Die neue Angst vor „Zu wenig Deutschland“

Gepostet am 12. September 2021, 12:28 UhrAktualisiert am 12. September 2021 um 12:36 Uhr

„Die Wiedervereinigung Deutschlands ist eine gute Nachricht für Europa, nicht für Frankreich“, hätte François Mitterrand privat gesagt. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde die internationale Presse mit Karikaturen gefüllt, die Bundeskanzler Helmut Kohl mit der Pickelhaube darstellen, die Bismarck und Wilhelm II. sehr am Herzen liegt. Alles schien so zu geschehen, als wäre allein durch die Wiedervereinigung das „deutsche Problem“ zurückgekehrt. Es gab einfach wieder zu viel Deutschland in Europa, so wie es bis zur Niederlage der „Großen Armada“ Ende des 16. Jahrhunderts zu viel Spanien gegeben hatte.e Jahrhundert, zu viel Frankreich zwischen Ludwig XIV. und Napoleon und dann zu viel Deutschland von 1871 bis 1945.

Wirtschaftlich zu mächtig und dynamisch, demografisch zu stark – vielleicht auch ein zu guter Schüler der atlantischen und europäischen Klasse – war Deutschland nicht mehr nur ein Ärgernis, es war wieder zum Sorgenkind geworden. Vergessen ist die Rede, die Bundespräsident Richard von Weizsäcker mehr als vier Jahre vor dem Fall der Berliner Mauer am 8. Mai 1985 gehalten hat. Deutschland sei am 8. Mai 1945 nicht besiegt worden, sagte er den Deutschen. Sie wurde von einem kriminellen Regime befreit, das sie unter den Bann der Menschlichkeit gestellt hatte.

Aldrich Sachs

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