Olaf Scholz, Deutschlands neuer Bundeskanzler, hat zum ersten Mal seit seinem Amtsantritt in der vergangenen Woche vor Bundestagsabgeordneten gesprochen. Zu den großen Themen auf der Agenda der neuen Regierungskoalition in Deutschland gehören die Beziehungen zu China.
Ein wichtiger Wirtschaftspartner, da China neben den Vereinigten Staaten die wichtigste Weltmacht ist… aber ein Partner, der Berlin an den Ecken in Verlegenheit bringt, weil er die von Deutschland vertretenen Werte wie die Verteidigung der Menschenrechte nicht respektiert.
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Besuch bei Dissidenten und Unternehmen
Im Oktober nahm der chinesische Präsident Xi Jinping Abschied von Angela Merkel. Die chinesischen Medien strahlten Ausschnitte aus dem Video ihres Interviews aus, in dem das Staatsoberhaupt die Kanzlerin als „langjährigen Freund“ bezeichnet.
Bei jeder ihrer Reisen nach China achtete Angela Merkel darauf, auch Dissidenten zu treffen. Aber diese Treffen störten die chinesische Macht angesichts der guten Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern nicht.
Wang Wenbin, Sprecher des chinesischen Staatschefs, sagte, er hoffe, dass die Zusammenarbeit mit der neuen deutschen Regierung dieselbe bleibe: eine pragmatische Beziehung.
Ungünstige öffentliche Meinung
Doch im Koalitionsvertrag könnten fünf Punkte China erschaudern lassen: Unterdrückung der Uiguren in Xinjiang, Menschenrechte, Hongkong, Taiwan und Spannungen im indo-pazifischen Raum.
„Die neue Bundesregierung hat ihr Mandat von den Leuten bekommen, die sagen, dass sie zu 75% ein negatives Bild von China haben. Das wird sich in der Politik bemerkbar machen.“ prognostiziert Jörg Wuttke, Präsident der Europäischen Handelskammer in China, der glaubt, dass sich der Ton beim Thema Menschenrechte verhärten werde. Er hofft aber, dass die Situation nicht eskaliert.
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Olaf Scholz, der neue SPD-Kanzler, hat sich noch nicht geäußert, aber seine Umweltschützer und FDP-Partner stehen der Macht in Peking durchaus kritisch gegenüber.
Spannende Olympiade
„Sie müssen Bilanz ziehen, ausdrücklich Jörg Wuttke. China wird außenpolitisch an der Spitze der Themen stehen, zumal die Olympischen Spiele näher rücken und politisch ziemlich heiß zu werden versprechen.“
Die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Australien und Kanada haben bereits angekündigt, keine Diplomaten, sondern nur Sportler zu den Olympischen Spielen in Peking zu schicken.
Deutschland, Chinas wichtigster Handelspartner in Europa, hat sich nicht geäußert. Zumindest noch nicht: Außenministerin Annalena Baerbock schließt einen solchen Teilboykott nicht aus:
„China ist auch unser Partner, als Europäer und für die G7. Es gibt viele internationale Fragen, die wir gemeinsam beantworten müssen, erkennt den Minister an. Aber China ist auch ein Konkurrent, mit einem anderen System, das mit unserem konkurriert.“
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Deutschland hofft, dass die Europäische Union zu einer gemeinsamen Position kommt. Um nicht allein zwischen wirtschaftlichem Pragmatismus und Menschenrechten wählen zu müssen.
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