Konflikt mit Moskau. Betroffene skandinavische Länder | Deutschland – aktuelle deutsche Politik. DW-Nachrichten auf Polnisch | DW

In den letzten Tagen und Wochen wurden Berichte über die Konzentration russischer Truppen an der Grenze zur Ukraine nicht in den Schlagzeilen der Zeitungen auf der ganzen Welt veröffentlicht. Doch dass drei Schiffe der russischen Marine von der Nordsee durch den dänischen Großen Belt in die Ostsee fuhren, blieb in vielen Ländern unbemerkt. Es blieb jedoch nicht unbemerkt von den skandinavischen Ländern, die angesichts russischer Militärmanöver zunehmend besorgt sind.

Schweden

Die Regierung in Stockholm reagierte sofort und schickte Ende vergangener Woche mehrere gepanzerte Fahrzeuge auf die Ostseeinsel Gotland, seitdem patrouillieren Soldaten durch die Straßen. Etwa 60.000 Menschen leben auf der zentral in der Ostsee gelegenen Insel, die nur 350 km Luftlinie von der russischen Exklave Kaliningrad entfernt ist. Vor allem in der malerischen Hafenstadt Visby, der Inselhauptstadt, sieht man überall das Militär. Stockholm rechnet mit dem schlimmstmöglichen Szenario, dass Russland in naher Zukunft nicht nur die Ukraine, sondern auch die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen erreichen und damit Schweden gefährlich nahe kommen könnte. Obwohl das Land nicht der Nato angehört, arbeitet es eng mit der Allianz zusammen. Seit der russischen Annexion der Krim im Jahr 2014 hat Stockholm seine Verteidigungsausgaben wieder erhöht. Und 2017 stellte er auch die Wehrpflicht wieder her.

Gotland ist eigentlich eine Urlaubsinsel, doch seit vergangener Woche patrouillieren dort schwedische Soldaten

Finnland

Mit einer Grenze von 1.300 Kilometern liegt Finnland näher an Russland als jedes andere europäische Land. Finnland ist auch kein NATO-Mitglied, da es keine Mehrheit für einen Beitritt zum westlichen Verteidigungsbündnis gibt, obwohl diese Option seit vielen Jahren in den politischen Programmen der Regierung enthalten ist. Die Regierung in Helsinki gilt im Verhältnis zu Moskau als sehr pragmatisch, was aber nicht über das derzeit wachsende Misstrauen gegenüber Russland hinwegtäuschen kann. Das bisher deutlichste Signal zur Abkehr vom Kreml kam im Dezember vergangenen Jahres. Premierministerin Sanna Marin beendete einen langjährigen Streit um den Kauf neuer Kampfjets und bestellte 64 hochmoderne F-35-Jets bei der amerikanischen Firma Lockheed Martin. Sie kosten 8,4 Milliarden Euro. Nachdem Russland Ende Dezember gefordert hatte, kein weiteres Land in die Nato aufzunehmen, ging Marin sogar noch weiter. Anfang Januar sagte sie in einem Fernsehinterview zu Moskau: „Wir lassen uns nicht erpressen.“

Dänemark

Die Regierung in Kopenhagen verfolgt mit Moskau eine Doppelstrategie. Zunächst verstärkte es wie Schweden seine Präsenz in der Ostsee mit einer weiteren Fregatte und zahlreichen F-16-Jägern und entsandte 200 Soldaten. Da Dänemark Gründungsmitglied der NATO ist, untersteht die Mission im Baltikum dem Oberkommando des Bündnisses. Andererseits beschlossen die Dänen, die vom Konflikt mit Russland gebeutelte Ukraine mit 22 Millionen Euro zu unterstützen. Und der dänische Außenminister Jeppe Kofod äußerte sich auf Twitter nach einem Besuch im Konfliktgebiet in der Ostukraine vor wenigen Tagen besorgt, auch über Cyberangriffe auf Regierungswebsites.

Norwegen

Norwegen ist seit 1949 NATO-Mitglied. Die Verteidigungspolitik spielte und spielt eine wichtige Rolle für die Identität des Landes, da jedes Jahr rund 8.000 junge Menschen ihren Wehrdienst absolvieren. Norwegen ist durch eine fast 200 Kilometer lange Landgrenze von Russland getrennt, und beide Länder konkurrieren um Einflusssphären in der Arktis. Auch deshalb bemüht sich Oslo darum, militärische Bereitschaft zu demonstrieren. Vor relativ kurzer Zeit hat die norwegische Regierung ein neues Militärabkommen mit den USA ausgehandelt, das den Amerikanern Zugang zu vier Militärbasen gewährt, die sie im Kriegsfall nutzen können. Außerdem findet im März und April auf norwegischem Territorium die NATO Cold Response-Übung statt, eines der größten Militärmanöver seit dem Ende des Kalten Krieges. An der Übung werden voraussichtlich rund 35.000 Soldaten aus 28 Nato- und weiteren Partnerländern teilnehmen.

Die Regierung in Oslo beschäftigt derweil nicht nur russische Militärmanöver, sondern vor allem russische Cyberangriffe. In einem Interview mit einer Zeitung Anfang dieser Woche sagte Premierminister Jonas Gahr Store, dass von Russland unterstützte Hacker bereits die Computersysteme wichtiger norwegischer Institutionen wie Parlament und Regierung „verfolgt“ hätten.

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Aldrich Sachs

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