Ein deutscher Architekt schlägt vor, eine Stadt für Flüchtlinge zu bauen

Noch leben sie in Notunterkünften, doch mit der Zeit werden Hunderttausende Zuwanderer in Deutschland eine eigene Wohnung brauchen. Mehrere Konzepte liegen bereits auf dem Tisch – darunter eine neue Stadt nur für Flüchtlinge mit zentraler Moschee.

Der Architekt Manfred Osterwald beschloss, seine Erfahrungen, die er beim Bau von Städten auf grünen Wiesen in China, im Iran und im Libanon gesammelt hatte, nach Deutschland zu übertragen. Mit seinem Projekt namens Smart Home City setze er sich sicherlich keine kleinen Ziele, schreibt die Zeitung Die Welt.

Osterwald schlägt vor, eine Stadt ausschließlich für Flüchtlinge zu bauen, in der 30.000 Menschen ein neues Zuhause finden würden. Seine Architektur soll dem Nahen Osten ähneln, damit sich Einwanderer schneller an den neuen Nahen Osten gewöhnen können, fügt der Autor des Projekts hinzu.

Osterwald beziffert die Baukosten auf 500 Millionen Euro. Die Montage von Fertighäusern sollte nur etwas mehr als ein Jahr dauern. Flüchtlinge könnten sowohl in die Vorbereitung des Projekts als auch in den eigentlichen Bau und die Verwaltung der Stadt einbezogen werden. Auf diese Weise würden sie sich gleichzeitig in die Gesellschaft integrieren, meint er.

Hunderttausende Wohnungen fehlen

Vertreter der Kommunen, die sich nun um Winterunterkünfte für Tausende Flüchtlinge aus Zeltlagern kümmern müssen, teilen Osterwalds Optimismus nicht. Aufgrund aktueller Probleme verschieben sie die Suche nach einer längerfristigen Lösung auf später.

Laut Bauministerin Barbara Hendricks entsteht in Deutschland im kommenden Jahr durch die Zuwanderungswelle ein zusätzlicher Bedarf von 350.000 Wohnungen. Der Deutsche Vermieterverband rechnet mit mindestens 400.000 Wohnungen.

Andere Architekten und Stadtplaner melden sich mit ihren Ideen. Leipzig zum Beispiel hat sich zum Ziel gesetzt, mindestens 5.400 Zuwanderern eine dauerhafte Heimat zu bieten, und während es in der Innenstadt noch viele leerstehende Wohnungen gibt, sucht stellvertretender Oberstadtbaurat Reinhard Wölpert nach geeigneten Grundstücken, auf denen er einfach bauen könnte , preiswerte Wohnungen. Neubauten dürfen aber nicht im „Niemandsland“ entstehen, sondern möglichst nah an der Stadt mit Anbindung an ihre Infrastruktur.

Nach Wölperts Vorstellungen sollten Häuser variabel sein. Reihenhäuser sollten beispielsweise so konzipiert sein, dass sie in der ersten Phase von zwei Familien bewohnt und später problemlos zu einem Singlehaushalt umgebaut werden können.

Auch der Regierungsrat des Hochtaunuskreises, Ulrich Krebs, macht auf die Gefahr der Ghettobildung aufmerksam. Ihm zufolge ist es notwendig, die Unterkünfte für Flüchtlinge in großen Ballungsräumen gleichmäßig zu verteilen, denn selbst wenn die Behörden sie zunächst in abgelegenen Gebieten unterbringen, werden sie dennoch langfristig zum Arbeiten in die Städte ziehen.

Vorschriften verzögern den Neubau von Wohnblocks

Vor allem in Ostdeutschland wird direkt die Lösung angeboten, die leeren Tafelzeiten aus DDR-Zeiten zu nutzen. Doch auch das muss nicht ohne Hindernisse sein, wie der laufende Umbau eines ehemaligen Internats im Berliner Stadtteil Penzlauer Berg zeigt.

Der verlassene elfstöckige Wohnblock verfiel während der zehn Jahre, in denen er nicht bewohnt wurde, und Diebe beraubten ihn von Heizkörpern, Metallrohren und elektrischen Leitungen. Architekt Grant Kelly steht nun vor der Aufgabe, die Einwandererunterkünfte so schnell wie möglich fertigzustellen und gleichzeitig neue Bauvorschriften einzuhalten, die beispielsweise eine ökologische Beheizung vorschreiben. Das kostet seiner Meinung nach „Zeit und Geld“.

Eine weitere Verzögerung sind Baugenehmigungen, bei denen der langwierige Prozess den Bau um bis zu zwei Monate verzögern kann, fügt Kelly hinzu. Auch sein Kollege Arthur Numrich beklagt die „oft törichten Standards“, die von der „Lobby der Wärmedämmhersteller“ gepusht worden seien.

Katrin Taube

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