Lex TVN. Deutsche Presse über Dudas Veto: Ein Schlag für Recht und Gerechtigkeit

  • „Wir dürfen nicht euphorisch werden“, schreibt der Autor der „Frankfurter Rundschau“ und weist darauf hin, dass Andrzej Duda den weiteren Abbau von Demokratie und Medienfreiheit nur geringfügig verzögert hat
  • „Das Veto von Präsident Andrzej Duda gegen Lex TVN ist gut für die Medienfreiheit, aber in die Defensive gedrängt Recht und Justiz könnten sich noch weiter radikalisieren“ – schreibt ihrerseits „Frankfurter Allgemeine Zeitung“
  • „Das Veto des Präsidenten gegen das Gesetz, das die PiS auch auf Kosten des Konflikts mit den USA durchsetzen wollte, wird den Zersetzungsprozess wahrscheinlich beschleunigen“ – sagt „FAZ“
  • Die „Süddeutsche Zeitung“ erinnert wiederum daran, dass Andrzej Duda bislang als „Stift“ der Regierungspartei bezeichnet wurde und betont, dass Zehntausende Menschen, die in Polen abgeladen wurden, Einfluss auf die Entscheidung des Präsidenten hatten
  • Mehr solcher Geschichten findet ihr auf der Onet-Homepage

„Frankfurter Rundschau“: Bez euforii

„Nach dem Veto von Präsident Andrzej Duda gegen das Mediengesetz der Bundesregierung möchte man schreien: Es ist noch nicht alles verloren“ – heißt es in einem Kommentar, der am Dienstag, 28. Dezember, in der „Frankfurter Rundschau“ veröffentlicht wurde.

„Allerdings dürfen wir nicht in Euphorie verfallen“, warnt der Autor. Duda hat den weiteren Abbau von Demokratie und Medienfreiheit nur geringfügig verzögert. Das ist kein Ausgleich dafür, dass Polen seit der PiS-Herrschaft in der Rangliste der Länder in Sachen Pressefreiheit um 46 Plätze zurückgefallen ist.

Die Entscheidung von Duda ist dennoch ein „Signal“, wie der Kommentator bewertet. Die Proteste im In- und Ausland machten den Behörden in Warschau klar, dass sie „zu weit gegangen“ seien. Die Kritik aus den USA dürfte maßgeblich dazu beigetragen haben, die Entscheidung zu lex TVN zu ändern.

Der Schaden für die PiS durch das Veto werde laut „Frankfurter Rundschau“ nicht allzu groß sein, denn die Tat sei „relativ unwichtig“ und das Veto habe den Demonstranten „den Wind aus den Segeln genommen“. Gegner der Liquidierung der Demokratie sollten lernen, dass sie Proteste künftig besser koordinieren müssen.

„FAZ“: Weto ist ein Schlag für PiS

„Das Veto von Präsident Andrzej Duda gegen lex TVN ist gut für die Medienfreiheit, aber in die Defensive gedrängt Recht und Gerechtigkeit könnten noch radikaler werden. – schreibt Reinhard Veser in der Internetausgabe der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Polen droht laut dem Verfasser des Kommentars „innerpolitische Turbulenzen“. Die Begründung für Dudas Veto-Entscheid liest sich wie „ein Bruch mit seiner politischen Heimat“.

Der Rest des Textes unter dem Video:

Ein Veto des Präsidenten könnte „weitreichende politische Folgen haben“, schreibt Veser. Wie er betont, befindet sich das rechte Machtlager seit Dudas Wiederwahl vor mehr als einem Jahr in „einer Dauerkrise, die von Richtungsstreitigkeiten und persönlichen Intrigen angeheizt wird“. Im Sejm behält die Regierung die Mehrheit nur dank Splittergruppen.

„Das Veto des Präsidenten gegen das Gesetz, das die PiS auch auf Kosten des Konflikts mit den USA durchsetzen wollte, wird den Verfallsprozess wahrscheinlich beschleunigen“, prognostiziert der FAZ-Journalist.

Veser glaubt, dass der Rest Europas vorerst „aufatmen“ kann, aber nur, weil sich das Problem der Medienfreiheit zu den bestehenden Defiziten der Rechtsstaatlichkeit gesellt.

„Allerdings ist zu befürchten, dass sich die Radikalisierung der PiS aufgrund interner Probleme, die sich in heftiger antieuropäischer Rhetorik manifestiert, angesichts des drohenden Machtverlusts fortsetzen wird“, heißt es in der „FAZ“.

Veser warnt davor, dass sich die Turbulenzen in der polnischen Innenpolitik direkt negativ auf die EU auswirken könnten – „in einer Zeit, in der angesichts der aggressiven Politik Russlands die Stabilität und Verlässlichkeit der Mitgliedsstaaten im Osten für die EU wichtiger denn je ist“. EU und NATO.“ „Im Kreml werden die Folgen der PiS-Politik wieder mit Freude aufgenommen“, schreibt Veser in der FAZ zum Schluss.

„Süddeutsche Zeitung“: PiS schwächelt

Auch die „Süddeutsche Zeitung“ schreibt von einer möglichen Schwächung der regierenden PiS-Partei. Die Redaktion erinnert daran, dass Präsident Duda bislang als „Feder“ dieser Partei bezeichnet wurde. Zehntausende Menschen in ganz Polen demonstrierten gegen das Mediengesetz und appellierten an den Präsidenten, ein Veto gegen das Mediengesetz einzulegen.

Tagesspiegel: Pressefreiheit in aussichtsloser Lage

Der in Berlin erschienene Tagesspiegel weist auf die Argumente der Regierung hin, das Gesetz solle „feindliche Akteure“ wie Russland am Eintritt in den polnischen Medienmarkt hindern. Kritiker der Tat warfen der Regierung hingegen vor, einen behördenkritischen Sender knebeln zu wollen.

Das Journal zitiert die Meinung der Organisation Reporter ohne Grenzen. Sie wertete das Veto als „gute Nachricht für die Pressefreiheit, die sich in Polen in einer ausweglosen Lage befindet“.

Autor: Jacek Lepiarz

Abonnieren Sie den Onet-Newsletter, um die wertvollsten Inhalte von uns zu erhalten

Aldrich Sachs

"Web pioneer. Typical pop culture geek. Certified communicator. Professional internet fanatic."