Der Schatten der Rezession breitet sich über Deutschland aus

Nach neuen vom IWF veröffentlichten Daten könnte Deutschland im jahr 2024 mit einer schwereren Rezession konfrontiert sein als bisher prognostiziert, wobei das BIP um 0,5 % sinken wird, verglichen mit der vorherigen Prognose von -0,3 % im Juli.

Deutschland, das lange Zeit als Wirtschaftsmacht Europas galt, wird laut den neuesten vierteljährlichen Prognosen des IWF im jahr 2024 voraussichtlich eine tiefere Rezession erleben als erwartet. Diese Situation wäre eine Folge hoher Zinsen und eines schleppenden Außenhandels.

Der IWF hat seine Wirtschaftswachstumsprognose für Deutschland gesenkt und erwartet nun einen BIP-Rückgang von 0,5 % für Europas größte Volkswirtschaft, verglichen mit -0,3 % in seiner vorherigen Schätzung im Juli. Deutschland wäre damit das einzige G7-Land, dessen Wirtschaftsaktivität im jahr 2024 schrumpfen würde. Diese schlechte Entwicklung Deutschlands wirkt sich auch auf die Wachstumsprognose für die Eurozone aus, die für 2023 um 0,2 Prozentpunkte auf 0,7 % gesenkt wurde. Für Deutschland prognostiziert der IWF für die zweite Jahreshälfte einen leichten Konjunkturrückgang und setzt damit eine Reihe schlechter Konjunkturindikatoren aus dem Sommer fort.

Deutschland erlebt derzeit einen doppelten wirtschaftlichen Schock, der durch die Schwäche zinssensitiver Sektoren und die nachlassende Nachfrage seiner Handelspartner beeinflusst wird. Andere Länder der Eurozone haben etwas bessere Wirtschaftsaussichten. Frankreich beispielsweise sieht eine Anhebung seiner Wachstumsprognose um 0,2 Prozentpunkte auf 1,0 % aufgrund der Erholung der Industrieproduktion und der Auslandsnachfrage im ersten Halbjahr. In Italien hingegen, wo die Inflation die höchste in der Eurozone ist, wird ein Wirtschaftswachstum von 0,7 % erwartet, 0,4 Punkte weniger als bisher prognostiziert.

Der IWF geht davon aus, dass sich die deutsche Wirtschaft im Jahr 2024 erholen wird, obwohl die Prognose auf 0,9 % BIP-Wachstum nach unten korrigiert wurde, verglichen mit 1,3 % im Juli. Mehrere strukturelle Faktoren tragen zum schwachen Wachstum Deutschlands in den letzten Jahren bei, darunter eine alternde Bevölkerung und ein zunehmender Arbeitskräftemangel. Auch andere Hindernisse wie übermäßige Regulierung und der langsame Übergang zur digitalen Wirtschaft werden genannt. Deutschland ist aufgrund seiner Schwerindustrie und seiner teilweisen Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen auch ein großer CO2-Emittent, was eine Beschleunigung des Übergangs zu einer umweltfreundlicheren und technologischen Wirtschaft erfordert.

Trotz der prognostizierten Rezession glauben einige Ökonomen, dass Deutschland über Ressourcen verfügt, um die Situation zu bewältigen. Kleine und mittlere deutsche Unternehmen, oft hochspezialisiert, werden für ihre Fähigkeit geschätzt, wirtschaftliche Schocks zu überstehen und neue Chancen zu finden. Für Holger Schmieding, Ökonom der Berenberg Bank, ist der aktuelle Pessimismus gegenüber Deutschland weitgehend überzogen und er glaubt, dass das Land diese wirtschaftlichen Herausforderungen meistern kann.

Aldrich Sachs

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