Statt vier Meter 80 Zentimeter. Der Rhein leidet unter einer Rekorddürre, die Schifffahrt bricht zusammen

Deutschlands längster Fluss trocknet aus. Hohe Temperaturen senken den Pegel des Rheins dramatisch, was auch die deutsche Wirtschaft bedroht. In manchen Flussabschnitten gilt ein Fahrverbot für Handelsschiffe, was dazu führt, dass diese andere Routen für den Transport ihrer Ladung suchen müssen.

Aufgrund der hohen Temperaturen trocknete der Rhein seit dem Sommer deutlich aus, doch auch der Herbst brachte keine große Besserung. Die Dürre hält an. „Ich habe hier noch nie so wenig Wasser erlebt. Der Wasserstand wird so niedrig, dass es für Schiffe sehr schwierig ist, vorbeizukommen“, beschrieb er einer amerikanischen Zeitung Die New York Times Kapitän Frank Sep, der seit 1982 auf dem Rhein segelt.

Zum Beispiel in KölnIn der größten an diesem Fluss gelegenen Stadt brach der Wasserstand Ende Oktober den Rekord aus dem Jahr 2003. Damals wurde mit 81 Zentimetern der niedrigste jemals gemessene Wert gemessen. Jetzt ist der Pegel auf 77 Zentimeter gesunken. Auch andernorts fallen Rekorde.

„Seit Juli ist der Pegel des Flusses niedriger als wir es normalerweise zu dieser Jahreszeit gewohnt sind“, erklärte er der Nachrichtenseite News.com.au Deutscher Hydrologe Jan Böhme. Ihm zufolge liegt der Wasserstand im Oktober normalerweise bei etwa drei bis vier Metern.

„Damit die Pegel wieder ansteigen, bräuchten wir viel Regen – ein kleiner Schauer reicht nicht. Wir brauchen langanhaltende, starke Regenfälle im ganzen Land“, fügt Böhme hinzu.

Sogar Seen sind durstig

Entsprechend Deutsch Nach Angaben des Verkehrsministeriums sind derzeit rund die Hälfte aller Fährschiffe außer Betrieb. Anstelle von Kreuzfahrtschiffen müssen sich Touristen mit einer Sightseeing-Bustour begnügen.

Reedereien müssen andere Routen finden oder Waren und Rohstoffe auf dem Landweg transportieren. Gleichzeitig werden rund 80 Prozent der Schiffsgüter, die das ganze Jahr über Deutschland passieren, auf dem Rhein transportiert. Die genaue Anzahl der Güter, die aufgrund der Dürre auf der Schiene oder der Straße transportiert wurden, ist nicht bekannt. Doch laut Martyn Douglas vom Umweltbundesamt (UBA) handelt es sich um eine „erhebliche Menge“. Zudem sei der Landtransport oft auch teurer, schreiben sie Die New York Times.

Auch andere Klimaveränderungen wirken sich auf den Rhein aus. Der Fluss ist nicht nur auf den jährlichen Niederschlag angewiesen, sondern auch auf die Wasserversorgung aus den Alpen. Doch die Gletscher in den Alpen schmelzen und der Bodensee, der zweitgrößte Alpensee, leidet unter Wassermangel. Sein Wasser versorgte den Oberrhein.

Ein angeschwemmtes Wrack

Aufgrund des Wassermangels im Rhein wurde beispielsweise im August das Wrack eines Frachtschiffes an Land gespült, das nach einer Explosion im Jahr 1895 stellenweise sank.

„Außer Betrieb“, teilt der Hafen der deutschen Stadt Bonn den Frachtschiffen mit. | Foto: Reuters

Der „durstige“ Rhein, der in sechs europäischen Ländern fließt, macht auch der Schweiz zu schaffen. Im August berichteten die örtlichen Behörden, dass Tausende von Fischen im Fluss aufgrund von Hitzewellen gestorben seien. Die hohen Temperaturen führten zu einem Sauerstoffmangel im Fluss und zum Tod insbesondere der Äschen, die in kälteren Gewässern besser leben. Sobald die Wassertemperatur auf etwa 23 Grad Celsius steigt, beginnen sie mit dem Kampf ums Überleben. Im August überstieg die Temperatur des Rheins 25 Grad Celsius.

Auch an zwei weiteren wichtigen deutschen Flüssen – der Donau und der Elbe – herrscht die langanhaltende Dürre. Darüber hinaus sind sich Klimaforscher im Allgemeinen darüber einig, dass sich die Menschen einfach an extreme Temperaturen gewöhnen müssen. „Extreme Ereignisse werden häufiger auftreten“, warnte Hagen Koch vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Video: Extremes Wetter? Wir müssen uns daran gewöhnen, die alten Sprüche gelten nicht mehr, sagt Umweltschützer Pithart

Dürren und Überschwemmungen können jederzeit kommen, wir leben nicht auf dem Land, wir haben unseren gesunden Menschenverstand verloren, wir sind unbelehrbar, sagt der Ökologe David Pithart | Video: DVTV, Martin Veselovský

Katrin Taube

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