Studie: Giftige Partikel aus Reifen gelangen ins Gemüse

In Experimenten zum hydroponischen Anbau von Salat haben Wissenschaftler herausgefunden, dass er Chemikalien über seine Wurzeln aufnehmen kann, die durch das Abnutzen von Reifen in die Umwelt freigesetzt werden. Einige dieser Verbindungen sind giftig. Nun wollen sie diesen Vorgang in natürlichen Systemen testen.

Wind und Wasser tragen mikroskopisch kleine Fragmente von abgenutzten Reifen in verschiedene Gebiete, darunter auch Anbaugebiete, weisen auf Spezialisten der Universität Wien (Österreich) hin.

Laut Forschern wird pro Person und Jahr durchschnittlich 1 kg solcher Partikel in die Umwelt freigesetzt. Aus diesen Fragmenten werden später eine Vielzahl von Chemikalien freigesetzt.

Das Team aus Wien hat gerade geprüft, ob diese Stoffe in Kulturpflanzen eindringen können und so letztlich auf den Tellern der Menschen landen.

„Die Partikel, die sich von den Reifen lösen, enthalten verschiedene organische Substanzen, von denen einige hochgiftig sind“, sagt Anya Sherman, Co-Autorin der im Fachblatt Environmental Science & Technology veröffentlichten Studie (https://pubs.acs.org/ doi/10.1021/acs.est.2c05660).

„Gelangen diese Chemikalien in die Nähe der Wurzeln von essbaren Pflanzen, können sie für Verbraucher gefährlich werden, sofern sie von den Pflanzen aufgenommen werden“, ergänzt Teamleiter Prof. Thilo Hofmann.

Ob dem so ist, testete seine Gruppe in einer Reihe von Experimenten.

Wissenschaftler haben dem hydroponischen Salatanbau fünf Substanzen hinzugefügt. Vier werden bei der Herstellung von Reifen verwendet, und der fünfte entsteht durch die Umwandlung eines von ihnen, der bereits als giftig bekannt ist.

Leider haben die Forscher keine guten Nachrichten.

„Unsere Messungen haben gezeigt, dass der Salat alle von uns getesteten Verbindungen über die Wurzeln aufgenommen, zu den Blättern transportiert und dort angereichert hat“, berichtet Sherman.

Dies geschah nicht nur, wenn diese Stoffe direkt der Ernte zugesetzt wurden, sondern auch, wenn Reifenfragmente ins Wasser gegeben wurden.

„Kopfsalat nimmt ständig potenziell schädliche Chemikalien auf, die über einen langen Zeitraum durch den Verschleiß von Reifen freigesetzt werden“, ergänzt Prof. Hofmann.

Mit Hilfe genauer Analysemethoden untersuchten die Wissenschaftler auch die Stoffe, die sich aus den aufgenommenen Chemikalien im Salat gebildet haben.

„Die Pflanzen verarbeiteten die aufgenommenen Verbindungen wieder und produzierten dabei Chemikalien, die zuvor noch nicht beschrieben worden waren. Ich weiß also nicht, ob diese Metaboliten giftig sind. Ob sie gesundheitlich bedenklich sind, lässt sich derzeit nicht beurteilen“, betont einer der Wissenschaftler, Dr. Thorsten Hüffer.

In den nächsten Schritten wollen die Forscher die Aufnahme potenziell schädlicher Verbindungen durch Pflanzen überprüfen, die in natürlichem Boden wachsen.

„Der Prozess, den wir jetzt untersucht haben, läuft in natürlichen Systemen wahrscheinlich anders ab. Daher wollen wir im nächsten Schritt die Aufnahme von Reifenadditiven durch Pflanzenwurzeln im Boden untersuchen“, sagt Ruoting Peng, Co-Autor der Entdeckung.

Marek Matacz

matt/agt/

Karla Bergmann

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