In Deutschland führten sie eine Razzia wegen Hass im Internet durch, bei der bis zu fünf Jahre Haft drohen




CTK

Aktualisiert 06.06.2019 21:13 Uhr

Fast vier Dutzend Wohnungen und Häuser in ganz Deutschland hat die Polizei am Donnerstag bei einer Großrazzia mit dem Ziel der Verbreitung von Hass im Internet durchsucht. Dies teilte die Agentur DPA mit. Dutzenden während der Veranstaltung befragten Personen wird von der Polizei vorgeworfen, in ihren Äußerungen zu Straftaten aufzustacheln, Amtsträger und Ausländer zu beleidigen oder Antisemitismus zu verbreiten. Dafür drohen ihnen bis zu fünf Jahre Haft.

Am Donnerstag führte die Polizei Razzien in 13 der 16 deutschen Bundesländer durch, nicht nur Polizisten in Hamburg, dem Saarland und Sachsen beteiligten sich daran.

So durchsuchte die Polizei in der Nähe von Darmstadt die Wohnung eines 67-jährigen Mannes, der im Internet gegenüber einem anderen Mann mit ausländischen Wurzeln bestritt, dass er ein Mensch sei. Im Raum Koblenz ging die Polizei gegen Mitglieder einer Facebook-Gruppe vor, in der unter einem Foto eines dunkelhäutigen Mannes und einer schwangeren weißen Frau der Kommentar „Brüterei des Bösen“ stand.

Auch die Justizminister der einzelnen Bundesländer befassten sich bei ihrem Treffen im norddeutschen Lübeck mit der Verbreitung von Hass im Internet. Sie forderten die Regierung in Berlin auf, die Bestrafung von Hasskommentaren im Online-Umfeld zu verschärfen.

Durch den gewaltsamen Tod von Walter Lübcke, einem hochrangigen Kommunalbeamten im mitteldeutschen Bundesland Hessen, ist Hass im Internet in den vergangenen Tagen in Deutschland wieder zum Thema der Debatte geworden. Er wurde in der Nacht zum Sonntag erschossen auf der Terrasse seines Hauses in der Nähe von Kassel aufgefunden. Die Polizei sucht weiterhin erfolglos nach dem Täter.

Viele Menschen feierten den Tod des ehemaligen CDU-Landesvertreters in den sozialen Netzwerken, vor allem wegen Lübckes freundlicher Haltung gegenüber der Flüchtlingshilfe. Unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verurteilte die Hasskommentare gegen den hessischen Politiker. Er beschrieb sie als „zynisch, ekelhaft, abscheulich und in jeder Hinsicht abstoßend“.

Nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) beginnen die Bemühungen der Polizei im Kampf gegen Hasskommentare im Internet erste positive Wirkung zu zeigen. Während die Kriminalpolizei 2017 noch knapp 2.300 Fälle von Hasskommentaren registrierte, waren es im vergangenen Jahr nur rund 1.500. Nach Angaben des BKA gehen in Deutschland mehr als zwei Drittel der Hassbeiträge auf Personen zurück, die der extremen Rechten zugeordnet werden können, rund zehn Prozent auf Personen, die der extremen Linken nahe stehen.

Katrin Taube

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