Fedorska: Uniper geht immer Hand in Hand mit Russland, auch ohne Nord Stream 2

31. Dezember 2021, 07:30

Energietechnik

Gasinfrastruktur. Foto Uniper

Das deutsche Unternehmen Uniper, das zusammen mit anderen westlichen Konzernen ENGIE, OMV, Shell und Wintershall Dea das Nord Stream 2-Projekt kofinanziert, gab am 22. Dezember 2021 bekannt, mit der russischen Novatek einen Vertrag über die Lieferung von 1,2 Millionen Tonnen emissionsarmes Ammoniak (NH3) pro Jahr. Uniper stellte fest, dass dies die erste deutsch-russische emissionsarme Ammoniak-Lieferkette ist, die nach der Lieferung in Wasserstoff umgewandelt werden soll, schreibt Aleksandra Fedorska, Gesellschafterin von BiznesAlert.pl.

Uniper beabsichtigt, diese Ammoniakvorräte im Bereich der deutschen Wasserstoffwirtschaft einzusetzen. „Dieses Projekt könnte einen erheblichen Teil des kohlenstoffarmen Wasserstoffbedarfs Deutschlands decken“, sagt Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach. Die Frage, inwieweit russisches Ammoniak emissionsarm sein wird, bleibt vorerst unbeantwortet. Das Unternehmen gab jedoch der Öffentlichkeit bekannt, dass der CO2-Fußabdruck dieses Ammoniaks das Niveau der europäischen Taxonomie nicht überschreiten wird. Die jüngsten Annahmen der Taxonomie beziehen sich auf die Obergrenze von 100 g CO2 pro kWh. Eine weitere Unbekannte ist der Beginn der Auslieferungen.

Aus Sicht von Uniper könnte der Vertragsabschluss mit Novatek ein möglicher Ersatz bzw. Ersatz für das immer problematischer werdende Nord Stream 2-Projekt sein. Am Ende überzeugt, dass die Gaspipeline in absehbarer Zeit in Betrieb genommen wird. Auch in Deutschland selbst muss Uniper beim CO2-Ausstoß aufpassen. Das Unternehmen setzt seit 2016 eine Pro-Klima-Initiative um, die einen weiteren Zugang zu Mitteln ermöglichen soll, die zunehmend vom CO2-Fußabdruck abhängig sind. Vor fünf Jahren hat Uniper 73 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen. Nach der Stilllegung der ältesten Kohlekraftwerke sanken die Emissionen 2019 auf 48 Millionen Tonnen und 2020 auf 42,6 Millionen Tonnen. Ob es dem Unternehmen tatsächlich gelingt, die Klimaneutralität im Jahr 2035 zu erreichen, erklärt der Vorstand des Unternehmens , bleibt ein Fragezeichen. Daher ist jede Initiative in Richtung einer kohlenstoffarmen oder Wasserstoffwirtschaft ratsam. Uniper will eine wichtige Rolle in der deutschen Wasserstoffwirtschaft spielen. Wie bei Erdgasinitiativen will Uniper auch beim Thema Wasserstoff mit Russland kooperieren und Einfluss auf die Infrastruktur und Verteilung dieses Rohstoffs nehmen.

– Wegen hoher Nachfrage [na wodór] die heimische Produktionskapazität deutlich übersteigt, wird Deutschland wie andere hochindustrialisierte Länder auf den Import dieses Rohstoffs angewiesen sein. Deshalb bauen wir aktiv globale Partnerschaften und Kooperationen auf und planen den Aufbau eines Wasserstoff-Hubs in Wilhelmshaven. Novatek hat bereits ein modernes LNG-System auf der Halbinsel Jamal gebaut. Daher bin ich überzeugt, dass sie auch eines der effektivsten und saubersten Ammoniak-Exportprojekte der Welt umsetzen werden, so Maubach.

Uniper ist nicht nur westlicher Partner russischer Unternehmen, Miteigentümer eines Kraftwerks in Russland selbst und Kreditgeber des Nord Stream 2-Projekts, sondern auch ein einflussreicher Vertreter russischer Interessen in Deutschland. Daher fügt sich der Vertrag dieses Konzerns mit Novatek logischerweise in die Gesamtheit der russisch-deutschen Zusammenarbeit ein. Da zum Zeitpunkt der ersten Lieferungen noch keine Angaben gemacht wurden, ebenso wenig wie konkrete Angaben zur tatsächlichen Emissionsarmut von Ammoniak aus Russland, sind die Presseberichte von Uniper in erster Linie als an die deutsche Öffentlichkeit gerichtete Medien- und Kommunikationsmaßnahmen zu interpretieren. In diesem Jahr wurden die Bemühungen um eine deutsch-russische Partnerschaft in der Wasserstoffwirtschaft intensiviert. Das Problem ist jedoch, dass Russland keinen grünen Wasserstoff hat, den Deutschland aus Klimaschutzgründen nutzen möchte.

Beim Treffen in Sankt Petersburg im Juni 2021 zu diesem Aspekt der Zusammenarbeit dieser beiden Länder wurde das Element des Mangels an grünem Wasserstoff als schwierigste Herausforderung identifiziert. Bei dem Treffen, an dem auch der Uniper-Konzern, vertreten durch CEO Maubach, teilnahm, erklärten deutsche Unternehmen und die österreichische OMV ihre Unterstützung für alle Wasserstoffprojekte in Russland. Christian Bruch, Präsident von Siemens Energy, wird vom Handelsblatt zitiert: „Wir müssen schnell konkrete Wasserstoffprojekte auf den Weg bringen.“ Wenn uns dies nicht gelingt, liegt es an der Politik, für welchen Wasserstoff wir uns entscheiden.

Uniper setzt diese Vorgaben spektakulär um und will nun die deutsche Öffentlichkeit davon überzeugen, dass nur Russland ausreichend Wasserstoff für das Klima liefern kann. Es ist ein Kommunikationsmuster, das dem der Nord Stream-Gaspipeline ein Jahrzehnt zuvor sehr ähnelt. Russland als Garant für die Energieversorgungssicherheit Deutschlands.

Bis zur Umsetzung der von Uniper angekündigten Kontaktaufnahme ist es noch ein weiter Weg, da Uniper solche Lieferungen derzeit nicht abholen und verteilen kann. Seit Jahren sucht der Konzern nach Möglichkeiten, seine Infrastruktur in Wilhelmshaven zu nutzen. Zuvor war dort der Bau eines LNG-Terminals geplant; Uniper kündigte später an, dort grünen Wasserstoff zu produzieren und damit 10 Prozent des deutschen Bedarfs zu decken. Nun träumt das Unternehmen von einem Importterminal für russisches Ammoniak, das dann in Wasserstoff umgewandelt und über ein noch zu bauendes Netz in Deutschland mit Niederlassungen in die Nachbarländer verteilt wird. Eines ist zweifelsfrei festzuhalten: Das geplante Projekt des Uniper-Konzerns klingt nach einer Erfüllung aller Träume der russischen Seite.

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Aldrich Sachs

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