Die deutsche Wirtschaft wird in diesem Jahr um 0,4 Prozent schrumpfen, im kommenden Jahr aber um 1,5 Prozent wachsen. Dies geht aus der heute veröffentlichten Prognose des Ifo-Wirtschaftsinstituts hervor, das bereits im Frühjahr für dieses Jahr einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,1 Prozent erwartet hatte. Als Gründe für die deutlich schlechteren Erwartungen nannte Ifo-Chefprognostiker Timo Wollmershäuser unter anderem einen Rückgang des privaten Konsums, einen Rückgang der Bauinvestitionen und eine insgesamt langsamere Erholung der deutschen Wirtschaft.
„Die deutsche Wirtschaft kommt nur langsam aus der Rezession heraus“, sagte Wollmershäuser. „Aufgrund der hohen Inflation wird der private Konsum in diesem Jahr um 1,7 Prozent zurückgehen. Erst 2024 wird er wieder steigen, und zwar um 2,2 Prozent“, sagte er.
Deutschland, die größte Volkswirtschaft Europas und größter Handelspartner der Tschechischen Republik, basierte zu Jahresbeginn auf optimistischen Prognosen. Wirtschaftsminister Robert Habeck ging davon aus, dass das Wirtschaftswachstum anhalten würde. Im April erhöhte die Bundesregierung sogar ihre diesjährige Wachstumsschätzung von 0,2 Prozent auf 0,4 Prozent.
Auch eine schnelle Einschätzung der Wirtschaftsleistung für das erste Quartal fiel im April positiv aus. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes, das sich auf saison-, preis- und kalenderbereinigte Daten stützte, stagnierte das Bruttoinlandsprodukt, sodass Deutschland eine sogenannte technische Rezession vermeiden würde. Ein solcher Zustand wird normalerweise als mindestens zwei aufeinanderfolgende Quartale mit wirtschaftlichem Niedergang definiert. Revidierte Daten vom Mai zeigten jedoch, dass Deutschland im ersten Quartal in eine Rezession abrutschte, da das BIP im Vergleich zu den vorangegangenen drei Monaten um 0,3 Prozent sank.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) gab im Mai bekannt, dass die deutsche Wirtschaft trotz ihrer Widerstandsfähigkeit in diesem Jahr stagnieren wird. Auch Wirtschaftsinstitute begannen, den Ausblick schrittweise zu reduzieren. Das Forschungsinstitut RWI, das im März noch mit einem BIP-Wachstum von 0,2 Prozent gerechnet hatte, gab vor einer Woche bekannt, dass es nun mit einem Rückgang von 0,3 Prozent rechnet.
Auch das Ifo-Institut hat heute seine Entwicklungsprognose revidiert. Im März ging die Frühjahrsprognose noch von einem BIP-Rückgang von 0,1 Prozent aus, der sich für dieses Jahr nun auf 0,4 Prozent erhöht hat.
Bereits im letzten Quartal des vergangenen Jahres verzeichnete die deutsche Wirtschaft einen Rückgang, als das BIP um 0,2 Prozent sank. Insgesamt wuchs die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr jedoch um 1,8 Prozent.
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