Die deutsche Behörde hat der Weiterführung von Nord Stream 2 zugestimmt. Nach einem Jahr wird mit dem Bau wieder begonnen

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hat der sofortigen Fortsetzung des Baus der Gaspipeline Nord Stream 2 in deutschen Gewässern zugestimmt. Dies geht aus der Mitteilung des Amtes vom Freitag hervor. Die derzeitige Genehmigung würde eine Fortsetzung der Bauarbeiten erst ab Ende Mai ermöglichen, teilte die Agentur DPA mit. Nord Stream 2 soll über den Meeresgrund der Ostsee Erdgas aus Russland nach Deutschland bringen.

Die neue Bewilligung war unter anderem notwendig, weil 2019 ein Schweizer Unternehmen seine Schiffe, die eine Arbeitsbewilligung für die Wintermonate hatten, wegen drohender Sanktionen aus den USA entzog. Das Nord Stream 2-Projekt musste daher auf einen anderen Schiffstyp umsteigen, der unter die neue Genehmigung fällt.

Laut dem russischen Unternehmen Gazprom, dem Hauptinvestor des Projekts, ist die Pipeline bereits zu 94 Prozent fertiggestellt. Es bleiben noch etwa 150 Kilometer Pipelines in zwei parallelen Linien zu verlegen, also 75 Kilometer auf jeder Linie. Der verbleibende Teil der Pipeline besteht aus etwa 30 Kilometern deutschen Gewässern und 120 Kilometern dänischen Gewässern, schreibt die DPA.

In Dänemark hätte nach früheren Angaben jetzt mit dem Bau des restlichen Teils der Pipeline begonnen werden sollen. Das Handelsblatt sagte jedoch unter Berufung auf einen Projektsprecher, die Arbeiten würden später beginnen. „Wir haben von der dänischen Energiebehörde die Erlaubnis, ab Freitag mit den Arbeiten zu beginnen. Das bedeutet aber nicht, dass wir am Freitag mit der Verlegung der Pipeline fortfahren“, sagte der Sprecher. Er fügte hinzu, dass zunächst die technische Ausrüstung untersucht werde, was mindestens einige Tage dauern würde. Der Zeitpunkt des Arbeitsbeginns könnte ihm zufolge Ende Januar oder Anfang Februar genauer festgelegt werden.

Ende 2019 wurden wegen drohender amerikanischer Sanktionen die Abschlussarbeiten an der Pipeline vor der dänischen Insel Bornholm eingestellt, von der sich zwei Schweizer Schiffe, die die Pipeline verlegten, zurückzogen. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte bereits angekündigt, Russland wolle die Pipeline ungeachtet von Sanktionen unabhängig von ausländischen Partnern fertigstellen.

Im vergangenen Dezember unterzeichnete US-Präsident Donald Trump ein Gesetz, das Sanktionen gegen Unternehmen im Zusammenhang mit dem Bau der Pipeline erlaubt. Grund seien Bedenken über den überproportional wachsenden Einfluss Russlands und Europas Energieabhängigkeit von russischen Rohstoffen. Treiber der Entscheidung waren Analysten zufolge aber auch die Bemühungen der USA, auf dem europäischen Gasmarkt Fuß zu fassen.

Das Projekt Nord Stream 2 wird vom russischen Gaskonzern Gazprom geleitet, bei dem der Staat das Hauptwort hat. Etwa die Hälfte der Finanzierung stammten von den deutschen Unternehmen Uniper und Wintershall, dem britisch-niederländischen Unternehmen Shell, der österreichischen OMV und der französischen Engie.

Die rund 1.200 Kilometer lange Pipeline soll jährlich 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas nach Europa transportieren. Gas aus dem Nord Stream 2-Projekt soll auch von der Tschechischen Republik genutzt werden, die über die neue Eugal-Gaspipeline daran angeschlossen wird.

Aldrich Sachs

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