Namibia lehnte Deutschlands Reparationsangebot für den Völkermord an den Volksgruppen der Herero und Nama durch deutsche Kolonialtruppen ab, obwohl das afrikanische Land optimistisch über die Möglichkeit eines Deals ist.
„Wir bleiben entschlossen, diese Schlüsselmission zu erfüllen“, sagte der namibische Präsident Hage Geingob am Dienstag am Ende eines Treffens mit dem Sondergesandten für Verhandlungen mit Deutschland.
Kurz zuvor hatte die Regierung in einer Stellungnahme zum Verhandlungsstand klargestellt, dass das derzeit auf dem Tisch liegende Angebot Deutschlands für Namibia „noch nicht akzeptabel“ sei.
„Das aktuelle Wiedergutmachungsangebot der Bundesregierung steht noch aus“, teilte die namibische Ratspräsidentschaft mit, ohne jedoch konkrete Details zu dem Vorschlag bekannt zu geben.
Namibia betonte, dass Deutschland sich weigere, in diesen Verhandlungen über „Wiedergutmachung“ zu sprechen, obwohl es sich bedingungslos für das Massaker an namibischen Volksgruppen entschuldige.
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Deutschland hat auf die von Namibia als unpassend empfundene Formel der „Wundheilung“ zurückgegriffen, weshalb beide Länder nun an einem Rahmenabkommen arbeiten, das von „Versöhnung“ spricht.
Im Hinblick auf Entschädigungen macht Namibia Fortschritte bei der Identifizierung und Budgetierung verschiedener Projekte, die das Land benötigt, unter anderem in Bereichen wie Wasserversorgung, ländliche Elektrifizierung, Straßen, Wohnen, Bildung oder landwirtschaftliche Entwicklung.
Geingob wies seinen Verhandlungsführer, Botschafter Zed Ngavirue, an, Berlin dazu zu bringen, einen überarbeiteten Vorschlag vorzulegen.
Deutschland und Namibia führen seit 2015 Gespräche über die Aufarbeitung der Gräueltaten des Deutschen Reiches während der Kolonialzeit und mögliche Entschädigungen.
Die deutsche Besetzung der heute zu Namibia gehörenden Gebiete fand zwischen 1884 und 1915 statt.
Am 12. Januar 1904 kam es zu einem ersten Herero-Aufstand gegen die deutsche Kolonialherrschaft, dem im Oktober der Aufstand der Nama-Bevölkerung folgte.
Es wird geschätzt, dass die Soldaten von Kaiser Wilhelm II. 65.000 Hereros von einer Bevölkerung von 80.000 und mindestens 10.000 der 20.000 Nama ausrotteten.
Dieser Völkermord gilt als Präzedenzfall für andere ethnische Säuberungen.
Im November 2019 bezog sich der Deutsche Bundestag erstmals auf dieses Massaker mit dem Wort „Völkermord“, und der deutsche Verhandlungsführer Ruprecht Polenz betonte, das Abkommen mit Namibia sei eng.
Trotz Fortschritten in den Verhandlungen sieht Berlin entgegen den Forderungen von Vertretern der Herero- und Nama-Völker, die 2017 in New York Klage gegen Deutschland erhoben hatten, keine individuelle Entschädigung vor.
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