Slowaken haben Čaputová, viele Tschechen werden sie jetzt beneiden, schreibt ein deutscher Kommentator

Nach der Wahl von Zuzana Čaputová zur Präsidentin werden viele Tschechen ein wenig neidisch auf die Slowakei blicken, glaubt der Kommentator des ARD-Fernsehens. Ihm zufolge sieht der tschechische Präsident Miloš Zeman im Vergleich zu Čaputová jetzt etwas älter aus. Über den Sieg des 45-jährigen Juristen und Antikorruptionsaktivisten bei der Präsidentschaftswahl berichten auch andere deutsche Medien, in denen auch Vergleiche von Čaputová mit Václav Havel auftauchen.

„Der Mord an dem Journalisten Kuciak Slowakei dauerhaft verändert. „Der künftige Präsident Čaputová kommt im richtigen Moment“, schreibt die ARD im Kommentar. Der gewaltsame Tod eines investigativen Journalisten führte dazu, dass die Menschen mit der Forderung nach einem grundlegenden politischen Wandel auf die Straße gingen. Allerdings kommt es nicht immer zu solchen historischen Wendepunkten ein gutes Ende, wie die USA, Brasilien, Italien oder Großbritannien zeigen.

„Wenn es gut läuft, treten Menschen auf wie Václav Havel – damals vor 30 Jahren in der Tschechoslowakei – oder Zuzana Čaputová heute: Authentisch, aber auch ehrlich, glaubwürdig, verständlich und demokratisch. Es ist einfach kein Naturgesetz, dass die Unzufriedenheit der einfachen Leute entsteht.“ mit „von der Spitze“ muss immer eine nationalistische oder rechtsextreme Ausrichtung zur Folge haben“, stellt der Kommentator fest.

Auch ein Kommentator der Süddeutschen Zeitung vergleicht Čaputová mit dem ehemaligen tschechoslowakischen und tschechischen Präsidenten. „Mit Zuzana Čaputová betritt eine Hoffnungsträgerin die politische Bühne der Slowakei. Etwas Vergleichbares hat es in Mitteleuropa nicht gegeben, seit Václav Havel nach der Samtenen Revolution Präsident der Tschechoslowakei wurde“, sagt sie.

Er charakterisiert den Anwalt und Antikorruptionsaktivisten als sachlich und freundlich, ehrlich und offen. Er betont auch ihre sehr liberale Haltung gegenüber der Slowakei.

Das Handelsblatt hingegen würdigt, dass Čaputová eindeutig proeuropäisch sei. Gleichzeitig machen die deutschen Medien auf ihre politische Unerfahrenheit aufmerksam.

Dennoch sind laut Süddeutscher Zeitung die Erwartungen an den künftigen Präsidenten riesig. Ihre größte Aufgabe sollte es sein, die Mitbürger davon zu überzeugen, dass ein Wandel zu einem gerechteren und demokratischeren politischen System möglich ist. „Wenn es gut läuft, dann kann er mit seinem eigenen Stil die politische Kultur in der Slowakei verbessern“, sagt der ARD-Kommentator. Dennoch sei die Wahl von Čaputová seiner Meinung nach nichts weiter als eine Chance.

Dennoch: „Viele Menschen in der Tschechischen Republik werden jetzt mit ein wenig Sehnsucht und Neid auf ihre slowakischen Brüder und Schwestern blicken. Sie werden nun eine Präsidentin für die Zeit erhalten, die sie das Amt angemessen ausüben kann. Im Vergleich dazu.“ Miloš Zeman – ein alter Provokateur und Zyniker auf der Prager Burg, gefangen in Ideen aus den 1970er und 1980er Jahren – er sieht etwas älter aus“, schreibt die ARD.

Video: Sehen Sie sich die Rede von Zuzana Čaputová an

Der Anstand hat gesiegt, bei uns ist es nicht so schlimm, sagte die neue slowakische Präsidentin in ihrer ersten Rede. Video: Martin Ehl

Katrin Taube

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