Deutscher Politiker gewaltsam angegriffen, zweiter Fall innerhalb weniger Tage

Dieser zweite Angriff auf einen Politiker weckt bereits jetzt die Sorge vor einer Zunahme politischer Gewalt in Deutschland, nur einen Monat vor den Wahlen zum Europäischen Parlament.

Frankziska Giffey, Stadtwirtschaftskommissarin, ehemalige Bürgermeisterin und ehemalige Bundesministerin, wurde am Dienstag bei einer Veranstaltung in einer Berliner Bibliothek angegriffen, als ein Mann von hinten auf sie zukam und sie mit einem Koffer schlug, in dem sich ein hartes Schlaggerät befand, wie die Polizei mitteilte.

Der mutmaßliche Täter des Angriffs auf Giffey wurde bereits identifiziert, weitere Details wurden jedoch nicht bekannt gegeben.

Berlins Bürgermeister Kai Wegner verurteilte den Angriff aufs Schärfste. „Wer Politiker angreift, greift unsere Demokratie an“, sagte Wegner laut DPA.

„Wir werden das nicht tolerieren. Wir werden uns jeder Form von Gewalt, Hass und Unruhen widersetzen und unsere Demokratie schützen“, fügte er hinzu.

Letzte Woche wurde in Dresden ein Kandidat der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) während seines Wahlkampfs für die Europawahlen im nächsten Monat zusammengeschlagen und musste operiert werden.

Die Polizei nahm vier Tatverdächtige im Alter zwischen 17 und 18 Jahren fest und erklärte, dass dieselbe Gruppe wenige Minuten vor dem Überfall auf Matthias Ecke auch einen Mitarbeiter der Partei Os Verdes angegriffen habe.

Nach Angaben der Sicherheitsbehörden soll mindestens einer der Jugendlichen Verbindungen zu rechtsextremen Gruppierungen haben.

Ebenfalls am Dienstag sei ein weiterer Politiker der Partei Os Verdes beim Aufhängen von Wahlplakaten in Dresden von zwei Personen angegriffen worden, berichtete die DPA.

Die Vorfälle verschärften die politischen Spannungen in Deutschland.

Sowohl die Regierungs- als auch die Oppositionsparteien gaben an, dass ihre Mitglieder und Anhänger in den vergangenen Monaten einer Welle körperlicher und verbaler Angriffe ausgesetzt waren. Sie forderten die Polizei auf, den Schutz der Politiker und die Sicherheit bei Wahlkundgebungen zu verstärken.

Im Februar erklärte der Deutsche Bundestag in einem Bericht, dass es im Jahr 2023 insgesamt 2.790 Angriffe auf gewählte Amtsträger gegeben habe.

Am stärksten betroffen waren Vertreter der Grünen mit 1.219 Fällen, während Vertreter der rechtsextremen Partei Alternative für Deutschland (AfD) 478 Mal und die SPD 420 Mal Ziel von Angriffen wurden.

Der Vizekanzler des Landes, Robert Habeck, Mitglied der Grünen, wurde im Januar von einer Gruppe wütender Bauern stundenlang daran gehindert, eine Fähre zu verlassen, und die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Katrin Göring-Eckardt, ebenfalls von den Grünen, wurde vergangene Woche daran gehindert, eine Veranstaltung im Bundesland Brandenburg zu verlassen, als ein wütender Mob ihr Auto blockierte.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser plädierte nach einer Sondersitzung der 16 Innenminister der Länder zum Thema Gewalt am Dienstag für eine Verschärfung des deutschen Strafrechts, um „undemokratische Taten härter zu bestrafen“.

Viele der Vorfälle ereigneten sich im ehemals kommunistischen Osten des Landes, wo die Regierung von Scholz sehr unpopulär ist.

Das Sächsische Innenministerium teilte mit, es habe in diesem Jahr 112 wahlbezogene Straftaten registriert, darunter 30 gegen gewählte Amtsträger oder Abgeordnete.

Eine der größten Parteien Deutschlands, die AfD, hat Verbindungen zu gewalttätigen Neonazi-Gruppen, die ein einschüchterndes politisches Klima fördern.

Einer ihrer Anführer, Björn Höcke, steht derzeit wegen der Verwendung eines verbotenen Nazi-Slogans vor Gericht.

Die Alternative für Deutschland, die sich gegen Einwanderung und die europäische Integration einsetzt, konnte bei europaweiten Umfragen sowie bei Wahlen in Sachsen und zwei anderen ostdeutschen Bundesländern ihre Wahlabsicht steigern.

Werner Meier

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