Die Bundesregierung stellt dem Energieunternehmen Uniper eine zusätzliche Finanzspritze von rund 8 Milliarden Euro zur Verfügung. Es ist Teil der Verstaatlichung des deutschen Gasriesen. Uniper hat heute darüber informiert. Ihm zufolge wurde die endgültige Vereinbarung noch nicht bekannt gegeben. Laut Quellen von Reuters und Bloomberg soll dies am Mittwoch geschehen. Mehrheitseigentümer von Uniper ist der staatlich kontrollierte finnische Energieversorger. Seine Aktien stiegen heute an der Nasdaq-Börse in Helsinki um mehr als 9 Prozent, bevor der Handel ausgesetzt wurde.
Die Kapitalspritze wird von der Regierung durch eine Kapitalerhöhung ausschließlich durch die Bundesregierung bereitgestellt. Das Gesamtpaket aus Krediten und Eigenkapital, das zur Stabilisierung von Uniper eingesetzt wird, steigt damit auf mindestens 29 Milliarden Euro. Berlin wird auch die Aktien des Hauptaktionärs von Uniper, der finnischen Fortum, kaufen.
Inzwischen erklärte Fortum in einem eigenen Statement, dass sich die Verhandlungen in der Schlussphase befänden. Zu den diskutierten Punkten gehören der Verkauf der von Fortum an Uniper gehaltenen Anteile an den deutschen Staat, die Rückzahlung der von Fortum an Uniper bereitgestellten Mittel und die geplante deutsche Kapitalzufuhr für Uniper.
Laut einer früheren Aussage von Bloomberg-Quellen beinhaltet die historische Vereinbarung zwischen der Regierung von Bundeskanzler Olaf Scholz, Uniper und seiner Muttergesellschaft unter anderem die Tatsache, dass Deutschland den 78-prozentigen Anteil von Fortum an Uniper kaufen und damit vollständiger Eigentümer von Uniper werden wird das deutsche Unternehmen. Das Geld, das die Regierung in den Versorger steckt, soll ihm helfen, den Kredit von Fortum zurückzuzahlen.
Uniper ist der größte deutsche Importeur von russischem Gas. Das Unternehmen befand sich im Epizentrum einer Krise, die durch Russlands Entscheidung ausgelöst wurde, die Gaslieferungen nach Europa als Vergeltung für Sanktionen wegen Russlands Einmarsch in die Ukraine einzustellen. Uniper begann daraufhin, Gas am teuren Spotmarkt zu beschaffen und verbrannte dort seine Barreserven.
Bereits im Juli einigten sich Uniper und die Regierung auf das Rettungspaket. Dank ihm erwarb Berlin einen Anteil von 30 % an Uniper. Aber die Krise habe sich verschärft und dieses Rettungsprogramm reiche nicht mehr aus, schrieb Bloomberg. Das neue Abkommen würde damit das Rettungsprogramm vom Juli ersetzen.
Die Uniper-Aktie fiel nach den heutigen Spekulationen von Bloomberg um bis zu 6,4 %, drehte dann aber um und stieg um etwa 3 %. Das Unternehmen hat in diesem Jahr rund 90 Prozent seines Marktwerts verloren.
Fünfjahresperformance der Uniper-Aktie im Xetra-System bis 18. September:
Durch die Rettung von Uniper gerät auch die finnische Regierung unter Druck. Das Geld der finnischen Steuerzahler fließt nach Deutschland, um Uniper zu retten. Der Regierung der finnischen Ministerpräsidentin Sanna Marin droht auf Initiative aller Oppositionsparteien ein doppeltes Misstrauensvotum. Doch die fünfköpfige Regierungskoalition dürfte ihnen dank der Mehrheit im Parlament standhalten.
Die Opposition wirft der Regierung vor, die Mehrheitsbeteiligung des finnischen Staates an dem Energieversorger unzureichend zu kontrollieren. Sie fordert auch zusätzliche Informationen darüber, wer in der Regierung im vergangenen Winter Kredite und Garantien für die deutsche Fortum-Tochter in Höhe von 8 Milliarden Euro genehmigt hat.
Quellen: Bloomberg, Reuters, Patria.cz
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