Geschichte und Wirtschaftstheorie haben argumentiert, dass ein fester Wechselkurs nicht lange hält, wenn die Inflation in einem bestimmten Land grassiert und gleichzeitig tiefe Auslandsdefizite aufweist. Rumänien gerät allmählich in eine solche Situation. Obwohl der rumänische Lei nicht offiziell an den Euro gekoppelt ist, verhält sich die rumänische Zentralbank seit Anfang September und hält den EUR / RON nahe bei 4,9500.
Dieser feste Wechselkurs ist jedoch nicht mit der rumänischen Wirtschaftspolitik vereinbar, wo die Regierung ein hohes Staatshaushaltsdefizit aufrechterhält, das sie unter den Kessel legt und das Leistungsbilanzdefizit erhöht. Lag das rumänische Defizit im Jahr 2020 gegenüber dem Rest der Welt bei 5,1 % des BIP, wird es in diesem Jahr aufgrund der höheren Energiepreise und des Importvolumens bei knapp 7 % des BIP liegen. Etwa 3 % des BIP gelten als nachhaltig.
Entwicklung des rumänischen Leistungsbilanzsaldos in Millionen Euro pro Monat:
Selbst die Zentralbank versucht nicht, den Staatsbetrieb zu finanzieren, um ausländische Investoren mit höheren Zinsen anzuziehen. Im Vergleich zur Tschechischen Nationalbank ist die rumänische Bank deutlich weniger aggressiv und hat die Zinsen bisher von nur 1,25 auf 1,75% erhöht. Angesichts der Ausverkäufe riskanter Währungen und der allgemeinen Straffung der Geldpolitik in den Schwellenländern ist dies ein sehr schwaches Gebräu.
Rumänische Zinsentwicklung in %:
Die Verschwendung der Regierung und die laue Reaktion der Zentralbank zeigen sich bereits in der Inflationsentwicklung. In Rumänien stiegen die Verbraucherpreise im November gegenüber dem Vorjahr um 7,8 %, und wie in Tschechien bremste die lokale Regierung den Anstieg der Strompreise noch durch eine Begrenzung. Ohne diese künstliche staatliche Intervention würde die Inflation 8% deutlich übersteigen. Hand aufs Herz, wer würde eine solche Währung kaufen, wenn sie 1,75% pa Zinsen dafür bekommen?
Entwicklung der rumänischen Inflation im Jahresvergleich in %:
Berücksichtigt man die Kehrseite der Medaille beim Währungspaar EUR / RON, sind eine Inflation von 4,9% und Zinsen von -0,5% im Euroraum derzeit auch nicht sehr attraktiv. Im Vergleich zu Rumänien hält die Währungsunion ihre Leistungsbilanz jedoch noch im Überschuss, die Inflation ist durch die Änderung der deutschen Mehrwertsteuer eher überbewertet (Auswirkung von ca. 0,4%) und hat vor allem den Status einer sicheren Währung der Industrieländer.
Daher wird der rumänische Lei seinen Wechselkurs gegenüber dem Euro nicht beibehalten, wenn Rumänien in den kommenden Monaten seine Geldpolitik nicht deutlich strafft, zB durch eine Zinserhöhung auf 4%. Rumäniens Devisenreserven machen nur 18% des BIP aus, so dass Rumänien sich im Falle spekulativer währungsschwächender Transaktionen nicht allzu lange wehren könnte.
Entwicklung des Währungspaares EUR / RON (4-Stunden-Chart – H4):
Tomas Raputa
FXstreet.cz Analyseteam
Quellen: MT4, tradingeconomics.com
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