Das Interesse der Tschechen an Hypotheken nimmt beispiellos ab. Das liegt neben den strengeren Regeln der Banken auch daran, dass sie ihnen ohnehin zu teuer sind. Allerdings können Menschen, die über ein regelmäßiges Einkommen in Euro verfügen, einen Wohnungsbaukredit deutlich günstiger bekommen. Obwohl das Angebot auf dem Inlandsmarkt sehr begrenzt ist, ist eine Bewerbung in bestimmten Fällen, aber auch im Ausland, möglich.
Die neuesten Daten sprechen eine klare Sprache: Für Hypotheken in Kronen sind die Zinssätze derzeit die höchsten seit 20 Jahren. Nach den Hypomonitor-Daten des Tschechischen Bankenverbandes können die Menschen sie jetzt zu einer durchschnittlichen Rate von 5,83 Prozent erhalten.
Grund ist die hohe Inflation, die laut tschechischer Statistik im Land bereits 18 Prozent erreicht hat. Um das Wachstum zu stoppen, erhöhte die Zentralbank in diesem Jahr den Leitzins relativ stark, nämlich auf sieben Prozent. Auch das Kreditangebot der tschechischen Banken hat sich daran angepasst.
Allerdings ist die Europäische Zentralbank bei der Zinserhöhung innerhalb der Eurozone nicht so drastisch vorgegangen. Waren sie zu Beginn des Sommers unverändert, stiegen sie im Juli erstmals seit 2011 wieder auf 0,50 Prozent. Und dann noch einmal im September auf 1,25 Prozent.
Für Tschechen ist es daher vorteilhafter, eine Hypothek in Euro aufzunehmen. Grundvoraussetzung ist jedoch, dass der Antragsteller über ein dauerhaftes Einkommen in europäischer Währung verfügt. „Wenn der Kunde die Bedingung eines Einkommens in Euro erfüllt und es sich um ein stabiles Einkommen handelt, ist ein solcher Kredit angesichts der Zinssätze der Euro-Hypotheken finanziell vorteilhafter“, bestätigt Jan Brejl, Geschäftsführer der Partners-Gruppe.
Allerdings gibt es im Land nicht viele Banken, die dieses Produkt anbieten. Hierzu zählen beispielsweise eine Filiale der Österreichischen Oberbank oder der Deutschen Volksbank Raiffeisenbank Nordoberpfalz. „Der aktuelle Zinssatz liegt hier bei etwa 4,5 Prozent“, sagt Radomíra Trojanková, Leiterin der Cheb-Filiale der Volksbank Raiffeisenbank Nordoberpfalz.
Das größte langfristige Interesse an Euro-Hypotheken kommt laut Trojánková von Pendlern, die beruflich nach Deutschland fahren. „Ansonsten sind es zum Beispiel Bauträger, die Immobilien vermieten und überwiegend ausländische Kunden haben, die die Miete in Euro zahlen. Dabei handelt es sich aber eher um Geschäftskredite“, beschreibt er.
Ihr zufolge bestehe Interesse an Hypotheken in Euro, obwohl die Europäische Zentralbank durch Zinserhöhungen bereits etwas verschärft habe. „Die Möglichkeit, eine Hypothek in Euro aufzunehmen, wird immer unvorteilhafter, weil die Zinsen steigen“, warnt Trojánková. Über weitere Zinserhöhungen wird die Europäische Zentralbank Ende Oktober entscheiden.
Laut Monika Heiserová verzeichnete die Oberbank vor allem im zweiten Quartal dieses Jahres einen Anstieg der Nachfrage nach „Euro-Hypotheken“. Er fügt hinzu, dass dieses Bankprodukt eine natürliche Wahl für Kunden sei, die über Einkünfte in Euro verfügen.
