Die Möglichkeit, dass sich die Regeln für das Fahren auf den Autobahnen in Deutschland ändern würden, ist aber nicht ganz ausgeschlossen. Im einflussreichen Nordrhein-Westfalen, wo im Mai vorgezogene Landtagswahlen stattfinden, sind die Grünen zusammen mit den Sozialdemokraten (SPD) in die Landesregierung eingezogen. Die Grünen wollen zunächst in diesem Bundesland ein Tempolimit einführen und es dann schrittweise auf ganz Deutschland ausweiten.
„Wir werden uns dafür einsetzen, dass die künftige rot-grüne Landesregierung im Bundesrat eine Initiative mit dem Ziel lanciert, deutschlandweit ein Tempolimit von 120 Stundenkilometern einzuführen“, so Arndt Klocke, stellvertretender Vorsitzender der Grünen-Fraktion im Düsseldorfer Landtag , sagte die Rheinische Post.
Klocke hofft, dass durch das Tempolimit die Zahl der Unfälle und Toten auf deutschen Autobahnen sinken wird. „Die Weltgesundheitsorganisation kam zu dem Schluss, dass in der EU jedes Jahr 5 bis 6 Tausend Menschenleben gerettet werden könnten, wenn die Durchschnittsgeschwindigkeit nur um drei Kilometer pro Stunde sinken würde“, sagte der Grünen-Landesabgeordnete, dem zufolge bis zu 140 Tausend Unfälle könnten verhindert werden.
Auch Klocke plädiert für Umweltfreundlichkeit. Bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 120 Kilometern pro Stunde würden demnach die Emissionen von Kohlendioxid (CO2) um neun Prozent und von anderen schädlichen Gasen um bis zu 28 Prozent reduziert. Auch der Lärm rund um die Autobahnen würde abnehmen, heißt es.
Entscheidend wird die Position der SPD sein
Auch die Rhein-SPD unterstützt das Tempolimit, allerdings vor allem in besiedelten Gebieten, wo diese Maßnahme die Lärmbelastung verringern soll. Nach Angaben der Rheinischen Post hat die Partei seit 2010 kein generelles Tempolimit mehr diskutiert.
Drei Jahre zuvor, als sie mit den Konservativen von Bundeskanzlerin Merkel in der Berliner Regierung saß, schlug sie vor, das Tempolimit auf deutschen Autobahnen auf 130 Kilometer pro Stunde zu senken. Merkel wies das damals jedoch kategorisch zurück und erklärte, dass es unter ihrer Regierung keine Einschränkungen geben werde.
Auf nationaler Ebene sind nun sowohl die SPD als auch die Grünen in der Opposition. Sie könnten jedoch nach den Parlamentswahlen im nächsten Jahr an die Macht zurückkehren.
ADAC: Die Abhängigkeit der Unfallzahlen von der erlaubten Geschwindigkeit ist nicht ersichtlich
Auch der einflussreiche ADAC lehnte den Antrag der Grünen ab. „Der Zusammenhang zwischen dem allgemeinen Tempolimit und dem Sicherheitsniveau auf den Autobahnen lässt sich nicht nachweisen“, sagt ein Sprecher des Autoclubs. Die Zahl der Verkehrstoten pro Milliarde gefahrener Kilometer liegt in Deutschland bei 2,2, Tendenz fallend, so der ADAC. „Viele Länder mit einer gemeinsamen Grenze wie Belgien, Österreich, Dänemark und die USA sind schlechter dran“, fügte die Sprecherin hinzu.
Außerdem haben ihrer Meinung nach bereits 40 Prozent der deutschen Autobahnen eine Art Geschwindigkeitsbegrenzung, und die meisten Unfälle im Land ereignen sich auf Straßen der unteren Klassen. Auch das Argument der Reduzierung der CO2-Emissionen hält er nicht für gerechtfertigt, denn davon stammen laut ADAC nur 12 Prozent aus dem Personenverkehr in Deutschland.
„Popkultur-Experte. Begeisterter Kaffee-Evangelist. Freiberuflicher Alkohol-Liebhaber. Web-Wissenschaftler.“