Der Streik der deutschen Lokführer legte vor allem S-Bahnen lahm

Ein dreistündiger Streik der Lokführer von Deutschlands größtem Eisenbahnverkehrsunternehmen, der Deutschen Bahn, legte am Montag den Betrieb von S-Bahnen in ganz Deutschland lahm und betraf auch ICE-Hochgeschwindigkeitszüge. Die Auswirkungen auf den Verkehr in Tschechien waren nach Angaben der Tschechischen Bahn nur gering.

Die zum Arbeitskampf aufgerufene Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) droht mit weiteren Streiks, falls die DB ihren Forderungen in den Tarifverhandlungen nicht nachkommt. Die GDL fordert eine Gehaltserhöhung und kürzere Arbeitszeiten für Lokführer.

„Hauptsächlich waren S-Bahnen betroffen. Auf Regionalverbindungen haben wir deutlich weniger Probleme“, bewertete ein DB-Sprecher die Auswirkungen des Streiks kurz vor dessen Ende um 21 Uhr. Ihm zufolge hielten Lokführer auch ICE-Hochgeschwindigkeitszüge in einem Zug an Anzahl der Plätze. So standen beispielsweise mehrere ICE-Züge fast drei Stunden am Bahnhof in Hamm bei Dortmund.

Laut Süddeutscher Zeitung wird es noch mehrere Stunden dauern, bis der Verkehr auf der deutschen Bahn wieder zum Normalfahrplan zurückkehrt. Dem Blatt zufolge ist auf vielen Verbindungen bis in die Morgenstunden mit Verspätungen zu rechnen.

Die Situation in Tschechien? Nur ein paar verspätete Züge

Der am Montagmorgen angekündigte Streik sorgte an vielen deutschen Bahnhöfen für Komplikationen. Vor DB-Informationszentren bildeten sich Schlangen, viele Menschen wussten nicht, ob ihr Zug überhaupt fahren würde oder wie spät es sein würde.

Auf tschechischem Gebiet waren nur wenige Züge vom Streik betroffen. Insbesondere Fernverbindungen hätten sich um ein bis drei Stunden verzögert, sagte die Sprecherin der Tschechischen Bahn, Kateřina Šubová.

Gewerkschaften: Wir schließen eine Wiederholung des Streiks nicht aus

Etliche Fahrgäste äußerten sich in den sozialen Netzwerken kritisch zum Streik. „Liebe GDL, ein kleiner Ratschlag: Ein Streik in einer Zeit, in der die meisten Pendler von der Arbeit zurückkehren, wird Sie nicht sehr sympathisch finden“, twitterte eine Fahrgastfrau, die wegen des Streiks am Bahnhof festsitzt.

Die Gewerkschaften betrachten den Streik jedoch als erfolgreich und schließen eine Wiederholung nicht aus. „Wir gehen davon aus, dass wir noch den ein oder anderen Warnstreik auslösen werden“, sagte GDL-Chef Claus Weselsky.

GDL fordert mehr Geld und weniger Arbeit

Die GDL streikte, um die Geschäftsführung der Bahn zu zwingen, den Lohnforderungen der Fahrer nachzukommen. Die Gewerkschaften fordern eine fünfprozentige Lohnerhöhung und eine zweistündige Arbeitszeitverkürzung pro Woche. Derzeit liegt das Durchschnittsgehalt von Lokführern je nach Dienstjahren zwischen 36.000 und 46.000 Euro (998.000 und 1,27 Millionen Kronen) pro Jahr. Lokführer bei der DB arbeiten 39 Stunden die Woche.

Die Bahn weigert sich bislang, Lohnerhöhungen bei gleichzeitiger Arbeitszeitverkürzung zuzustimmen. Heute Morgen teilte die Konzernleitung mit, dass sie den Gewerkschaften ein neues Tarifangebot unterbreitet habe, an dem sich aber laut GDL gegenüber der bisherigen Position der DB nichts ändere.

Katrin Taube

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