Die deutsche Presse über Dudas Veto: ein Schlag für Recht und Gerechtigkeit | Polnische Echos | DW

„Frankfurter Rundschau“: Bez euforii

Nach dem Veto von Präsident Andrzej Duda gegen das Mediengesetz der Regierung möchte man schreien: Es ist noch nicht alles verloren – lesen wir in einem Kommentar, der am Dienstag, 28. Dezember, in der „Frankfurter Rundschau“ veröffentlicht wurde.

„Allerdings dürfen wir nicht in Euphorie verfallen“, warnt der Autor. Duda hat den weiteren Abbau von Demokratie und Medienfreiheit nur geringfügig verzögert. Das ist kein Ausgleich dafür, dass Polen seit der PiS-Herrschaft in der Rangliste der Länder in Sachen Pressefreiheit um 46 Plätze zurückgefallen ist.

Dudas Entscheidung sei jedoch ein „Signal“ – urteilt der Kommentator. Die Proteste im In- und Ausland machten den Behörden in Warschau klar, dass sie „zu weit gegangen“ seien. Die Kritik aus den USA dürfte maßgeblich dazu beigetragen haben, die Entscheidung zu lex TVN zu ändern.

Nach Ansicht der „Frankfurter Rundschau“ werde der Schaden für die PiS durch das Veto nicht übermäßig groß sein, da die Tat „relativ unwichtig“ gewesen sei und das Veto den Demonstranten „den Wind aus den Segeln genommen habe“. Gegner der Liquidierung der Demokratie sollten lernen, dass sie Proteste künftig besser koordinieren müssen.

FAZ: Veto ist ein Schlag für PiS

Das Veto von Präsident Andrzej Duda gegen Lex TVN ist gut für die Medienfreiheit, wird aber in die Defensive gedrängt Recht und Gerechtigkeit können noch radikaler werden – schreibt Reinhard Veser in der Online-Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Polen droht laut dem Verfasser des Kommentars „innerpolitische Turbulenzen“. Die Begründung für Dudas Veto-Entscheid liest sich wie „ein Bruch mit seiner politischen Heimat“.

Ein Veto des Präsidenten könnte „weitreichende politische Folgen haben“, schreibt Veser. Wie er betont, befinde sich das rechte Machtlager seit Dudas Wiederwahl vor mehr als einem Jahr in einer „dauerhaften Krise, die von Richtungsstreitigkeiten und persönlichen Intrigen geschürt wird“. Im Sejm behält die Regierung die Mehrheit nur dank Splittergruppen.

Das Veto des Präsidenten gegen das Gesetz, das die PiS auch auf Kosten des Konflikts mit den USA durchsetzen wollte, werde den Zersetzungsprozess wahrscheinlich beschleunigen, prognostiziert der FAZ-Journalist.

Veser glaubt, dass der Rest Europas erst einmal durchatmen kann, aber nur deshalb, weil sich das Problem der Medienfreiheit zu den bestehenden Defiziten der Rechtsstaatlichkeit gesellt.

Warschau: Protest gegen „Lex TVN“ (19.12.2021)

„Allerdings ist zu befürchten, dass sich die Radikalisierung der PiS aufgrund interner Probleme, die sich in scharfer antieuropäischer Rhetorik manifestiert, angesichts des drohenden Machtverlusts fortsetzen wird“, heißt es in der „FAZ“.

Veser warnt davor, dass sich die Turbulenzen in der polnischen Innenpolitik direkt negativ auf die EU auswirken könnten – „in einer Zeit, in der angesichts der aggressiven Politik Russlands die Stabilität und Verlässlichkeit der Mitgliedsstaaten im Osten für die EU wichtiger denn je ist“. EU und NATO.“ „Im Kreml werden die Konsequenzen der PiS-Politik wieder begrüßt“, fasst Veser in der „FAZ“ zusammen.

„Süddeutsche Zeitung“: PiS schwächelt

Auch die Süddeutsche Zeitung schreibt über die mögliche Schwächung der regierenden PiS-Partei. Die Redaktion erinnert daran, dass Präsident Duda bislang als „Feder“ dieser Partei bezeichnet wurde. Zehntausende Menschen in ganz Polen demonstrierten gegen das Mediengesetz und appellierten an den Präsidenten, ein Veto gegen das Mediengesetz einzulegen.

Tagesspiegel: Pressefreiheit in aussichtsloser Lage

Der in Berlin erschienene Tagesspiegel weist auf die Argumente der Regierung hin, das Gesetz solle „feindliche Akteure“ wie Russland am Eintritt in den polnischen Medienmarkt hindern. Kritiker der Tat warfen der Regierung hingegen vor, einen behördenkritischen Sender knebeln zu wollen.

Das Journal zitiert die Meinung der Organisation Reporter ohne Grenzen. Sie wertete das Veto als „gute Nachricht für die Pressefreiheit, die sich in Polen in einer ausweglosen Lage befindet“.

Aldrich Sachs

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