Ein deutscher Politiker beschrieb gestern Abend in Altgriechisch die Situation nach der Bundestagswahl zur Nachfolge von Bundeskanzlerin Angela Merkel: Stase. Die Sperrung. Jeder der beiden Kandidaten, der Sozialdemokrat Olaf Scholz (SPD) und der Konservative Armin Laschet (CDU-CSU), landeten Kopf an Kopf in den Wahlurnen (25,7 % für den Ersten, 24,1 % für den Zweiten, so eine vorläufige offizielle Zählung an diesem Montagmorgen bekannt gegeben), behauptet das Kanzleramt.
Blockierung? Kurz nach der Bekanntgabe der ersten Wahlergebnisse um 18.30 Uhr auf den deutschen Kanälen verkündete Laschet, der frühere Journalist, der gestern einen letzten Wahlkampffehler machte, indem er seinen ausgefüllten Stimmzettel in die Kameras zeigte, aus der Berliner CDU-Zentrale seine Entschlossenheit der nächste Kanzler zu sein. Trotz des historischen Rückschlags der Partei von Angela Merkel (ohne übertriebene Freude neben Laschet auf dem Podium anwesend, vor einer Halb-Feige-Halb-Traube-Versammlung) versicherte der Konservative, er werde „alles tun, um eine Regierung zu bilden“. Keine Frage also, dass er sich geschlagen gibt.
Dabei eilte Olaf Scholz in die SPD-Zentrale, um sich auch als künftiger Bundeskanzler auszugeben, im Hornkonzert der linken Berliner Stadt. Wieder im Kostüm des scheidenden Kanzlers gekleidet, lobte der Vorsitzende der deutschen Linken den „Pragmatismus“, die „Zuverlässigkeit“ und die „Regierungsfähigkeit“ seiner Partei. Auf dem Papier ist er durch seinen Vorsprung in Bezug auf Stimmen und wahrscheinlich Sitze in der zukünftigen Versammlung gestärkt – angesichts der Komplexität des deutschen Wahlsystems mussten wir die letzten Auszählungen über Nacht abwarten, um sicher zu sein. Allerdings ist es nicht garantiert, den Showdown links/rechts zu gewinnen.
Niemand will die SPD-CDU-Koppelung überprüfen
Traditionell führt der Vorsitzende der siegreichen Partei die Verhandlungen mit den anderen Parteien, um eine Koalition zu bilden. Eine Tradition, keine verfassungsrechtliche Verpflichtung, dazu schweigt das deutsche Grundgesetz. Außerdem ist es schon vorgekommen (insbesondere beim Altkanzler Helmut Kohl), dass der Wahlsieger am Ende doch nicht Bundeskanzler ist. Es wird das Zusammenspiel politischer Machtverhältnisse überwiegen.
Ab heute Morgen beginnen die Verhandlungen mit den anderen Parteien (Grüne, FDP, Linksextreme, falls es ihr gelingt, Abgeordnete zu halten), um die Ministerressorts zu verteilen und den Koalitionsvertrag, ein rund 200 Seiten umfassendes Dokument, zu verabschieden bis ins kleinste Detail die durchzuführenden Maßnahmen. Sie können Wochen oder sogar Monate andauern. Nach der Wahl 2017 dauerte es 171 Tage, bis Angela Merkel wieder zur Kanzlerin ernannt wurde und eine CDU-SPD-Koalition anführte. Diesmal wollen die beiden Parteien nach eigenen Angaben „vor Weihnachten“ abschließen. Angesichts der Streuung der Sitze werden drei Parteien benötigt, um eine Mehrheit zu erreichen.
Zwischen Olaf Scholz und Armin Laschet wird er derjenige sein, der potenzielle Partner davon überzeugt, dass er das beste politische Momentum hat. Darum ging es gestern spätabends im deutschen Fernsehen bei der „Runde der Elefanten“: einer Übung, bei der die Parteiführer auf den Sets paradieren. Auch hier ist Scholz im Vorteil, nachdem er gestern mit seiner todgeweihten SPD als Erster angetreten war. Während Laschet mit den Deutschen Merkels Treuhandkapital verspielte, brachte dies die CDU um mehr als 8% zum Einsturz. Welche möglichen Koalitionen, in dem Wissen, dass weder die Spitzenpolitiker noch die Wähler das beruhigende SPD-CDU-Team überprüfen wollen?
Die Grünen und die Liberalen haben eine Karte zu spielen
Bei diesem Schachspiel können die Königsmacherparteien, die Grünen und die Liberalen, trotz ihrer Neigung nach links für erstere, nach rechts für letztere, mehrere parallele Verhandlungen führen, sowohl mit Scholz als auch mit Laschet. Und damit den Einsatz für den Koalitionsvertrag erhöhen. Scholz will seine Sozial- und Umweltpolitik mit den Grünen verfolgen, schließt aber eine Verbindung mit der FDP (11,7 %) nicht aus, die als verlässlicher gilt als die Linke – die die Nato, ein Tabu für die Deutschen, verlassen will. . Aber die Liberalen lehnen die geplanten Steuererhöhungen ab, wollen sie im Gegenteil senken! Laschet ist auf der gleichen Linie, aber er braucht auch die Grünen, die neue dritte unumgängliche Kraft mit ihren rund 14 Prozent – wohl wissend, dass niemand mit der rechtsextremen AfD paktieren will… Kurz gesagt, das ganze Thema für die beiden Konkurrenten müssen wissen, zu welchen Zugeständnissen sie bereit sind, um den heiligen Gral der Kanzlei zu gewinnen.
In jedem Fall werden die gestern gewählten oder wiedergewählten Abgeordneten spätestens am 26. Oktober im Reichstag (dem historischen Gebäude, in dem der Bundestag tagt) zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammenkommen. Wenn es soweit ist, werden sie den Kanzler mit absoluter Mehrheit wählen. Es sei denn, ein totaler Stillstand zwingt den Präsidenten der Republik Steinmeier, die Versammlung aufzulösen und Neuwahlen auszurufen…
„Web pioneer. Typical pop culture geek. Certified communicator. Professional internet fanatic.“