EP-Vizepräsident: „Polen und Ungarn bedrohen die EU“ | Deutschland – aktuelle deutsche Politik. DW-Nachrichten auf Polnisch | DW

Der SPD-Politiker erklärte, dass diese Tendenz in Ungarn begonnen habe, Polen aber inzwischen denselben Weg eingeschlagen habe.

Die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Katarina Barley, warnte auf NTV vor dem Zusammenbruch der Europäischen Union und erklärte, dass sich die Regierung in Warschau mit dem Urteil des polnischen Verfassungsgerichtshofs von der europäischen Rechtsgemeinschaft verabschiedet habe.

Barley verwies auf Ungarn als das Land, in dem die „antieuropäische Tendenz“ begonnen habe. „Der Lawineneffekt begann in Ungarn. Es gibt Zustände, unter denen wir nicht mehr von Demokratie sprechen können“, betonte die deutsche Politikerin. Gleichzeitig fügte sie hinzu, dass die polnische Regierung die autokratische Denkweise des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban übernommen habe. „Im Falle Polens und Ungarns , haben wir zwei Länder, die seit einigen Jahren versuchen, unser Verständnis von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu ändern“, erklärte sie.

„Die EU muss endlich konsequenter agieren“

Auch EU-Ländern wie Slowenien droht nach Ansicht des Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments eine ähnliche Entwicklung der Lage. Polen und Ungarn werden sich meiner Meinung nach nicht mit der Abschaffung der Unabhängigkeit der Justiz in ihren Ländern zufrieden geben, sondern solche Maßnahmen in der gesamten Europäischen Union durchsetzen wollen, sagte der SPD-Politiker. „Ich sehe eine konkrete Gefahr, dass die Europäische Union nicht so weitermachen kann, wenn wir jetzt nichts unternehmen“, warnte Barley auf NTV. „Die Gefahr ist absolut real. Deshalb muss die EU jetzt endlich konsequenter handeln.“

Barley: „Wir sehen jetzt die Auswirkungen einer über viele Jahre gescheiterten Migrationspolitik.“

Katarina Barley verwies auch auf die Situation an der polnisch-belarussischen Grenze und betonte, dass die aktuelle Krise vor allem zeige, was auf europäischer Ebene nicht erreicht worden sei. „Wir sehen jetzt die Auswirkungen einer gescheiterten Migrationspolitik über viele Jahre“, bemerkte Barley. Sie fügte hinzu, dass sich die neue Bundesregierung im EU-Rat zu einer gemeinsamen Migrationspolitik bekennen müsse. „Wenn die Europäische Union keine gemeinsame Migrationspolitik hat, kann sie leicht erpresst werden.“

„Polen ein Opfer seiner eigenen Politik“

Barley räumte auch ein, dass die Entwicklung einer gemeinsamen EU-Migrationspolitik äußerst schwierig sei, weil Länder wie Ungarn und Polen jahrelang nichts mit der Flüchtlingsthematik zu tun haben wollten. Polen werde ihrer Meinung nach Opfer seiner eigenen Politik. „Vielleicht wird Polen durch die aktuelle Entwicklung der Lage erkennen, dass es alleine nicht zurecht kommt“, sagte sie. Gleichzeitig betonte sie, dass die aktuelle Migrationskrise an den polnischen Grenzen nicht nur ein polnisches, sondern vor allem ein europäisches Problem sei. Deshalb sei es ihrer Meinung nach richtig, Polen in dieser Krise zu unterstützen.

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Aldrich Sachs

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