Wer waren die Königinnen der Steinzeit?

Einige Gelehrte argumentieren, dass die Statuetten, weil sie vage naturalistisch und nicht realistisch und einer realen Person nachempfunden sind, einen zeremoniellen oder Gedenkzweck hatten. Diese Frauenstatuetten könnten daher als Bindeglied zwischen der Welt der Lebenden und der der Toten gedient haben. Anderen Forschern zufolge handelt es sich dabei um Ritualgegenstände, die Schamanen oder Heilern gehörten und denen übernatürliche Kräfte zugeschrieben wurden.

Andere Hypothesen entfernen sich von diesen religiösen oder mystischen Aspekten und sind eher bodenständig. Die unterschiedlichsten Erklärungen haben sich herauskristallisiert: bezaubernde Bildnisse, Kinderspielzeug usw. Es ist natürlich möglich, dass diese Statuetten aus verschiedenen Gründen an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten hergestellt wurden; die Vielfalt der geografischen Gebiete und Epochen, in denen sie entstanden sind, lässt dies zu.

Nach einer neueren und umstrittenen Theorie sind einige Statuetten Selbstporträts, die aus der Sicht einer Frau gemacht wurden, die ihren eigenen Körper betrachtet. Fortschritte in der Forschung und neue Entdeckungen werden zweifellos zu neuen Theorien führen.

PRAKTISCHE ASPEKTE

Die großzügigen Kurven, die verschwenderischen Brüste und die Potenz dieser Statuetten führen viele Forscher zu der Annahme, dass sie eine Verbindung zur Fortpflanzung haben. Studien zur Geburtenrate und Demografie zeitgenössischer Jäger und Sammler zeigen, dass eine Frau, die das 40. Lebensjahr bei guter Gesundheit erreicht, im Durchschnitt sechs bis sieben Kinder hatte.

Aber im Paläolithikum war die Kindersterblichkeit viel höher. Es ist schwierig, eine genaue Zahl zu ermitteln, aber bestimmten Studien zufolge starben ungefähr 28 % der Kinder vor dem Alter von einem Jahr. Neben der hohen Säuglingssterblichkeit dürften Fälle von Müttersterblichkeit weit verbreitet gewesen sein, obwohl diese schwer zu zählen sind. Angesichts dieser demografischen Trends hatten die Bevölkerungen sicherlich Mühe, sich selbst zu ernähren.

Aldrich Sachs

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