Milliardäre retten den Einzelhandel: Roman und Janeček treiben den Ladenbau voran

Ohne die großen Persönlichkeiten der tschechischen Wirtschaft wäre der diesjährige Bau von Einkaufszentren und Einkaufsparks zurückgegangen. Etwas überraschend wird die Branche von Namen wie dem ehemaligen ČEZ-Chef Martin Roman oder dem Börsenhändler und Aktivisten Karel Janeček gerettet. Das Banner der Immobilienbranche wird vom König der heimischen Immobilien, Radovan Vítek, sowie vom Hanác-Baumagnaten Jaromír Uhýrek gehalten.

Mit dem Geld von Martin Roman und seiner Frau Lenka wurden im zweiten Quartal die Türen des Einkaufszentrums Lužiny in Prag geöffnet. Finanzen von Karel Janeček und seinem RSJ-Private-Equity-Fonds halfen dem Centre Pivovar Děčín im gleichen Zeitraum auf die Beine.

Zur Abwechslung investiert Jaromír Uhýrek, Eigentümer des Konzerns Gemo aus Olmütz, in den Bau des Einkaufszentrums Frýda in Frýdek-Místek. Die Fertigstellung auf den Ruinen der legendären örtlichen Sporthalle ist für die zweite Hälfte dieses Jahres geplant. Noch vor Weihnachten will Radovan Vítek sein Quadrio auch in Prag nahe Národní trády eröffnen.

Das ehrgeizige Projekt wurde kürzlich auch von der Firma CTP unter der Leitung von Remon Vos gestartet, der aufgrund der Konzentration seines Geschäfts in der Tschechischen Republik auch als inländischer Entwickler gilt. Seine Firma begann mit dem Bau des größten Einkaufszentrums in der Tschechischen Republik in der Nähe von Brünn. Es bietet rund 70.000 Quadratmeter Mietfläche nahe der Autobahn nach Bratislava.

86.000 Quadratmeter = Rückgang um die Hälfte

Nach Angaben des Beratungsunternehmens DTZ werden in diesem Jahr in Tschechien insgesamt 86.000 Quadratmeter Verkaufsfläche geschaffen. Das wäre ein Rückgang von 52 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und gleichzeitig der schlechteste Wert seit der tiefsten Krise der Branche im Jahr 2011.

„Der Rückgang ist zum einen auf den Vergleich mit dem starken Vorjahr zurückzuführen, als knapp 180.000 Quadratmeter fertiggestellt wurden. Dabei spielt auch die Tatsache eine Rolle, dass derzeit eher kleinere Projekte im Bau sind, Massivbau wird auch durch höhere begrenzt Marktsättigung“, sagte Lenka Šindelářová von DTZ. Als wichtigen Trend sehen Berater die Verlagerung hin zum Bau von Ortszentren mit einer Fläche von weniger als 25.000 Quadratmetern. Darunter ist zum Beispiel Kraków, das letztes Jahr in Prag in Bohnice eröffnet wurde und zur S group Holding des Unternehmers Petr Syrovátka gehört.

„Dieser Trend wird sich fortsetzen. Ein Grund ist die zunehmende Sättigung, der andere eine allmähliche Verhaltensänderung der Kunden, die zunehmend alltägliche kleinere Einkäufe am Wohnort bevorzugen“, ergänzt der Berater von DTZ. Damit nähert sich Tschechien Westeuropa an. Gerade westlich von Aš kaufen Kunden bevorzugt in kleineren Einkaufszentren und stationären Geschäften ein, wie eine aktuelle Umfrage des Beratungsunternehmens CBRE ergab. Skandinavien und Osteuropa bleiben dagegen weiterhin die Domäne der großen Wirtschaftszentren.

Katrin Taube

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