Eine deutsche „Green Card“ zur Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte – DW – 09.08.2022

Die Bundesregierung will eine eigene „Grüne Karte“ auflegen, um zu versuchen, die enormen zu versorgen

Arbeitskräftemangel im Land. Branchenverbände beklagen seit einiger Zeit Fachkräftemangel, und das Arbeitsministerium deutet an, dass der Fachkräftemangel das Wirtschaftswachstum bremst.

Nach Angaben der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände der Metallurgie- und Elektroindustrie, Gesamtmetall, ist die Produktion von zwei von fünf Unternehmen der Branche durch Arbeitskräftemangel behindert. Dem Deutschen Handwerksverband (ZDH) zufolge fehlen dem Land rund 250.000 qualifizierte Fachkräfte.

Die neue „Chancenkarte“, die Arbeitsminister Hubertus Heil kürzlich vorgestellt hat, soll Ausländern die Einreise nach Deutschland zur Stellensuche erleichtern, auch wenn sie noch kein Stellenangebot im Auge haben.

Dazu müssen sie mindestens drei der folgenden vier Kriterien erfüllen:

1) Hochschulabschluss oder Berufsabschluss;

2) Berufserfahrung von mindestens drei Jahren;

3) Sprachkenntnisse oder früherer Aufenthalt in Deutschland;

4) Unter 35 Jahre alt sein.

Aber Minister Heil sagte, es werde Grenzen und Auflagen geben. In Presseinterviews betonte er, dass die Zahl der Karten entsprechend den Vorgaben der Bundesregierung begrenzt werde.

„Es geht darum, qualifizierte Zuwanderer in einem unbürokratischen Verfahren zu gewinnen. Deshalb ist es wichtig zu sagen: Wer die ,Opportunitätskarte‘ hat, kann sich während seines Aufenthaltes selbst versorgen“, sagte Heil am Mittwoch (07) dem WDR. . /09).

„Gute Gelegenheit für Ausländer“

Sowmya Thyagarajan, die Indien 2016 verließ, um in Hamburg in Luftfahrttechnik zu promovieren, sieht einige Veränderungen positiv. Derzeit leitet sie ihr eigenes Unternehmen in Deutschland, Foviatech, das Software zur Rationalisierung von Transport- und Gesundheitsdiensten entwickelt.

„Ich denke, dieses Punktesystem kann eine großartige Gelegenheit für jeden sein, der aus dem Ausland kommt, um in Deutschland zu arbeiten“, sagt Thyagarajan im Gespräch mit der DW. „Gerade angesichts des Mangels an jungen Arbeitskräften in Deutschland.“

Bei der Rekrutierung bevorzugt das Unternehmen von Thyagarajan Deutsche und EU-Bürger, allein schon wegen der Bürokratie mit anderen Nationalitäten.

Bei den vier von der Regierung vorgegebenen Kriterien macht sie Vorbehalte: Qualifikation und Sprachkenntnisse seien wichtig, die anderen Voraussetzungen aber nicht so praktikabel.

„Ich bin mir nicht sicher, ob es sehr wichtig ist, dass der Arbeiter unter 35 Jahre alt ist, da es nicht notwendig ist, jung zu sein. Am wichtigsten ist die Qualifikation“, betont Thyagarajan.

Auch was die Mindesterfahrung von drei Jahren angeht, ist sie skeptisch, da ein Studium teilweise schon die nötige Erfahrung bringt. „Für manche Stellen ist Erfahrung nicht notwendig. Aber für andere ist Erfahrung wichtig.“

Neue Hindernisse?

Doch es gibt Stimmen, die die neue „Chancenkarte“ von Minister Heil ablehnen. „Er baut große, unnötige Hürden auf, die das System noch komplizierter machen“, sagt Holger Bonin, Forschungsleiter am Institut für Arbeitsmarktforschung (IZA) in Bonn.

Für den Sachverständigen bedeutet das Punktesystem lediglich mehr Bürokratie. „Warum vereinfachen sie den Prozess nicht? Geben Sie den Leuten ein Visum, um Arbeit zu suchen, und wenn sie innerhalb einer bestimmten Zeit nichts finden, müssen sie das Land verlassen?“, fragt Bonin.

„Das Hinzufügen zusätzlicher Punkte macht alles komplizierter, und Arbeitgeber können entscheiden, ob diese Kriterien bei der Einstellung wichtig sind. Daher bräuchten Fachkräfte keine Karte als Vorauswahl“, betont er.

Bonin stimmt auch zu, dass einige der Kriterien für Arbeitgeber in Deutschland möglicherweise nicht so wichtig sind. Beispiel: Für ein internationales Unternehmen, dessen Mitarbeiter hauptsächlich auf Englisch kommunizieren, spielt es keine Rolle, ob die Kandidaten Deutsch sprechen oder in Deutschland gelebt haben.

Kulturelle und strukturelle Probleme

Deutschland hat gegenüber anderen westlichen Nationen, die Fachkräfte anziehen wollen, einige kulturelle Nachteile: Zum einen ist Deutsch weltweit weniger verbreitet als Englisch.

„Fachkräfte suchen fast immer den Weg ins englischsprachige Ausland“, sagt Thyagarajan. „Bis zu einem gewissen Grad ist es wichtig [que nossos funcionários falem alemão], weil wir in Deutschland sind. Ich meine, man braucht zumindest Grundkenntnisse.“

Ein weiteres Problem ist, dass deutsche Arbeitgeber traditionell mehr Wert auf Diplome und Qualifikationen legen und diese in Deutschland nicht immer anerkannt werden oder Monate dauern, bis sie im Land revalidiert werden. „Diese Probleme werden nicht durch die Schaffung einer ‚Gelegenheitskarte‘ gelöst“, schätzt Bonin ein.

Hinzu kommen weitere systemische Probleme für deutsche Arbeitgeber: Kommunalbehörden verwenden unterschiedliche Parameter zur Anerkennung von Diplomen und Qualifikationen; und Mitarbeiter müssen Übersetzungen von Diplomen weiterhin in Notariaten beglaubigen.

Minister Heil sagt, er wolle diese Bürokratien abbauen. „Ich halte es für sehr, sehr notwendig, dass es dem Land neben einem modernen Einwanderungsgesetz gelingt, den bürokratischen Gigant rund um die Anerkennung von Berufsqualifikationen zu vereinfachen“, sagte Heil dem WDR.

Dafür wünsche er sich eine Bundesbehörde, die Zertifikate aus anderen Ländern schnell revalidieren kann, sowie Büros in Deutschland, die überlastete Konsulate im Ausland unterstützen können.

Jannike Feldt

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