Fußball muss Emotionen und Freude vermitteln. Das hat die Schweiz in dieser Meisterschaft geboten, indem sie Frankreich eliminiert hat. Oder die Kroaten gegen die Spanier, auch wenn sie am Ende verloren haben. Auch dem deutschen Team gelang einige gute Spielzüge. Im Vorrundenspiel gegen Portugal, als er uns glauben machte, Löws Mannschaft habe endlich die Phase der Faulheit überwunden, an der sie bei der WM 2018 kläglich gescheitert seien. So wie es jetzt bei der Euro 2020 wieder passiert.
Die Elf des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) um Bundestrainer Joachim Löw hat in den vergangenen Jahren nicht verstanden, dass Ballbesitz-Fußball nicht mehr ohne rigorose Angriffe funktioniert. Auch die Spanier, die lange als Musterbeispiel für „schönen Fußball“ galten und vor allem erfolgreich waren, haben ihre Taktik geändert. Mit elf Toren nach nur vier Spielen führen sie die EM-Torschützenliste an. Die deutsche Mannschaft erzielte in vier Spielen sechs Tore, vier davon allein gegen die Portugiesen.
Es fehlt ihnen an Selbstvertrauen
Querpässe, verspätete Pässe und zaghafte Angriffe prägten die meisten Bemühungen der deutschen Mannschaft. Die deutsche Nationalmannschaft hat nicht wieder mit der Leidenschaft gespielt, mit der sie die WM 2014 in Brasilien gewonnen hat. Endspiel gegen Ungarn. Die deutsche Mannschaft spielte dominiert von einer fast nervtötenden Angst, die wir vorher nicht bemerkt hatten. Kein deutscher Spieler wurde bei dieser Europameisterschaft übertroffen.
Das geringe Selbstbewusstsein der Stürmer im DFB-Trikot bei diesem Turnier zeigte sich unter anderem im Spiel gegen England, als Thomas Müller allein gegen Englands Torhüter Jordan Pickford nicht einmal das britische Tor in Richtung Tor berühren konnte Ende des Spiels.
Die Mutlosigkeit im Achtelfinalspiel gegen die Engländer wurde hart bestraft. Wer sich darauf konzentriert, keine Fehler zu machen, dem fehlt der Mut, die notwendigen Risiken einzugehen. Daher ist das Ausscheiden des deutschen Teams verdient. Lasst eine neue Ära der Mutigen beginnen!
(jov/chp)
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Von Herberger bis Flick: die Trainer der deutschen Fußballnationalmannschaft
Sepp Herberger (1950-1964)
Sepp Herberger war bereits in den Jahren des Nationalsozialismus sechs Jahre lang Trainer der Fußballmannschaft. 1950 übernahm er als erster Nachkriegstechniker. Mit der unschätzbaren Hilfe seines Kapitäns Fritz Walter gewann er überraschend die Weltmeisterschaft 1954, ein Epos, das als „Wunder von Bern“ bekannt ist. Nach diesem Erfolg konnte Herberger, „The Boss“, Deutschland nicht mehr an der Spitze halten.
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Von Herberger bis Flick: die Trainer der deutschen Fußballnationalmannschaft
Helmut Schön (1964-1978)
Herberger übergab die Stelle an seinen Assistenten Helmut Schön (rechts). Dies änderte den Stil und gab den Spielern Raum, sich zu äußern. Diese dankten es ihm mit guten Ergebnissen. Deutschland wurde 1966 Vizeweltmeister, 1972 Europameister, 1974 Weltmeister und 1976 Vizeeuropameister. Schön ist der einzige deutsche Trainer, der eine Weltmeisterschaft und eine Europameisterschaft gewonnen hat.
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Von Herberger bis Flick: die Trainer der deutschen Fußballnationalmannschaft
Jupp Derwall (1978-1984)
Nach der Schön-Ära, die nach der WM 1978 endete, war der ehemalige Assistent wieder an der Reihe. Jupp Derwall startete mit 23 Spielen ohne Niederlage und gewann die Euro 1980. Bei der Weltmeisterschaft 1982 verlor Westdeutschland im Finale gegen Italien mit 1:3. Aber als sich die Presse nach seinem Ausscheiden aus der ersten Runde der Euro 1984 gegen ihn wandte, verließ Derwall sein Amt wütend.
