2011 hob Deutschland die Pflicht zum Wehrdienst für Männer auf. Die Konsultation zeigt, dass ein großer Teil der Bevölkerung die Rückkehr der Regel wünscht. Bei mehr als einem Drittel sollen Frauen davon nicht ausgenommen sein. Die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland befürwortet eine Wiedereinführung der Wehrpflicht im Land, ergab eine Umfrage des multinationalen Marktforschungsunternehmens Ipsos MORI mit Sitz in Paris.
Von den tausend befragten Wählern zwischen 18 und 75 Jahren sprachen sich 61 % für eine Wiedereinführung der Pflicht aus, die in Deutschland 2011 ausgesetzt wurde. Die Auswertung ergab auch, dass die meisten Älteren (60 bis 75 Jahre) bereits von einer möglichen Ausnahme befreit sind Einberufung, würden diese Maßnahme eher befürworten als die 18- bis 39-Jährigen.
In keiner Altersgruppe gab es jedoch eine ausgeprägte Abneigung gegen die Idee – was in einem Land, das seit seiner Niederlage im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) eine pazifistische Position verteidigt, verwundern mag.
Und während es für nur 18 % ausreichen würde, dass die Regelung wie bisher nur Männer betrifft, wollen 43 %, dass sie für beide Geschlechter gilt. Auch in diesem Fall gab es eine Diskrepanz zwischen den Interessengruppen, mit 49 % der Männer dafür, gegenüber 36 % der Frauen.
Im Zeichen der Invasion der Ukraine
Streng genommen hat Deutschland 2011 die Wehrpflicht nicht abgeschafft, sondern nur bis zum nationalen Notstand oder einer Offensive gegen Deutschland auf unbestimmte Zeit eingefroren. Darüber hinaus werden zivildienstliche Alternativen angeboten, wie zum Beispiel Berufspraktika in Schulen und Kirchen oder die Betreuung älterer Menschen und anderer gefährdeter Gruppen.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius löste Anfang 2023 eine Kontroverse zum Thema aus, als er erklärte, „es sei ein Fehler gewesen, die Wehrpflicht auszusetzen“. Bundeskanzler Olaf Scholz wiederum wies im Februar eine Debatte über eine mögliche Rückgabe der Verpflichtung zurück. Beide Politiker sind Sozialdemokraten.
Die Frage der Stärkung des deutschen Militärs ist seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine am 24. Februar 2022 immer wieder neu, was zu einer von führenden Politikern in Europa und darüber hinaus wahrgenommenen erheblichen Sicherheitsbedrohung geführt hat.
In einem aktuellen Bericht verzeichnet die Bundeswehr im Jahr 2022 insgesamt fast 19.000 Einberufungen, was einer Steigerung von 12 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Kurz nach der russischen Offensive legte Berlin einen 100-Milliarden-Euro-Fonds auf, um sein militärisches Potenzial über mehrere Jahre zu stärken. In mehreren Reden und Erklärungen hat Regierungschef Scholz seitdem den russischen Einmarsch als Wendepunkt oder Paradigmenwechsel in der Geschichte Europas eingestuft.
av (dpa, ots)
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