Trotz allem ist der Grünen-Abgeordnete zufrieden, dass der linke Kandidat Brasiliens nächster Präsident wird. Vor allem die Aussicht auf mehr Schutz des Amazonas mache ihm Hoffnung: „Ich freue mich riesig, dass Lula die Wahl gewonnen hat. Eine weitere Amtszeit von Bolsonaro wäre wirklich eine Katastrophe für den Wald und auch für die brasilianische Demokratie. Lula hat jetzt die Chance zu geben.“ Platz für viele Politiker, die Bolsonaro unterdrückt hat.“
Cavazzini hofft, dass der neue Staatschef die für den Klimaschutz so wichtige Abholzung des Regenwaldes wieder einschränkt. „Ich habe immer noch Zweifel, ob es angesichts der Katastrophe, der Rekordabholzung, die wir sehen, ausreichen wird. Deshalb glaube ich, dass der internationale Druck der Zivilgesellschaft, der Europäischen Kommission, der Abgeordneten gleichermaßen wichtig ist. Das wird es nicht ein automatischer Wechsel sein, denn Lula steht unter dem Druck der großen nationalen Agribusiness-Unternehmen.“
EU-Mercosur-Abkommen
Um sich gegen die Agrarlobby durchzusetzen und eine andere Wirtschaftspolitik aufrechterhalten zu können, müsse Lula in Brasilien Reformen anstoßen, mehr Handel zulassen und ausländische Investoren anziehen, betont Lateinamerika-Experte Jamie Shea: „Das bedeutet, dass er Brasilien öffnen muss Wirtschaft mehr Darüber hinaus müssen sich ihre Sozialprogramme dem Realitätstest stellen.“
Offenbar will der linke Präsident das seit 20 Jahren verhandelte, aber noch nicht umgesetzte Freihandelsabkommen zwischen dem Mercosur und der EU abschließen und neu verhandeln. Ob die EU, die den Pakt, an dem auch Argentinien, Paraguay und Uruguay beteiligt sind, bisher nicht ratifiziert hat, zur Zusammenarbeit bereit sein wird, ist ungewiss.
„Wenn Lula Neuverhandlungen will, müssen wir das mit offenen Armen hinnehmen. Dann muss sich die Europäische Kommission zusammensetzen und das Abkommen in einigen Punkten neu formulieren, denn so wie es derzeit ist, kann es nicht genehmigt werden“, rät Anna Cavazzini.
Für die Abgeordnete braucht der Mercosur in Bezug auf Umweltstandards, Nachhaltigkeit und Waldschutz dringend Verbesserungen. Wichtigstes Ziel für die EU müsse es sein, den Klimaschutz zur Leitlinie Brasiliens zu machen: „Ich hoffe, dass die Europäische Union hier viele Impulse setzen kann, in Form von Geldern, Kooperationen, aber auch politischem Druck.“
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