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Von Herberger bis Flick: die Trainer der deutschen Fußballnationalmannschaft
Franz Beckenbauer (1984-1990)
Als Ersatz kommt Franz Beckenbauer, der die Mannschaftsführung übernimmt, da ihm der Trainertitel fehlt. Unter ihm leiteten sie zunächst Horst Köppel und dann Holger Osieck. Beckenbauer erreichte 1986 das Finale von Mexiko, schied im Halbfinale der Euro 1988 in Deutschland gegen die Niederlande aus und krönte sein Mandat mit dem Titelgewinn bei der WM 1990 in Italien.
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Von Herberger bis Flick: die Trainer der deutschen Fußballnationalmannschaft
Berti Vogts (1990-1998)
Vogts musste im Rahmen seiner Aufgaben als Trainer eine Auswahl zusammenstellen, die Spieler aus der DDR und der BRD mischte. Nach der Niederlage im Finale der Euro 1992 schied das Team bei der Weltmeisterschaft 1994 im Viertelfinale aus. Irgendwie hat der Titel bei Euro 96 die Mannschaft mit den Fans versöhnt. Doch die Teilnahme an Frankreich 1998 endete zu früh, und Vogts verabschiedete sich.
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Von Herberger bis Flick: die Trainer der deutschen Fußballnationalmannschaft
Erich Ribbeck (1998-2000)
Bin ich der Trainer oder bist du es? Der Deutsche Fußball-Bund war unentschlossen. Paul Breitner wurde zuerst für die Aufgabe ausgewählt, aber der Plan wurde bald verworfen. Uli Stielike (rechts) sagte ja, aber zu seiner Überraschung wurde die Position schließlich von Erich Ribbeck übernommen und Stielike war Co-Trainer. Es war jedoch keine erfolgreiche Etappe: In der ersten Runde der Euro 2000 ausgeschieden.
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Von Herberger bis Flick: die Trainer der deutschen Fußballnationalmannschaft
Rudi Völler (2000 – 2004)
Nach Ribbecks Abreise kam es zu Chaos. Eigentlich sollte Christoph Daum übernehmen, doch ein Kokain-Skandal scheiterte. Rudi Völler übernahm die Teamleitung und Trainer wurde Michael Skibbe. Das Team erreichte das WM-Finale 2002. „Es gibt nur einen Rudi Völler“, sangen die Fans. Aber das Team war nicht brillant. Nach einem schnellen Ausscheiden aus der Euro 2004 trat Völler zurück.
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Von Herberger bis Flick: die Trainer der deutschen Fußballnationalmannschaft
Jürgen Klinsmann (2004-2006)
Bis ein frischer Wind kam. Jürgen Klinsmann sorgte für Optimismus: junge Spieler, rote Trikots, mutiger Fußball. Das Team überraschte beim Konföderationen-Pokal 2005 und erreichte bei der Weltmeisterschaft 2006 zu Hause den dritten Platz. Deutschland genoss seine Mannschaft auf eine Art und Weise wie seit Jahren nicht mehr. Aber Klinsmann entschied sich, in seinen besten Jahren aufzuhören.
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Von Herberger bis Flick: die Trainer der deutschen Fußballnationalmannschaft
Joachim Löw (2006-2021)
Joachim Löw pflegte den gleichen Stil wie Klinsmann und feierte wichtige Erfolge: EM-Finale 2008, WM-Dritter Platz 2010. Nachdem er bei der Euro 2012 im Halbfinale verloren hatte, stand er jedoch kurz davor, sein Amt niederzulegen. Aber er blieb und kehrte 2014 mit dem Pokal aus Brasilien zurück. Nach dem Ausscheiden in der Vorrunde von Russland 2018 gab es erneut Kritik. Seinen Rücktritt vom Amt hat er bereits angekündigt.
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Von Herberger bis Flick: die Trainer der deutschen Fußballnationalmannschaft
Hansi Flick (2021 – )
Hansi Flick (56) ist Nachfolger des „ewigen“ Joachim Löw, dessen Co-Trainer er bei der WM 2014 in Brasilien war. Flicks Vertrag beginnt nach der Euro 2020 und läuft bis zur Euro 2024, die in Deutschland ausgetragen wird. Nach seiner erfolgreichen Zeit beim FC Bayern München (7 Titel in 19 Monaten) gilt es nun für Flick, seinen Siegeshunger auf die Nationalmannschaft zu übertragen. (dz)
Autor: Andreas Sten-Ziemons
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