Nord Stream 2. Russland drängt | Deutschland – aktuelle deutsche Politik. DW-Nachrichten auf Polnisch | DW

Russland drängt auf eine schnelle Entscheidung über den Start der Gaspipeline Nord Stream 2. „Niemand braucht eine künstliche Verzögerung bei der Inbetriebnahme der Pipeline“, sagte Russlands Botschafter in Deutschland, Sergey Netschajew, der Deutschen Presse-Agentur. Russland ist bereit für den sofortigen Gastransit durch beide Rohre nach Deutschland auf dem Grund der Ostsee. Von der neuen Regierung in Berlin – der Koalition aus SPD, Grünen und FDP – erwartet sich der Botschafter eine „pragmatische und verbraucherfreundliche“ Herangehensweise an das Vorhaben.

„Geostrategische Rolle von Nord Stream 2“

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock bestätigte in einem Interview mit der dpa, dass Nord Stream 2 für sie mehr ist als nur ein privatwirtschaftliches Projekt. – Die letzten Jahre haben auch aufgrund unterschiedlicher Wahrnehmungen in Europa gezeigt, welche geostrategische Rolle Nord Stream 2 spielt – sagte der Grünen-Politiker. Die bisherige Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD räumte deshalb ein, dass die Gaspipeline Sicherheitsfragen aufwirft.

CSU-Fraktionschef Alexander Dobrindt forderte die Inbetriebnahme der Pipeline, sobald die rechtlichen Hindernisse beseitigt seien. „Nord Stream 2 ständig in Frage zu stellen, ist grundsätzlich der falsche Weg“, sagte Dobrindt der DPA.

Nord Stream 2 wartet auf Genehmigung

Die zweisträngige Gaspipeline Nord Stream 2 zwischen Russland und Deutschland ist fertig, wartet aber auf eine Betriebsgenehmigung der Bundesnetzagentur. Eine Entscheidung in dieser Angelegenheit werde im ersten Halbjahr 2022 nicht fallen – warnte bereits Agenturpräsident Jochen Homann. Nach der Entscheidung der Agentur muss die Angelegenheit noch von der Europäischen Kommission geprüft werden.

Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete das Vorgehen als „völlig unpolitisch“ und nannte die Pipeline „ein privatwirtschaftliches Projekt“.

Annalena Baerbock sieht im Zulassungsverfahren keinen Unterschied zu Scholzs Meinung. – Die rechtliche Prüfung obliegt in der aktuellen Situation der Bundesnetzagentur. Olaf Scholz und ich haben diesen Sachverhalt mit anderen Worten dargestellt, sagte der Chef der deutschen Diplomatie.

Sie verwies auch auf das Abkommen, das die Regierung von Angela Merkel mit den USA zu Nord Stream 2 geschlossen hat Ernsthafte Konsequenzen. Es gelte immer noch, sagte sie.

Widerstand der USA und der Grünen

Die USA lehnen Nord Stream 2 ab, da sie Europas zu große Abhängigkeit von der russischen Energieversorgung sehen.

Auch die Grünen in Deutschland haben grundsätzliche Bedenken gegen dieses Vorhaben. Der russische Botschafter in Berlin, Sergej Netschajew, ist jedoch zuversichtlich, was das Schicksal der Gaspipeline angeht. „Ich höre von der neuen Regierung, dass es sich um ein privatwirtschaftliches Projekt handelt, das nicht mit der Politik verbunden werden sollte“, sagte er mit Blick auf Bundeskanzler Olaf Scholz. Auf die Frage, ob Russland Scholz beim Wort nehme, antwortete der Botschafter: – Wir nehmen niemanden beim Wort, aber wir akzeptieren es. Wir hoffen sehr, dass wir dieses Projekt umsetzen können. Es wäre eine Win-Win-Situation, sagte er.

(DPA / dom)

Aldrich Sachs

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