Merkel: Die deutsche Politik braucht mehr Frauen

Angela Merkel hat vor ihrem Rücktritt nach 16 Jahren als erste Bundeskanzlerin Deutschlands mehr Frauen dazu ermutigt, sich in der deutschen Politik zu engagieren. Sie ist der Meinung, die Politik sei noch immer zu sehr von Männern dominiert und müsse mit der Zeit gehen.




Bundeskanzlerin Angela Merkel 22.10.2021 Aris Oikonomou/Pool via REUTERS

Foto: Reuters

Merkel, die als Führerin der größten Volkswirtschaft Europas Frauen auf der ganzen Welt inspiriert hat, zeigte ihr typisches pragmatisches Gespür, als sie eine Garderobenfrage der Süddeutschen Zeitung beantwortete, die man einem Mann wahrscheinlich nicht gestellt hätte.

„Ich gebe keine Kleidung an Museen“, sagte die 67-jährige Bundeskanzlerin auf die Frage, ob sie einen ihrer farbenfrohen Blazer, die sie als Markenzeichen trägt, an ein Museum abgeben würde. In dem ausführlichen Interview erklärte sie, sie würde die Kleidungsstücke stattdessen an Sammelstellen für Altkleider spenden.

Bedenken über Merkels Abgang könnten zu einem Mangel an Frauen in hohen politischen Positionen führen und Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens beim Medienunternehmen Axel Springer haben diese Woche eine hitzige Debatte über Geschlechterungleichheit und Sexismus in Deutschland ausgelöst.

„Es ist uns noch nicht gelungen, genügend Frauen für die Politik zu begeistern“, sagte Merkel. „Generell muss noch mehr daran gearbeitet werden, mehr Selbstvertrauen bei den Frauen zu gewinnen. Denn auch wenn es Frauen gibt, ist es nicht normal, dass sie zum Beispiel um den Parteivorsitz kämpfen.“

Die Geschlechterparität könnte zu einem Knackpunkt bei der Bildung der nächsten Regierung werden, da die drei Parteien, die sich derzeit in formellen Koalitionsverhandlungen befinden, in dieser Frage unterschiedlicher Meinung sind.

Auch in der Politik spielen sexistische Einstellungen und strukturelle Barrieren eine Rolle, sagen Analysten. Im jüngsten Bundestagswahlkampf beklagte sich die Kanzlerkandidatin der Grünen, sexistische Kritik halte sie von ihrem Aufstieg ab.

Werner Meier

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