Vor 80 Jahren hat uns Stefan Zweig verlassen

Stefan Zweig begeisterte sich schon früh für Literatur und Geschichte. Er studierte Philosophie an der Universität Wien, promovierte 1904. Mit 15 Jahren veröffentlichte er eine erste Gedichtsammlung und wandte sich dann schnell der Kurzform zu, in der er sich auszeichnete.

Wien war damals die Hauptstadt eines Reiches, Österreich-Ungarns, und eine Weltstadt. Zweig, dessen gebürtige Mutter aus Ancona Italienisch spricht, fühlt sich im Herzen nomadisch. Er spricht fünf Sprachen, reist viel durch Europa: Paris, Brüssel, London und etwas später Indien, die Vereinigten Staaten und Kanada.

Zweig liebt Neues. Und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden viele Erfindungen geboren: der Telegraf, das Telefon, Züge, Autos, die ersten Flugzeuge. Aber es ist vor allem auch das Aufkommen einer neuen Disziplin, die die Denkweisen erschüttern wird, die Psychoanalyse. Siegmund Freud öffnet den Weg zum Unbewussten und was er seinen Patienten in seiner Praxis offenbart, faszinierte Zweig, wird es nie aufhören, es in seine Schriften umzusetzen. 1911 veröffentlichte er Ein brennendes Geheimnis, die Geschichte eines Frauenhelden, der ein zwölfjähriges Kind benutzt, um seine Mutter zu verführen. Zweig hinterfragt die Verbote, die Wendungen der Begierde, das Erwachen zur Sinnlichkeit, die Eifersucht. Diese Nachricht wird sein erster großer Erfolg. Wer der Literatur aber regelrechten Kult widmet, zweifelt an seinem Talent. Er ist 30 Jahre alt.

Aldrich Sachs

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