Berlin erschwert Antivax das Leben

Gepostet am 9. Januar 2022, 11:49 UhrAktualisiert am 9. Januar 2022, 15:07 Uhr

Olaf Scholz hatte sich während seines gesamten Wahlkampfs für „Respekt“ als Garant für gesellschaftlichen Zusammenhalt eingesetzt. Dem von Emmanuel Macron in Frankreich gewählten Frontalangriff zieht die Kanzlerin die eiserne Faust im Samthandschuh vor. Der deutsche Impfpass verspricht daher, weniger restriktiv zu sein als sein französisches Pendant.

Die Staats- und Regierungschefs der sechzehn Länder und die Bundeskanzlerin haben bei ihrem Treffen am Freitag beschlossen, den uneingeschränkten Zugang zu Restaurants und Bars ab dem 15. Januar nur noch auf Personen zu beschränken, die dreimal geimpft wurden. Diejenigen, die bereits zwei Dosen erhalten haben, haben eingeschränkten Zugang: Sie müssen innerhalb von 24 Stunden einen negativen Antigentest vorlegen. Die Antivax müssen auf Abendessen in der Stadt verzichten.

Damit wächst der Druck auf die rund zwölf Millionen noch ungeimpften Deutschen ab zwölf Jahren. Olaf Scholz hingegen hofft, dass die neuen Beschränkungen knapp 25 der rund 60 Millionen bereits zweimal Geimpften davon überzeugen, für eine dritte Dosis des Impfstoffs zu „laufen“.

Leichtere Quarantänen

Die Bundeskanzlerin begrüßte die Wirksamkeit der bereits im Dezember ergriffenen Präventionsmaßnahmen. Trotz der rasanten Verbreitung der Omicron-Variante – inzwischen mehrheitlich in der Hälfte der 16 Bundesländer – erweist sich die Gesundheitslage in Deutschland als weniger angespannt als in den Nachbarländern. Das Land verzeichnete am Freitag innerhalb von 24 Stunden 56.335 neue Infektionsfälle, gegenüber 261.481 Fällen in Frankreich.

Berlin rechnet jedoch mit einem raschen Anstieg der Infektionen. Ihre Zahl hat sich bereits innerhalb einer Woche verdoppelt. Um das Land nicht zu lähmen, wurde bei diesem Treffen vereinbart, die Quarantänen zu reduzieren. Menschen, die drei Dosen erhalten haben, werden verschont, während die anderen ihre Isolation um vierzehn bis zehn Tage oder sogar sieben Tage mit einem negativen Antigentest reduzieren. Auf diese Weise getestete Kinder können nach 5 Tagen in den Unterricht zurückkehren.

„Wer nicht geimpft ist, bringt sich in Gefahr“

Auch beim nächsten Treffen der Länderchefs am 24. Januar schloss die Kanzlerin neue Einschränkungen nicht aus. „Wer nicht geimpft ist, bringt sich in Gefahr“, hämmerte die Kanzlerin und unterstützte damit ihren Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Er hatte vor einer „schmutzigen Impfung“ gewarnt, die darin bestehen würde, sich von dem als weniger virulent geltenden Omicron anstecken zu lassen.

Bei einem so ernsten Thema muss man sich Zeit nehmen, um darüber zu diskutieren

Franziska Giffey, Bürgermeisterin von Berlin

Olaf Scholz bekräftigte dagegen seine Absicht, eine Impfpflicht über das alleinige Gesundheitspersonal hinaus aufzuerlegen und unterstrich die Unterstützung der Länder. Sein Ehrgeiz, dieses Projekt im Februar abzuschließen, wird jedoch durch die Zurückhaltung innerhalb seiner Koalition vereitelt. Anknüpfend an individuelle Freiheiten weist die FDP auf eine rechtlich fragile Maßnahme hin, wenn eine vierte Dosis nötig sein könnte.

Eine erste Orientierungsdebatte im Bundestag wurde auf die letzte Januarwoche verschoben. Der CDU-Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, forderte von der Koalition mehr Tempo und forderte einen klaren Fahrplan. Olaf Scholz sicherte ihm seine Mobilmachung zu, gab aber die Verantwortung für das Tempo an das Parlament zurück. „Ein Thema von solcher Ernsthaftigkeit erfordert Zeit zum Diskutieren“, betonte die neue sozialdemokratische Ministerpräsidentin von Berlin, Franziska Giffey.

Aldrich Sachs

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