Der Umfrage zufolge nehmen Ostdeutsche bis zu einem Drittel weniger zu sich als Westdeutsche

Fast 21 Jahre nach der Wiedervereinigung gibt es zwischen West- und Ostdeutschland immer noch große Unterschiede bei den Arbeitnehmergehältern. In manchen Bereichen verdienen die Bewohner des ehemals kommunistischen Landesteils bis zu einem Drittel weniger, Ostdeutsche erhalten im Schnitt 17 Prozent weniger Lohn. Er schrieb in der Bild-Zeitung und bezog sich dabei auf Daten einer umfangreichen Internet-Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung.

Die größte Lücke besteht ihrer Meinung nach in der Vergütung der Müller. Während sie im Westen Deutschlands durchschnittlich 2.425 Euro (58.800 Kronen) im Monat verdienen, erhalten ihre Kollegen im Osten im Schnitt nur 1.631 Euro (39.500 Kronen), also 33 Prozent weniger. Im Osten verdienen Maschinisten, Installateure oder Metzger rund 30 Prozent weniger als in den alten Bundesländern.

Auch bei Druckern, Kfz-Mechanikern, Bäckern, Köchen, Verkäufern, Sozialarbeitern und anderen Berufen zeigte die Umfrage Gehaltsunterschiede von 20 Prozent und mehr zu Ungunsten der Ostdeutschen. Demnach verdienen „Ossies“, also Ostdeutsche, nur in zwei von hundert Bereichen mehr als „Wessies“, wie die Bewohner des Westens im Volksmund genannt werden. Ostdeutsche Friseure verdienen im Schnitt um zwei Prozent besser, Postboten vier Prozent besser, wenn es ums Gehalt geht.

„Der Hauptgrund für niedrigere Löhne im Osten sind die niedrigen Zollverpflichtungen der ostdeutschen Unternehmen. Außerdem gibt es im Osten weniger große Unternehmen. Je kleiner sie sind, desto niedriger sind in der Regel die Gehälter“, kommentierte Reinhard Bispinck der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf zu den Ergebnissen der Umfrage.

Sie betreibt im Internet eine Langzeitumfrage zur Arbeitnehmerentschädigung in Deutschland, den sogenannten Lohnspiegel. Seit 2004 hat es Daten von etwa 180.000 Personen gesammelt. Um die Höhe der Entlohnung zwischen West und Ost zu vergleichen, nutzte Bild Angaben von Personen, die mindestens zehn Jahre lang hauptberuflich in diesem Bereich gearbeitet haben, 38 Stunden pro Woche, in einem mittelständischen Unternehmen beschäftigt sind, in dem sie arbeiten keine Führungsposition und beinhalten keine Urlaubsgelder und sonstige Zuzahlungen des Arbeitgebers.

Die Berechnungen der meistgelesenen deutschen Tageszeitung deckten sich mit ihren Umfrageanalysen und entsprächen einem langfristigen Trend, teilte die Stiftung mit, als repräsentativ wolle sie die Ergebnisse aber nicht bezeichnen. Dafür sei die Zahl der Befragten in den einzelnen Berufen – immer mehrere tausend Personen – ihrer Meinung nach nicht ausreichend.

Politiker im Osten der Bundesrepublik reagierten auf die Ergebnisse und forderten einen Lohnvergleich in beiden Teilen des einst geteilten Landes. „Bei solch ungleicher Bezahlung findet man keine Experten“, sagte Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht laut „Bild“ gegenüber Arbeitgebern.

Katrin Taube

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