Flüsse in Deutschland fallen, aber die Behörden wollen die Hochwasserwarnung noch nicht aufheben




CTK

Aktualisiert 19. 7. 2021 12:17

Die Lage in Deutschland, das in den letzten Tagen von verheerenden Überschwemmungen heimgesucht wurde, beruhigt sich. Die bayerische Stadt Passau wird voraussichtlich ein großes Hochwasser vermeiden, auch Sachsen, das die Bahnstrecke zwischen Dresden und Prag teilweise geöffnet hat, meldet Verbesserungen. Im Westen des Landes, wo bei der verheerendsten Flut seit Jahrzehnten mindestens 165 Menschen ums Leben kamen, gehen die Rettungsarbeiten weiter.

Überschwemmungen, die der westliche Teil Von Deutschland die am Mittwoch von Gewittern und Regengüssen betroffen waren und am Samstag auch den Osten des Landes trafen, forderten nach aktuellen Angaben mehr als 160 Menschenleben.

In Rheinland-Pfalz, konkret im am stärksten betroffenen Kreis Ahrweiler, sind nach neuesten Polizeiberichten 117 Tote und 749 Verletzte registriert. Die Bilanz ist im Vergleich zum Sonntag um weitere sieben Tote gestiegen. In Nordrhein-Westfalen gab es am Sonntag 46 Opfer, auch in Bayern starben zwei Menschen.

In Passau erreicht die Donau derzeit eine Höhe von 8,18 Metern. Damit bleibt er hinter dem höchsten Hochwasserstand zurück, der ab 8,5 Metern gilt. Nach Angaben der örtlichen Polizei ist der Zustand der Katastrophe noch in weiter Ferne, die Aufhebung der Hochwasserwarnung steht aber nach Behördenangaben nicht auf der Tagesordnung. In der Stadt nahe der Grenze zu Tschechien liegen Überschwemmungsgebiete und einige Parkplätze unter Wasser, Anwohner schützen ihre Häuser mit Sandsäcken und anderen Absperrungen.

Aufatmen kann man auch im alpinen Berchtesgaden, wo die Ache am Wochenende zwei Menschen tötete. Weitere 160 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Geologen untersuchen nun wassergetränkte Hänge auf mögliche Erdrutsche.

Auch in Sachsen beruhigt sich die Lage, wo am Wochenende Wasser in den Landkreisen Bautzen und Görlitz Straßen und Keller überschwemmte. Die Lausitzer Nisa erreichte den höchsten vierten Hochwasserstand in Zittau.

Wegen sintflutartiger Regenfälle wurde der Verkehr auf der Hauptbahnstrecke von Dresden nach Prag in der Nacht auf Sonntag eingestellt. Auf deutscher Seite wurde nach Angaben der DPA ein Gleis wieder aufgenommen und der beschädigte Abschnitt von Děčín bis zur Grenze zu Deutschland am Sonntagmorgen von tschechischen Bahnarbeitern repariert.

Die Aufräumarbeiten in Westdeutschland gehen weiter. Nahe der Stadt Erftstadt in Nordrhein-Westfalen wurden mehr als 100 Fahrzeuge durch das Hochwasser auf der Schnellstraße gerettet. In ihnen wurden nach Angaben der Retter keine Toten gefunden.

Der Pegel in der nahegelegenen Steinbachtalsperre ist unter kritische Werte gesunken. Damit war nach Angaben der örtlichen Behörden die Gefahr des Dammbruchs gebannt. Dadurch können Evakuierte aus den Unterstädten Swisttal und Rheinbach in ihre Wohnungen zurückkehren.

Bundesinnenminister Horst Seehofer besucht am Montag die am stärksten betroffenen Gebiete in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Die Opposition kritisiert ihn für das angebliche Versagen des drohenden Katastrophenwarnsystems. Auch einige Regierungspolitiker sind aufgerufen, die Reaktion der Behörden auf die verheerende Flut und mögliche Lehren gründlich zu untersuchen.

Video vom Hochwasser in Deutschland:

Eine große Tragödie in Deutschland. Tausend Menschen werden nach den Überschwemmungen vermisst, Dutzende wurden bestätigt. | Video: Reuters

Auch die Überschwemmungen hatten am Wochenende zu kämpfen Österreich, wo die Pegel der meisten überfluteten Flüsse bereits sinken. Das Hochwasser verursachte an mehreren Stellen Schäden, wobei Salzburg am stärksten betroffen war. Die Halleiner Altstadt wurde komplett überflutet, wo die Behörden heute mit der Schadenszählung begannen. Bis zu 50 Menschen können nicht mehr in ihre Häuser zurückkehren, teilte die APA mit.

Dramatisch war die Lage auch in Donaustädten wie Krems oder Sankt Pölten, wo wie in Passau der Pegelstand zu sinken begann. Im Tiroler Kufstein, das bis Sonntagabend mit heftigen Regenfällen zu kämpfen hatte, schöpfen Feuerwehrleute seit heute Morgen Wasser aus Kellern und Tiefgaragen. Tonnen von Schwemmsand und Kies werden auch aus Bächen entfernt, die von den Ufern verschüttet wurden.

Aldrich Sachs

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