Tschechen können eine Hypothek auch im Ausland aufnehmen, wo Banken oft günstigere Zinssätze und Konditionen anbieten. Am häufigsten sind es Österreich, Deutschland oder die Slowakei. Gleichzeitig wird diese Möglichkeit vor allem von Personen genutzt, die beruflich ins Ausland pendeln. Beispielsweise ist es in der Slowakei neben dem Einkommen in Euro häufig erforderlich, dass der Antragsteller die Hypothek mit einer auf slowakischem Gebiet gelegenen Immobilie absichert.
Große Banken zögern, Euro zu verpfänden
Hypotheken in Euro sind nicht nur nicht jedermanns Sache, auch große in der Tschechischen Republik tätige Banken meiden sie. Sie sind für sie riskant. Wenn der Kunde beispielsweise den Job wechselt und auf ein Gehalt in Kronen umsteigt, kann es leicht zu Rückzahlungsproblemen kommen, was Probleme für die Bank selbst bedeutet.
„Kredite in Fremdwährung sind relativ stark reguliert, und die Regulierungsbehörde überträgt das Wechselkursrisiko auf die Banken für normale Verbraucher und nicht für Unternehmen“, erklärt Tereza Kaiseršotová, Sprecherin der Raiffeisenbank. „Unter Berücksichtigung des Risikos wären solche Kredite für die Kunden relativ teuer, und dann ginge der Vorteil aus der Zinsdifferenz verloren“, betont er.
Ähnlich äußert sich auch Air Bank. „Wir bieten keine Hypotheken in Fremdwährung an. Wir schützen Sie vor dem Risiko von Wechselkursänderungen, die zu Rückzahlungsproblemen führen könnten“, erklärt er auf seiner Website.
Das Produkt wird weder von der Komerční banka noch von der ČSOB oder der Česká spořitelna angeboten. Obwohl sie letztes Jahr über die Möglichkeit einer Hypothek in Euro nachdachte, zog sie sich letztlich von den Plänen zurück. „Bereits im Jahr 2021 haben wir darüber nachgedacht, eine Euro-Hypothek anzubieten, aber unsere Analysen ergaben letztlich kein großes Interesse seitens der Kunden“, behauptet Banksprecher Filip Hrubý.
Brejl von Partners führt außerdem ein Argument gegen die Aufnahme einer Hypothek in einem anderen Land an. „Ein weiterer Faktor, der nicht unbedingt ein Risiko darstellt, besteht darin, dass es sich bei den Banken, die Euro-Kredite anbieten, um kleine Banken mit einem kleineren Filialnetz und gleichzeitig weniger Kundenbetreuung handelt. Es kann dann problematisch sein, einen solchen Kredit in tschechische Kronen umzufinanzieren, wenn diese vorhanden sind.“ Es besteht wiederum ein Währungsrisiko und mögliche Wechselkursgebühren“, fügt er hinzu.
Auch die Bereitstellung von Hypotheken in Fremdwährung in der Tschechischen Republik wird von der Zentralbank überwacht, die auch vor den mit diesem Produkt verbundenen Risiken warnt.
Für ein Beispiel aus der Vergangenheit muss man nicht weit gehen. Vor der Wirtschaftskrise im Jahr 2008 mochten Einwohner einiger europäischer Länder, insbesondere Ungarns und Polens, Hypotheken in Schweizer Franken. Damals waren die Zinsen für Kredite in dieser Währung deutlich niedriger.
Der Ausbruch der Krise im Jahr 2008 und die Lockerung des Frankenkurses im Jahr 2015 führten jedoch dazu, dass sich der Wert der Schweizer Währung gegenüber dem polnischen Zloty etwa verdoppelte. Die Rückzahlung von Hypotheken und anderen Krediten wurde für die Menschen teurer und vielen von ihnen drohte die Versteigerung ihrer Häuser.
In Ungarn musste die Regierung daraufhin die Banken anweisen, auf Franken lautende Hypotheken zu einem festen Wechselkurs in Forint umzuwandeln.
„Popkultur-Experte. Begeisterter Kaffee-Evangelist. Freiberuflicher Alkohol-Liebhaber. Web-Wissenschaftler.“