Deutscher Soziologe: Die deutsche Migrationspolitik ist in vielerlei Hinsicht widersprüchlich und grundsätzlich unklug

„Die deutsche Migrationspolitik ist in vielen Details widersprüchlich und generell dumm. Da Deutschland als eines der stärksten EU-Länder über enormen Einfluss in Brüssel verfügt, verhindert es bis heute, dass die gesamte EU eine vernünftige Migrationspolitik betreibt. Darüber hinaus hat Deutschland Spannungen geschaffen, bei denen gewöhnlicher Pragmatismus wünschenswert gewesen wäre“, sagt Patzelt.
Er weist darauf hin, dass Deutschland ein Anziehungspunkt für Migranten sei, weil es einerseits als „Modell der Humanität“ gelten wolle und das in seiner Verfassung enthaltene Versprechen, wonach jeder Kriegsflüchtling, der nach Deutschland komme, das Recht habe, akribisch erfülle sich einem entsprechenden Verfahren zu unterziehen und möglicherweise internationalen Schutz zu erhalten.
„Das Problem ist, dass Ämter und Gerichte auf die große Zahl von Migranten völlig unvorbereitet sind und es daher in den meisten Fällen fast ein Jahr dauert, bis die erste Entscheidung gefällt wird.“ Gegen diesen Bescheid können in der Folge fast immer Rechtsmittel eingelegt werden, denen kein Aufenthaltsrecht in Deutschland zuerkannt wurde. Dadurch können sie länger im Land bleiben. Derzeit wird fast keiner der rund 300.000 Migranten, die Deutschland verlassen müssten, nicht abgeschoben. Denn viele Migranten durften ohne Ausweisdokumente ins Land, andere machen einfach falsche Angaben oder sind sogar unter mehreren Namen registriert“, zählt der Soziologe auf.
„Das alles wird von den deutschen Behörden teils aufgrund der Rechtslage, teils wegen der offensichtlichen Arbeitsbelastung geduldet. Sondern auch, weil die Grünen und die Linken immer mehr humanitäre Gründe finden oder erfinden, die es Migranten ermöglichen, in Deutschland zu bleiben, auch wenn sie kein Recht dazu haben“, beklagt der Experte und betont, dass das System, dessen Ziel es sei, nicht in Frage käme Hilfe für wirklich bedürftige Kriegsflüchtlinge oder politisch Verfolgte wird rücksichtslos missbraucht.
Aber warum ist es Migranten so wichtig, in Deutschland zu landen?
„Nach etwa anderthalb Jahren Aufenthalt in Deutschland haben sie Anspruch auf die gleichen staatlichen Grundleistungen wie arbeitslose Deutsche: Wohnen, Geld, Gesundheitsversorgung, und das alles auf einem höheren Niveau als in anderen EU-Ländern“, erklärt Werner Patzelt und weist auch auf die charakteristische Groteske politischen Handelns in dieser Angelegenheit hin:
„Immer mehr Deutsche sehen, dass es so nicht weitergehen kann; dass die Migrationspolitik ihres Landes zu irrationalen Konsequenzen führt. Deshalb wählen sie immer häufiger die rechtspopulistische AfD. Doch gerade weil die AfD seit jeher der schärfste Kritiker der deutschen Migrationspolitik ist, ist eine explizite Revision dieser Politik zu einem politischen Tabu geworden. Keine der anderen Parteien will der AfD zustimmen. Was machen sie also? Sie drängen auf eine „europäische Lösung“, also darauf, dass andere in Deutschland bleibende Migranten aufnehmen, um den Kern des Problems nicht zu Hause zu lösen.“
Zusammenfassend weist der Soziologe darauf hin, dass Deutschland einerseits „die Attraktivität seines Sozialsystems für Migranten nicht verringern will, obwohl Dänemark und Schweden zeigen, dass dies durchaus effektiv möglich ist“; Ein großer Teil der links-grünen Politiker in Deutschland will keine Abschiebung von Migranten auf deutschem Territorium, auch wenn letztlich festgestellt wurde, dass ihnen kein Anspruch auf internationalen Schutz zusteht; Schiffe von NGOs, die unter anderem aus dem deutschen Haushalt finanziert werden, „holen Migranten direkt an der Seegrenze zu Tunesien auf und transportieren sie dann nach Italien.“ Andererseits drängt Berlin auf eine „europäische Lösung“, die von den meisten EU-Ländern strikt abgelehnt wird.
„Ist die deutsche Migrationspolitik also heuchlerisch? Ist nicht. Es ist einfach illusorisch, irrational und voller Widersprüche. Und es dient nicht einmal den nationalen Interessen Deutschlands. Eine Chance, sich zu ändern, besteht erst dann, wenn noch größere, handfeste Probleme auftreten oder wenn in Deutschland eine Mitte-Rechts-Regierung an die Macht kommt. Bis es so weit ist – solange die Politik für Schlafwandler verantwortlich ist – ist die Möglichkeit, vernünftige Entscheidungen sowohl in Deutschland als auch auf EU-Ebene zu treffen, gelähmt“, schließt Werner Patzelt.

Aus Brüssel Artur Ciechanowicz (PAP)

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Karla Bergmann

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