In den Foren der Impfgegner und Pandemie-Leugner wird der Ton seit letztem Herbst immer radikaler.
Die Zahl von mindestens 250 Mordaufrufen, die ARD-Journalisten in Telegram-Chats entdeckt haben, entspricht den Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden. Der Deutsche Journalistenverband (DJV) hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zu entschlossenem Vorgehen gegen Sender von Aufrufen zu Mord und Gewalt im Telegram aufgerufen. „Wir Journalisten erleben Tag für Tag Anfeindungen aus dem Anti-Impfstoff-Lager und Pandemie-Leugner“, sagte Frank Ueberall, Bundesvorsitzender des DJV, am Mittwoch (05.02.).
Nancy Faeser sagte der ARD, dass Drohungen und Gewalt nicht geduldet werden können. „Wenn Leute radikal und aggressiv werden, ist das Limit meiner Meinung nach ausgeschöpft. In einer solchen Situation muss der Rechtsstaat mit aller Kraft eingreifen“, sagte der Minister.
Guillotine, Schlinge? Niemand ist dagegen
Allerdings sei davon auszugehen, dass die 250 von Journalisten aufgedeckten Mordaufrufe nur „die Spitze des Eisbergs“ seien – heißt es in einer Stellungnahme des Hamburger Rundfunks. Telegram erlaubt im Gegensatz zu Twitter nur Nutzern, die Mitglied der entsprechenden Gruppen sind, nach Kanälen und Chats zu suchen, wie die ARD betont: Niemand von außen kann sie sehen.
Ab Anfang November waren es nur noch drei Tage frei von verbalen Ermahnungen, um Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Medizin und Medien „Galgen, Guillotine oder Schlinge“ zu bereiten.
Diese Anrufe wurden sowohl an geheime als auch an offene Chatgruppen verteilt, vermutlich oft sogar unter echten Namen. Kaum jemand widersprach – auch in großen Gruppen von über 50.000 Mitgliedern.
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ARD-Journalisten sagten, die Drohungen seien gegen einige Personen mehrfach wiederholt worden. Dazu gehören der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmann (CDU), der deutsche Justizminister Marco Buschmann (FDP), der bayerische Ministerpräsident Markus Soeder (CSU), der CDU-Chef Friedrich Merz, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) , ehemaliger Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und sein Nachfolger Karl Lauterbach (SPD).
(DPA, EPD / sier)
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