Mossad hat vermutlich in den 1980er Jahren deutsche und Schweizer Firmen angegriffen, behauptet die Tageszeitung

Die jüngsten Verdächtigungen nach der Veröffentlichung neuer Dokumente aus den Archiven von Bern und Washington informiert am Samstag die Schweizer Tageszeitung Neue Zürcher Zeitung (NZZ). Der israelische Geheimdienst Mossad wird der Tageszeitung zufolge im Jahr 1981 verdächtigt, mehrere Mitarbeiter deutscher und Schweizer Unternehmen bedroht und bombardiert zu haben.

„Schon bald war der Verdacht aufgekommen, dass der Mossad hinter den Angriffen und Drohungen stecken könnte. Für Israel würde das eine existenzielle Bedrohung bedeuten, wenn Pakistan als erster islamischer Staat eine Atomwaffe bekommt“, schreibt die NZZ.

Pakistan arbeitete in den 1980er Jahren auch eng mit dem Iran bei der Entwicklung der Atomwaffe zusammen. Wie die Website mitteilte Die Jerusalem Post, der Anteil deutscher und schweizer Unternehmen, die überwiegend Zulieferer waren, an den pakistanischen und iranischen Nuklearprogrammen relativ gut abgebildet ist, aber nur neue Dokumente aus den Archiven in Bern und Washington verdeutlichen das Gesamtbild richtig.

Abdul Kadir Khan, ein Wissenschaftler und Vater des pakistanischen Nuklearprogramms, versuchte Anfang der 1980er Jahre, in Europa die notwendige Technologie und das Know-how für die Herstellung einer Atomwaffe zu erwerben. Dazu traf sich sein Team unter anderem mit den beiden deutschen Ingenieuren Gotthard Lerch und Heinz Mebus. An dem Treffen, das in der Schweiz und in Dubai stattfinden sollte, nahm auch Masud Naraghi, Leiter der iranischen Nuklearenergiekommission, teil.

Der frühe Interventionsversuch der USA blieb erfolglos. Die deutsche und die schweizerische Regierung haben sich geweigert, gegen Unternehmen vorzugehen, die am pakistanischen Atomprogramm beteiligt sind. Sie lieferten oft Produkte (z. B. Vakuumventile), die auch für zivile Zwecke weit verbreitet sind, und die Regierungen sind in diesem Fall großzügig mit den Unternehmen umgegangen.

„Mehrere Monate nach der gescheiterten Intervention des US-Außenministeriums in Bonn und Bern haben Unbekannte drei dieser Firmen mit Sprengstoff angegriffen: am 20. Februar 1981 das Haus eines der Mitarbeiter von Cora Engineering Chur, am 18. Mai 1981 in die Wälischmiller-Fabrik in Markdorf und nicht zuletzt am 6. November desselben Jahres in die Geschäftsstelle des bereits erwähnten Heinz Mebus in Erlangen. Alle drei Angriffe verliefen ohne menschliche Opfer. Nur das Eigentum wurde beschädigt und Mebus‘ Hund getötet beim letzten Anschlag“, schreibt die NZZ-Tageszeitung.

Den Ermittlungsakten zufolge wurden neben den Angriffen auch telefonische Drohungen und Einschüchterungen verzeichnet. Der Inhaber der Vakuum-Apparate-Technik, Siegfried Schertler, meldete der Schweizerischen Bundespolizei, dass er vom israelischen Geheimdienst kontaktiert worden sei. Auch Friedrich Tinner, sein oberster Außendienstmitarbeiter, erhielt mehrere Drohanrufe. Die Schweizer Zeitung zitiert unter anderem den Historiker Adrian Hänni. Er behauptet, dass der Mossad höchstwahrscheinlich hinter den Bombenanschlägen steckte, aber dafür gibt es keine schlüssigen Beweise.

Deutsche und Schweizer Unternehmen erzielten erhebliche finanzielle Gewinne aus dem Handel mit Pakistan. Viele dieser Zulieferer haben mit dem Chef des Nuklearprogramms Khan mehrere Millionen Dollar abgeschlossen. Die Schweizer Zeitung nennt Unternehmen wie Leybold-Heraeus, Wälischmiller, Cora Engineering Chur und Vakuum-Apparate-Technik.

Aldrich Sachs

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