Historiker: Die Deutschen wollten Polen nicht nur plündern, sondern auch seine Einwohner versklaven und töten

Die Historikerkommission untersucht die Finanzpolitik Nazi Deutschland im Auftrag des Bundesfinanzministeriums und veröffentlicht derzeit eine Studie zum Thema Plünderungen Polieren. Autorin ist Ramona Bräu von den Arolsen Archives, einem Dokumentationszentrum in Nordhessen mit der weltweit größten Quellensammlung zu Opfern des Nationalsozialismus, schreibt der Spiegel.

Reparationsforderungen begleiten die polnisch-deutschen Beziehungen seit Jahrzehnten – betont Bräu in einem Interview mit der Wochenzeitung. – Bereits 1944 untersuchte die erste Kommission die Kriegsschäden in den befreiten Gebieten, weil die Polen davon ausgingen Deutschland Sie werden eines Tages Reparationen zahlen müssen. 1947 wurde die Gesamtsumme errechnet, die Grundlage der heute diskutierten Summe ist. Dahinter steckt natürlich unvorstellbares Leid. Wenn wir hier so gelassen über Zahlen und Verfahren reden, ist es wichtig, immer im Hinterkopf zu behalten – sagt der Historiker.

Braeu stellt fest, dass „die Aufzeichnungen über Kriegsschäden nie vollständig sind, aber im Vergleich zu anderen Kriegen sind die Daten bemerkenswert genau. Die Kommission erfasste beschädigte Häuser, Brücken, teuerund sogar Ernteausfälle oder die Entfernung von Vieh. Anschließend wurden die Fragebögen an die Bewohner verschickt. „

Deutsche Besetzung „Fast jede polnische Familie ist davon betroffen“, bemerkt Braeu. – In Deutschland wird oft übersehen: Polen erlitt nicht die größten menschlichen und finanziellen Verluste durch den Krieg, wie den Wehrmachtsangriff 1939 und dann den Rückzug 1944/45, sondern durch eine äußerst brutale Besetzung Politik und Holocaust. Fast fünf Millionen Menschen starben dort, weit mehr als die Hälfte von ihnen Die Juden. Viele Polen haben andere Erfahrungen gemacht als die Deutschen, für die Krieg vor allem mit militärischen Operationen verbunden ist – erinnert der Historiker.

Kriegszerstörung

Bei der Beurteilung der Größe des Kriegsschadens Die Preisgestaltung ist ein großes Problem. Nehmen Sie den Vorkriegswert für Schäden an Infrastruktur oder Unternehmen oder wie viel hat es gekostet, das wieder aufzubauen, was nach dem Krieg zerstört wurde? Und welches Preise gründest du? Schließlich führten die polnischen Kommunisten nach 1945 eine Planwirtschaft ein, in der es keine Marktpreise gab. Dies ist besonders schwierig, wenn es um menschliches Leid geht – sagt der Experte.

Wie sind drei Jahre Zwangsarbeit zu bewerten? Oder die wirtschaftlichen Verluste, die der Tod eines 25-Jährigen bedeuten wird? Polen verlor etwa 15 Prozent seiner Vorkriegsbevölkerung. Auch die Höhe der Entschädigungsansprüche hängt maßgeblich von den angewandten Pauschalbeträgen ab sagt Bräu. – Man kann mit Sicherheit sagen, dass Polen nach der Sowjetunion die größten zivilen Verluste erlitten hat. Aber im Grunde lassen sich Reparationsfragen nur politisch lösen, nicht durch historische Forschung – er addiert.

Darauf weist Bräu hin in Zentralpolen und Warschau schuf Hitler das sogenannte Generalgouvernement, das die Nazis nach eigenen Angaben wie kein anderes Land in Europa geplündert hatten. Alle polnischen Juden wurden enteignet. Im Generalgouvernement gab es auch die SS-Vernichtungslager in Bełżec, Treblinka und Sobibór, wo die Opfer ihrer Habseligkeiten beraubt wurden, bevor die Deutschen und ihre Helfer sie ermordeten. Aber die Deutschen beraubten auch nichtjüdische Polen. Sie erhöhten die Steuern drastisch und trieben sie rücksichtslos ein. Und sie überschwemmten das Generalgouvernement mit wertlosem Geld, was einer indirekten Enteignung gleichkam.

Aktion Reinhardt

Gruppenleiter SS Odilo Globocnik legte 1944 einen Abschlussbericht vor, in dem er berechnete, dass die sog Aktion Reinhardt – die Ermordung von etwa 1,8 Millionen Juden im Generalgouvernement – brachte etwa 180 Millionen Reichsmark ein.

Die Opfer nahmen oft mit, was sie sonst noch von Wert hatten. Allerdings sollte diese Nummer nicht ohne Vorbehalte genommen werden. Globocnik wollte dem SS-Chef Heinrich Himmler Gutes tun und setzte absurde Wechselkurse für die gestohlenen Währungen fest. Sein Bericht belegt vor allem die rücksichtslose Mordabsicht der Täter sagt Bräu.

Den Deutschen gelang es, die Beute zu erbeuten, aber „sie haben oft keinen finanziellen Nutzen daraus gezogen“, glaubt der Experte. Viele Dinge wurde geplündert und unbenutzt. Es begann mit dem deutschen Angriff im September 1939. Angehörige der Wehrmacht, der SS und des Zolls gingen von Haus zu Haus und zwangen die Menschen, ihre Habseligkeiten zu spenden. Oder sie brachen in lokale Banken ein. Gestohlen wurde allerlei: Schmuck, Füllfederhalter, Sparbücher, große Mengen Taschenuhren, Nagelsets.

Vieles davon „verschwand in privaten Taschen, vieles wurde aber bestimmungsgemäß an die entsprechenden Feldkassen gespendet, in der Reichskasse in Berlin gelagert und in den sogenannten Beutebüchern vermerkt. Die Steuerbeamten wussten, dass dies für die Reichskasse belanglos war NS-Imperium, wie zum Beispiel die Wertpapiere des inzwischen untergegangenen polnischen Staates. Es war nur bedrucktes Papier. Trotzdem hat es bis Kriegsende überlebt.“

Schäden an polnischen Opfern waren größer als die Vorteile für die deutschen Täter? – fragt „Der Spiegel“. „Ja“, antwortet Bräu. – Nehmen wir die Wohnungen und Häuser ermordeter Juden. Die deutschen Besatzer bezogen die schönsten Wohnungen. Aber was weniger auffällig war, beispielsweise in Kleinstädten, blieb leer. Oder ein anderes Beispiel. Was nützte es, dass die Deutschen in eine Fabrik kamen, die die Produktion einstellen musste, weil die Arbeiter ermordet oder deportiert wurden?

All dies, so der deutsche Historiker, werde die Polen zu Recht nicht ändern Schadensersatzansprüche. – Bei allen Unterschieden sollte man sich darüber im Klaren sein, dass in Polen der unbedingte Vernichtungswille auf deutscher Seite nicht vergessen ist. Die Deutschen wollten das Land nicht nur ausplündern, sondern seine Bewohner versklaven, töten und ihre Kultur zerstören Bräu weist darauf hin.

Aldrich Sachs

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