Neue Kanzlerin, neue Ambitionen? Olaf Scholz betritt die europäische Arena

Die neue deutsche Bundeskanzlerin betritt an diesem Freitag die europäische Bühne mit großen Ambitionen für Europa nach der Lauheit der Merkel-Jahre zu diesem Thema

Einer langen Nachkriegstradition folgend, ist es in Paris, dass„Olaf Scholz, der neue Bundeskanzler“, seinen Antrittsbesuch buchen. Der 63-jährige Sozialdemokrat wird an diesem Freitag von Staatschef Emmanuel Macron zum Mittagessen empfangen, bevor er nach Brüssel geht, um die Führer der Institutionen der Europäischen Union zu treffen und den Europagipfel vom 16. und 17. vorzubereiten. Dezember.

Olaf Scholz will nach der sechzehnjährigen Regierungszeit von Angela Merkel, die vier französische Präsidenten kannte, eine angenommene und für ausländische Partner beruhigende Kontinuität verkörpern.

„Anderer Ansatz“

Der Finanzminister der Vorgängerregierung will jedoch nicht nur ein Merkel-Bis sein. Die von Paris gefeierte Roadmap für die nächsten vier Jahre, die Olaf Scholz mit seinen umweltschützern und liberalen Koalitionspartnern unterzeichnet hat, zeugt von neuen europapolitischen Ambitionen auf deutscher Seite.

„Ob wir es strategische Autonomie oder europäische Souveränität nennen, wie auch immer der Titel lautet, das hat viel Tinte fließen lassen. Es ist die Idee, die zählt, erklärte am Mittwoch in Paris die neue Chefin der deutschen Diplomatie, Annalena Baerbock.

Berlin wünscht sich von nun an langfristig „die Entwicklung der Europäischen Union zu einem europäischen Bundesstaat“, die dezentral funktioniert. Eine Initiative, die über die Pariser Integrationsvorschläge hinausgeht. „Es ist wirklich ein anderer Ansatz, eine Öffnung Deutschlands gegenüber Frankreich“, um sich für den Zusammenhalt eines Europas einzusetzen, das durch den Niedergang der Rechtsstaatlichkeit oder die Gefahr einer geopolitischen Marginalisierung geschwächt ist, urteilt der Direktor des Deutsch-Französischen Instituts in Ludwigsburg (dfi), Frank Baasner.

Stärker gegen autoritäre Regime

Wenn der Wunsch, die Arbeit europäischer Reformen zu reinvestieren, am Freitag in Brüssel den Chefs der EU-Institutionen gefallen dürfte, dürfte dies bei dem ebenfalls vor Ort angesetzten Treffen zwischen Olaf Scholz und dem NATO-Generalsekretär anders sein.

Einerseits sieht das Atlantische Bündnis die Bemühungen um ein Verteidigungseuropa traditionell düster, andererseits erwähnt das Programm der Regierung Scholz das Ziel der NATO nicht. Militärausgaben zu erhöhen.

Während Angela Merkel auf Druck der USA an der Zusage festhielt, ein Ausgabenvolumen von 2 % des Bruttoinlandsprodukts pro Jahr anzustreben, spricht Olaf Scholz in seinem Programm nur von einem Ziel von 3 % des BIP nicht nur für die Nato, sondern auch für Entwicklungshilfe und deutsche Diplomatie.

Zudem will das neue Team an der Spitze in Berlin energischer gegen autoritäre Regime vorgehen. Olaf Scholz drohte am Mittwoch mit möglichen „Konsequenzen“ für die umstrittene Gaspipeline Nord Stream II, die Russland mit Deutschland verbindet, falls russische Truppen die Ukraine einmarschieren sollten, ein Projekt, das Angela Merkel gegen alle Widerstände unterstützt hat.

Aldrich Sachs

"Web pioneer. Typical pop culture geek. Certified communicator. Professional internet fanatic."