Soll ein Albaner in der EU Asyl bekommen? Brüssel will eine einheitliche Länderliste

Sind Kosovo oder Albanien sichere Länder? Diese Frage müssen sich deutsche Beamte in den letzten Tagen oft stellen. Vier von zehn Anträgen auf Flüchtlingsstatus stammen aus diesen beiden Balkanländern.

Innerhalb des Schengen-Raums entscheidet Deutschland selbst über die Gewährung von Asyl, muss sich aber an gemeinsame Regeln halten. Die Praxis ist von Land zu Land unterschiedlich, beispielsweise genehmigt Schweden Anträge viel häufiger.

Die EU-Kommission will wegen der Krisensituation die gemeinsame Asylpolitik verschärfen. Bis Ende des Jahres soll sie eine Liste von Ländern erstellen, in denen Bürger- und Menschenrechte geachtet werden. In einem Interview mit dem französischen Radio Europe 1 sagte Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans. Die Maßnahme soll den derzeitigen Migrationsdruck zumindest teilweise entlasten.

Vizepräsident der Europäischen Kommission Frans Timmermans

Vizepräsident der Europäischen Kommission Frans TimmermansAutor: ctk/ap

Im Zusammenhang mit der Liste sprach Timmermans über nicht näher bezeichnete Staaten des afrikanischen Kontinents und des Westbalkans. Die Maßnahme könnte somit Einwohner des Kosovo, Albaniens und Montenegros betreffen, die derzeit in Deutschland Asyl beantragen können. Gleichzeitig sind die beiden letztgenannten Länder Beitrittskandidaten der Europäischen Union.

Deutschland erwartet, dass im nächsten Jahr 800.000 Flüchtlinge ins Land kommen, viermal mehr als in diesem Jahr geschätzt. Berlin sucht daher nach Möglichkeiten, den Migrationsdruck zumindest ein wenig zu verringern. Es verursacht sozialen Druck, der letzte Zeit am vergangenen Freitag heftig geäußert vor der Asyleinrichtung im sächsischen Heidenau.

Katrin Taube

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