Aufhebung des Sonntagsverkaufsverbots, sagen die Deutschen. Händler möchten ihre eigenen Entscheidungen treffen

Drei von fünf Deutschen wollen, dass der Staat den Sonntagsverkauf nicht mehr verbietet. Demnach sollen die Händler selbst entscheiden. Die Traditionsmarken Karstadt und Kaufhof haben die Initiative bereits ins Leben gerufen und wollen sonntags selbst entscheiden. Aber einige andere Händler sind nicht so begeistert.

Berlin – Die meisten Deutschen wollen auch sonntags einkaufen. Zumindest nach den Ergebnissen einer von der Tageszeitung Bild in Auftrag gegebenen Umfrage. Drei von fünf Deutschen (61 Prozent) würden Händlern die Möglichkeit geben, selbst zu entscheiden, ob sie am Sonntag verkaufen. Die restlichen 39 Prozent der Deutschen sind dagegen. Der Sonntagsverkauf ist inzwischen verboten, einzelne Bundesländer gewähren Händlern mehrmals im Jahr eine Ausnahme.

Sonntagsverkauf in Deutschland Sie wollen die Handelsketten Karstadt und Kaufhof vorstellen, die Ende Mai die Initiative „Selbstbestimmter Sonntag“ gegründet haben. Sie haben unter anderem Bedenken, dass sie gegenüber E-Shops einen Wettbewerbsnachteil haben. Karstadt und Kaufhof behaupten, der Sonntag sei einer der wichtigsten Verkaufstage für E-Shops.

Aber nicht alle Trader nehmen das gleich wahr. „Ich sehe keinen Grund für eine bundesweit einheitliche Regelung“, zitiert die Bild beispielsweise Erich Harsch, Chef der Drogeriemarktkette dm.

Albrecht Hornbach, Vorstandsvorsitzender der gleichnamigen Hobbykette, befürchtet, dass der aktuelle Sonderverkauf am Sonntag mit den neuen Regeln seinen Reiz verlieren würde. Händler nutzen die von den Bundesländern erlaubten Ausnahmen, um in ihren Geschäften etwas Außergewöhnliches zu organisieren – im Fall von Hornbach zum Beispiel eine Kinderwerkstatt oder eine Grillshow.

Zudem warnt Hornbach vor überzogenen Erwartungen, die einige Händler seit dem Verkauf am Sonntag hegen.

Die Absicht der „Sonntagsinitiative“ ist laut Die Welt jedoch, nicht alle 52 Sonntage des Jahres geöffnet zu haben. Aber Händler wollen selbst entscheiden, wie viele Sonntage es im Jahr gibt. „Kunden, Mitarbeiter und Händler können frei entscheiden, ob sie sonntags einkaufen, arbeiten oder verkaufen“, sagt Stephan Fanderl, Chef der Warenhauskette Karstadt.

In einigen Bundesländern ist der Verkauf an maximal vier Sonntagen im Jahr erlaubt. Am liberalsten ist die Verkaufsregelung in Berlin, wo Geschäfte bis zu zehnmal im Jahr geöffnet sein dürfen. Gewerkschaften oder Kirchenführer wehren sich seit langem gegen den Verkauf am Sonntag in Deutschland.

Auch bei deutschen Politikern findet die Initiative „Sonntag“ bislang keine nennenswerte Unterstützung. Bild schreibt über die Unterstützung der liberalen FDP. „Händler brauchen gleiche Wettbewerbsbedingungen gegenüber der Online-Konkurrenz, sonst sterben die Innenstädte aus“, sagte Parteichef Christian Lindner. Hinzuzufügen ist jedoch, dass seine Partei bei der letzten Wahl gescheitert ist, im Parlament nicht vertreten ist und ihr realer Einfluss auf die deutsche Politik nicht sehr groß ist.

Aldrich Sachs

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