sozialen Union (CSU).

Die meisten Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, überqueren die Landesgrenzen in Bayern, und ihre Verteilung auf die anderen Bundesländer erfolgt schleppend. Seehofer erklärte, das größte Bundesland könne diesen Zustand nicht länger hinnehmen. „Es ist nicht möglich, die Arbeit so aufzuteilen, dass die einen über Moral und Menschlichkeit reden und die anderen die ganze Arbeit machen und die Mittel bereitstellen“, sagte er und wandte sich offenbar an die CDU-Schwesterparteichefin Angela Merkel.

Seehofer warf Deutschlands nationalen Politikern auch vor, den Menschen gegenüber Flüchtlingen zu gefallen, ohne wirkliche Arbeit zu leisten. Ihm zufolge kommen aus Berlin nur „warme Worte“, und hochrangige Politiker besuchen Flüchtlingseinrichtungen und machen Fotos mit ihnen, obwohl solche Treffen keinen wirklichen Nutzen haben.

Gastgeber ist die CSU Orbán

Der bayerische Ministerpräsident forderte Solidarität in der Europäischen Union bei der Verteilung von Flüchtlingen, aber die gleiche Solidarität muss seiner Meinung nach auch zwischen den deutschen Bundesländern bestehen. „Aktuell machen wir die meiste Arbeit für ganz Europa. Das muss sich ändern“, sagte er.

Gast des CSU-Treffens an diesem Vormittag wird auch der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán sein, der sich in den vergangenen Wochen entschieden gegen die Aufnahme von Flüchtlingen ausgesprochen hat. Seine Teilnahme provozierte Kritik bei den deutschen Oppositionsparteien Grüne und Linke, auch die regierende Sozialdemokratie (SPD) widersprach ihr. Seehofer verteidigt jedoch die Einladung Orbáns, es sei unmöglich, über die Lösung der Flüchtlingskrise in der EU zu sprechen und dabei Ungarn außer Acht zu lassen, wo Tausende von Flüchtlingen auf der sogenannten Balkanroute unterwegs seien.

Auch Manfred Weber, Vorsitzender der Fraktion der Europäischen Volkspartei (EVP) im Europaparlament und Mitglied der CSU, verteidigte Orbáns Teilnahme am Parteitag. „Viele kritisieren Ungarn, bieten aber selbst keine Lösung“, sagte er der Passauer Neuen Presse.

Ministerpräsident Orbán tut weitgehend, was ihm die Dublin- und Schengen-Konventionen vorschreiben – anders als beispielsweise Griechenland. Deshalb müssen wir uns mit ihm auseinandersetzen

„Ministerpräsident Orbán tut weitgehend, was ihm die Dublin- und Schengen-Konventionen vorschreiben – anders als beispielsweise Griechenland. Deshalb müssen wir uns mit ihm auseinandersetzen“, verwies er auf die Abkommen, die die Regeln für die Freizügigkeit in der EU festlegen und europäisches Asylrecht.

Weber sprach sich auch für einen stärkeren Schutz der Unionsgrenzen aus. „Es muss mehr Zäune geben“, sagte er. „Es ist heute nicht möglich, dass Hunderttausende Flüchtlinge ungehindert durch Europa reisen. „Einige EU-Länder sichern ihre Grenzen einfach nicht und kontrollieren nicht, wer nach Europa kommt“, fügte er hinzu.

Katrin Taube

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