Deutschland stimmt sich mit Slowenien ab, um Panzer in die Ukraine zu schicken – 21.04.2022

Deutschland stimmt sich mit Slowenien über die Entsendung von Panzern in die Ukraine ab – Laut Nachrichtenagenturen plant die Bundesregierung, Kampfpanzer an die slowenische Armee zu senden, die ihrerseits ihre T-72-Panzer aus der Sowjetzeit der Ukraine zuteilen würde. Unter internationaler Kritik, aus der Opposition und aus der Regierungskoalition selbst sucht Deutschland nach Möglichkeiten, die Ukraine mit schweren Waffen zu beliefern. Dazu bereitet die Bundesregierung nach Angaben der deutschen Nachrichtenagentur dpa einen dreiseitigen Waffentausch vor, der es der Ukraine ermöglichen soll, schwerere Waffen zu erhalten.

An der von Deutschland geplanten Lösung ist der Nato-Partner Slowenien beteiligt. Dem Plan zufolge würde Slowenien eine große Anzahl seiner T-72-Kampfpanzer sowjetischen Ursprungs in die Ukraine schicken. Als Ersatz werde Deutschland 20 Marder-Panzer und 20 Fuchs-Radpanzer aus eigenen Beständen nach Slowenien schicken, berichtete Reuters.

Deutschland ist der fünftgrößte Waffenexporteur der Welt, verfolgt aber traditionell eine restriktive Politik bei Waffenlieferungen in Konfliktgebiete. Berlin liefert zwar große Mengen an Waffen und Munition direkt an die Ukrainer, hat aber beispielsweise die Lieferung von Panzern noch nicht genehmigt – was eine Lawine der Kritik ausgelöst hat.

„Es gibt keine Tabus“, sagt Baerbock

Bei einer Reise nach Estland im Rahmen ihres dreitägigen Besuchs in den baltischen Ländern bestätigte die deutsche Außenministerin Analenna Baerbock, dass das Land die notwendige Wartung und Munition für seinen Bestand an gepanzerten Schützenpanzern Marder überprüft. kann verwendet werden.

Baerbock entgegnete der Kritik an der offensichtlichen Verzögerung Deutschlands bei der Lieferung der Waffen, die Kiew nach eigenen Angaben zur Abwehr russischer Angriffe benötigt. „Es gibt für uns keine Tabus in Bezug auf gepanzerte Fahrzeuge und andere Waffen, die die Ukraine braucht“, sagte er am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Estland. Am Tag zuvor hatte sie in Lettland bereits eine ähnliche Aussage gemacht.

Von Journalisten bedrängt, ob Leopard-Panzer aus Deutschland in die Ukraine geschickt würden, sagte sie, dass ukrainische Truppen für den Einsatz dieser Art von fortschrittlicher Ausrüstung geschult werden müssten und dass Berlin dafür bezahlen würde.

„Wir stellen 1 Milliarde Euro bereit, weil wir nicht nur an die kommenden Tage und Monate, sondern auch an die kommenden Jahre denken müssen, an die Systeme, die die Ukraine jetzt zur Verteidigung braucht, aber auch an eine freie Ukraine in der Zukunft“, sagte er.

Laut Baerbock gehe es nun aber vor allem darum, sicherzustellen, dass die Ukraine schnell alte, von den Sowjets entworfene Waffen erhält, für deren Einsatz das Militär keine zusätzliche Ausbildung benötigt. Dies würde dadurch geschehen, dass Deutschland die Bestände der verbündeten Länder, die über diese älteren Waffen verfügen – die somit für die Ukraine bestimmt sein könnten – mit moderner Ausrüstung auffüllt.

Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht bestätigte am Donnerstag, dass das Land ukrainische Soldaten im Umgang mit gepanzerten Haubitzen ausbilden wird, die aus den Niederlanden geschickt werden.

Notwendigkeit für schwere Waffen

Viele Analysten sagen, dass die Ukraine dringend schwere Waffen braucht, um die russische Invasion abzuwehren, die sich jetzt auf die Donbass-Region konzentriert. Während die leichten Waffen und Taktiken der Ukraine den Vormarsch Russlands erfolgreich verlangsamt haben, werden schwere Waffen wie Panzer und Haubitzen auf dem Schlachtfeld erforderlich sein, um diesen Einfall zu stoppen und umzukehren, sagen Experten.

Die deutschen Streitkräfte selbst seien mit Ausrüstungsengpässen konfrontiert, betonte Baerbock und wies darauf hin, dass die deutschen Friedensmissionen in Afrika nicht über alle erforderlichen Hubschrauber verfügten.

Gleichzeitig wies Lambrecht auch auf die Ausstattungsmängel der Bundeswehr hin. Die Mangelsituation der Bundeswehr dürfte sich jedoch bald ändern, da die Bundesregierung kürzlich einen 100-Milliarden-Euro-Beitrag zur Landesverteidigung bewilligt hat.

Scholz‘ Reaktionen auf Kritik

Der Drei-Wege-Waffentausch wäre Teil der Antwort von Bundeskanzler Olaf Scholz auf die Kritik – unter anderem aus Kiew, Polen und seinen politischen Kollegen -, dass er sich geweigert habe, die Ukraine mit stärkeren Waffen zu beliefern.

Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki sagte am Donnerstag, er wolle persönlich mit Scholz über die Bedeutung schwerer Waffenlieferungen in die Ukraine sprechen. Seiner Meinung nach wäre dies ein Wendepunkt in der europäischen Geschichte. „Die zweideutige Position Deutschlands hilft hier sicherlich nicht“, sagte er.

Scholz hatte bereits einen anderen Weg für schwerere Waffen in die Ukraine in Gang gesetzt und Kiew Geld geboten, um Waffen bei deutschen Herstellern zu bestellen. Die Liste der verfügbaren Waffen, aus denen Kiew wählen könne, enthalte keine Panzer, Hubschrauber oder schwere Artillerie.

Bereits unter ständiger Kritik der Opposition sah sich Scholz am Donnerstag mit weiteren Forderungen aus den Reihen der eigenen Koalition nach einer klareren Entscheidung beim Panzereinsatz konfrontiert.

Verteidigungsexperte Alexander Müller von der regierenden FDP sagte der dpa: „Die deutsche Öffentlichkeit hat ein Recht darauf zu erfahren, ob wir wie unsere Nato-Partner schwere Waffen liefern. Also Bisher ist die Linie der Bundesregierung noch unklar.“

le/bl (Reuters, dpa, ots)

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